Emanzipation total

Impuls zum 8. Sonntag im Jahreskreis A — 26. Februar 2017

geld xpQuelle

Zenit.org, 26. Februar 2017, Peter von Steinitz

Im Evangelium des heutigen 8. Sonntags im Jahreskreis sagt der Herr etwas sehr Einleuchtendes. Niemand kann zwei Herren dienen. Wir müssen uns entscheiden: dienen wir Gott oder dienen wir dem Mammon? Eine solche Alternative ist für den heutigen Menschen vielfach nicht mehr nachvollziehbar. Warum? Weil er nicht an Gott glaubt. Er macht die Dinge, wie er will, und meint sogar – inkonsequent, wie er eben auch ist – dass Gott, an den er nicht glaubt, sich aus allem heraus halten soll.

Ist es nicht so, dass man es manchmal mit Händen greifen kann, wie der Mensch sich in den letzten siebzig Jahren verändert hat? Er ist es einfach gewohnt, dass er die Dinge selber plant und macht, als ob es Gott nicht gäbe. Er hat sich für Mammon entschieden, wobei unter diesem Wort viel mehr als nur das Geld zu verstehen ist.

Dabei passt es ihm vielfach nicht, dass er – wenigstens zum Teil – abhängig sein soll von Dingen, die von der Natur vorgegeben sind.

In den meisten Zusammenhängen ist dieses Alles-selber-machen-Wollen harmlos. Aber wenn Fragen der Moral berührt werden, geht es manchmal erheblich daneben.

Wir alle kennen die Problematik des menschlichen Lebens am Anfang und am Ende. Wenn Eheleute – ich meine jetzt Mann und Frau – aus gutem Grund von der natürlichen Gegebenheit Gebrauch machen, dass nicht jeder sexuelle Akt ein Kind hervorbringt, d.h. eine natürliche Empfängnisregelung nutzen, ist dagegen nichts zu sagen. Aber der Mensch will jederzeit Geschlechtsverkehr haben und sich nicht einem natürlichen Modus unterwerfen. Also muss die von Menschen gemachte Pille immer einsatzbereit sein. Und wenn es mal ‚schief gegangen’ ist, dann eben die ‚Pille danach’. Deren Hersteller verdienen sich eine goldene Nase, so dass es nicht allzu verwunderlich ist, dass in praktisch allen europäischen Ländern der Gesetzgeber dem Rechnung getragen hat, will sagen es erlaubt hat.

Am Ende des Lebens liesse sich ebenfalls viel Geld verdienen, wenn der Gesetzgeber hier nicht so empfindlich wäre (in Deutschland haben wir immer noch die Schatten der braunen Zwangsherrschaft, die sich auf diesem Gebiet sehr hervorgetan hat). Aber wir können beruhigt sein, wir werden genauso umfallen wie die Parlamente in den Benelux-Staaten und Frankreich. Hier hat der Volksmund (leider) recht: Geld regiert die Welt.

Aber wenn es ‚nur’ um Empfängnisverhütung ginge! Nur zu oft geht es dann doch ‚vorher’ und ’nachher’ schief. Ein Kind entsteht doch (welch ein Unglück: ein Kind!). Vor einigen Jahren wollte man sogar eine Volksabstimmung organisieren: Abtreibung sollte nicht nur erlaubt sein, sondern als Menschenrecht fest geschrieben werden. Allerdings, welcher Mensch und welches Recht? In Frankreich ist es schon Staatsdogma.

Bezeichnenderweise hängt alles irgendwie zusammen. In Irland hat man vor kurzem über die glanzvolle Abstimmung zur sog. Homo-Ehe gejubelt. Und schon hat sich Amnesty International, das seit 2007 die Abtreibung zum Menschenrecht erklärt hat, in Irland in Stellung gebracht, um auch die Abtreibung entsprechend zu legalisieren. Man könnte fragen, was hat die Homo-Ehe mit Abtreibung zu tun? Eigentlich nichts. Aber diese und viele andere Organisationen sehen in beiden Freigaben ‚wichtige Etappen’, nämlich ‚zivile Errungenschaften’ auf dem langen Weg zum Fortschritt. Besser gesagt zum Mammon. In diesen Bereichen kann man erfahrungsgemäss viel Geld verdienen.

Ganz sicher sind diese und andere ‚Etappen’ wichtige Meilensteine auf dem Weg der endgültigen Emanzipation des Menschen von der Schöpfung und damit vom Schöpfer.

Hier zeigt sich wieder einmal die kluge Volksweisheit: ‚Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz’. Es ist der unbändige Stolz, die reine Hybris, wenn die Gender-Ideologie sagt: Ich will mir nicht vorschreiben lassen, ob ich Mann oder Frau oder sonst was bin! Aber ist es nicht zugleich auch unendlich dumm?

Bitten wir den Herrn, dass er dieses aus den Fugen geratene Europa wieder zur Vernunft bringt. Zu einer wahrhaft vernünftigen Auffassung vom Bild des Menschen, der gut daran tut und der sich gleichzeitig dabei sogar wohl fühlt, wenn er sich in die vom Schöpfer vorgegebenen Bedingungen einfügt.

Das kann er auch noch, wenn er nicht an einen persönlichen Gott glaubt.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.  Der Fe-Medienverlag hat einige ZENIT-Beiträge vom Autor als Buch mit dem Titel „Der Stein, den die Bauleute verwarfen“ herausgebracht.

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