Sie pries Gott
Evangelium Tag für Tag — Montag der 30. Woche im Jahreskreis: Lukas 13,10-17
Quelle, 24. Oktober 2016, Redaktion
Hl. Antonius Maria Claret – Tages-Heiliger
In jener Zeit lehrte Jesus am Sabbat in einer Synagoge.
Dort sass eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie konnte nicht mehr aufrecht gehen.
Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst.
Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott.
Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat!
Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke?
Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen?
Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die grossen Taten, die er vollbrachte.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Gregor von Narek (um 944-um 1010), armenischer Mönch und Dichter
Buch der Klagen, Nr.18
„Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott“
Es gab eine Zeit, da ich nicht war, und du hast mich geschaffen.
Ich hatte nicht darum gebeten, doch du hast mich gemacht.
Ich war noch nicht ans Licht gekommen, da hast du mich gesehen.
Ich war noch gar nicht auf der Welt, da hattest Mitleid du mit mir.
Ich hatte nicht nach dir gerufen, da galt mir deine Sorge schon.
Ich hatte noch nicht zum Zeichen meine Hand erhoben, da schautest du mich an.
Ich hatte noch nicht darum gefleht, da galt mir dein Erbarmen.
Ich hatte noch keinen Laut von mir gegeben, da hast du mich gehört.
Ich hatte noch keinen Seufzer getan, da schenktest du mir schon Gehör.
Du hast gewusst, was nun mit mir geschehen würde,
und hast dich doch nicht abgewandt von mir.
Du hast mit deinem Auge, das die Zukunft sieht,
die Schuld des Sünders, der ich bin, geschaut,
und hast mich doch geformt.
Nun lass nicht zu, dass mich,
den du geschaffen hast,
den du gerettet hast,
dem deine doch so große Sorge galt,
ins ewige Verderben reisst der Sünde Makel,
das Werk von dem, der stets uns anklagt! […]
Gebunden, gelähmt,
gekrümmt wie die kranke Frau,
hat meine arme Seele, sich aufzurichten, keine Kraft.
Sie senkt zur Erde ihren Blick, die Sünde drückt sie schwer,
gefesselt ist sie von des Satans harten Banden […]
Neige dich mir zu, du einziger Barmherziger,
mir, dem armen Baum, der denkend kam zu Fall.
Ich bin verdorrt; so lass mich neu erblühen
in Schönheit und Pracht,
getreu dem göttlichen Wort des Propheten (Ez 17,22−24) […]
Du bist allein mein Beschützer,
lenk doch auf mich deinen Blick,
der der Sorge deiner unsagbaren Liebe entspringt…
und aus nichts wirst du in mir sogar das Licht erschaffen (vgl. Gen 1,3).
Lesungen
Brief des Apostels Paulus an die Epheser 4,32.5,1-8
Brüder! Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder,
und liebt einander, weil auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt.
Von Unzucht aber und Schamlosigkeit jeder Art oder von Habgier soll bei euch, wie es sich für Heilige gehört, nicht einmal die Rede sein.
Auch Sittenlosigkeit und albernes oder zweideutiges Geschwätz schickt sich nicht für euch, sondern Dankbarkeit.
Denn das sollt ihr wissen: Kein unzüchtiger, schamloser oder habgieriger Mensch – das heisst kein Götzendiener – erhält ein Erbteil im Reich Christi und Gottes.
Niemand täusche euch mit leeren Worten: All das zieht auf die Ungehorsamen den Zorn Gottes herab.
Habt darum nichts mit ihnen gemein!
Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts!
Psalm 1,1-2.3.4.6
Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt,
nicht auf dem Weg der Sünder geht,
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des Herrn,
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.
Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist,
der zur rechten Zeit seine Frucht bringt
und dessen Blätter nicht welken.
Alles, was er tut,
wird ihm gut gelingen.
Nicht so die Frevler:
Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,
der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.
(Quelle: Evangelium Tag für Tag – © Evangelizo.org 2001-2016)
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