‘Entwicklung im Lauf der Jahrhunderte’

Geschichtliches über die Haltung beim Kommunionempfang

Quelle. Pater Edward McNamara – zu weiteren liturgischen Themen

Pater Edward McNamara, Professor für Liturgie und Studiendekan der Theologischen Fakultät am Päpstlichen Athenäum „Regina Apostolorum“ in Rom, beantwortet eine Frage über den Kommunionempfang.

Frage: Sie haben in Ihrem Artikel vom 30. September 2016 ausführlich darüber gesprochen, wie häufig man die Kommunion empfangen darf und mehrere praktische Gründe genannt, weswegen dieser Aspekt im Laufe der Jahrhunderte Veränderungen unterworfen war. In der Einleitung sagten Sie, Sie seien gezwungen, eine knappe Antwort zu geben, was vernünftig erscheint, und so mussten Sie Dinge wie die Haltung, die man beim Empfang einnehmen sollte, übergehen. Meiner Meinung nach wäre es sehr interessant, dieser Frage vom Standpunkt der historischen Entwicklung aus nachzugehen. Könnten Sie uns vielleicht einen kurzen geschichtlichen Abriss über die Haltungen und die Praxis der Gläubigen während des Kommunionritus geben? — M.S., Pittsburgh, Pennsylvania, USA

Pater Edward McNamara: Die Haltung, in der man die Kommunion empfängt, hat im Laufe der Zeit variiert und weist immer noch unter den verschiedenen Riten der Kirche Unterschiede auf. Sie hängt auch von der Häufigkeit des Kommunionempfangs und davon ab, ob man die Kommunion unter einer oder beiden Gestalten empfängt; schliesslich auch von der Art und Weise, wie man die beiden Gestalten austeilt.

Was den Ort angeht, an dem die Gläubige die Kommunion empfangen, begünstigte die frühe Tradition lateinischer Prägung, dass man sich hierzu dem Altar näherte. Tatsächlich behielten die meisten späteren Formen eine gewisse Beziehung zum Altar bei, obwohl er sich physisch an einem anderen Ort befand. In einigen Gebieten, wo viele Menschen zur Kommunion gingen, pflegte der Klerus, sich zu den Gläubigen hinzubegeben.

Als man den Chorraum vom Hauptschiff der Kirche durch Tore abzutrennen begann, wurden diese zur Zeit der Kommunion geöffnet, damit die Gläubigen eintreten und an einem Seitenaltar die Kommunion empfangen konnten. Vom 9. Jahrhundert an aber kam man von dieser Praxis ab. Danach wurde der Chorraum immer öfter von einer hohen Wand umgeben und die Gläubigen gingen zum Kommunionempfang zu einem Altar, der im Querschiff, ausserhalb der Trennwand lag. An einigen Orten, wie unter anderem in Nordafrika, näherte sich das Volk einem Geländer, um dort die Kommunion zu empfangen. Diese Geländer war höher als die Altargeländer späterer Zeit und reichten bis zur Brusthöhe hinauf. Und so war es bis dahin gebräuchlich, die Kommunion im Stehen zu empfangen. In den meisten Ostkirchen, wo das Knien keine allgemein übliche liturgische Haltung ist, sieht die Praxis immer noch so aus.

Ab dem 9. Jahrhundert empfing man in der Regel die Kommunion direkt auf der Zunge und unter nur einer Gestalt, der Hostie. In der Zeit vom 11. bis zum 16. Jahrhundert gewann der Brauch, den Leib des Herrn auf den Knien zu empfangen, allmählich in der Kirche lateinischen Ritus an Boden.

Etwa um das 13. Jahrhundert entstand an einigen Orten der Brauch, für Gläubige, die die Kommunion auf den Knien empfingen, ein Tuch auszuspannen, das von zwei Altardienern gehalten wurde. Später (im 16. Jahrhundert) wurde es dann Brauch, ein Tuch über einen Tisch oder eine Bank auszubreiten, die sich zwischen dem Hauptschiff und dem Chorraum befanden. Da sich dieses Vorgehen bei der Austeilung der Kommunion als sehr praktisch erwies, entwickelten sich mit der Zeit feste Altargeländer aus Holz, Metall oder Stein, die sich dann vom 17. Jahrhundert an bis vor kurzem so gut wie überall etablierten.

Obwohl das Zweite Vatikanische Konzil nicht für die Abschaffung der Altargeländer plädierte, wurden sie in der Praxis vielerorts entfernt. Die Praxis, die Kommunion nicht auf den Knien, sondern stehend und auf der Hand zu empfangen hat sich seitdem auch sehr viel mehr verbreitet. Die häufigere Austeilung der Kommunion unter beiden Gestalten, bei der das Kostbare Blut direkt aus dem Kelch getrunken wird, hat sich auch darauf ausgewirkt, dass sich die Haltung änderte.

Nach den liturgischen Normen ist es immer noch erlaubt, sich hinzuknien, allerdings hat die Bischofskonferenz einen gewissen Spielraum, um andere Regeln zu erlassen. Das Knien darf aber nicht verboten werden.

Deswegen hat die Grundordnung des Römischen Messbuchs unter Nr. 160 in den Vereinigten Staaten und anderen englischsprachigen Ländern einen etwas abgeänderten Text.

In England und Wales heisst es dort [wie in der deutschen Übersetzung]:

„Danach nimmt der Priester die Patene beziehungsweise die Hostienschale und geht zu den Kommunikanten. Diese treten in der Regel in Form einer Prozession heran. Es ist den Gläubigen nicht erlaubt, das konsekrierte Brot, auch nicht den heiligen Kelch, selbst zu nehmen und erst recht nicht, sie von Hand zu Hand einander weiterzugeben. Die Gläubigen kommunizieren kniend oder stehend, wie es die Bischofskonferenz festgesetzt hat. Wenn sie aber stehend kommunizieren, wird empfohlen, dass sie vor dem Empfang des Sakramentes eine gebührende Ehrfurchtsgebärde machen, die durch dieselben Normen zu bestimmen ist.“

In den Vereinigten Staaten:

“… In den Diözesen der Vereinigten Staaten wird die heilige Kommunion in der Regel stehend empfangen. Wer die heilige Kommunion kniend empfängt, sollte deswegen nicht abgewiesen werden. Auf solche Fälle sollte man vielmehr in pastoraler Weise eingehen, indem man die Gläubigen durch eine geeignete Katechese über die Gründe für diese Norm aufklärt.

Beim Kommunionempfang beugt der Kommunizierende zum Zeichen seiner Ehrfurcht vor dem Sakrament sein Haupt und empfängt den Leib des Herrn vom Priester. Die konsekrierte Hostie darf entweder auf der Zunge oder auf der Hand empfangen werden, was dem Kommunizierenden anheimgestellt bleibt. Wenn man die heilige Kommunion unter beiden Gestalten empfängt, macht man auch vor dem Empfang des Kostbaren Blutes die Ehrfurchtsgebärde.“

Übersetzt von P. Thomas Fox, LC aus dem englischen Originalartikel https://zenit.org/articles/postures-at-communion/

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