12. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium nach Lukas 9,18-24

In jener Zeit als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute?
Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes.
Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen.
Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.

Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Johannes XXIII. (1881-1963), Papst
Tagebuch der Seele, 1930, Einkehr in Rusciuk

“Er nehme täglich sein Kreuz auf sich”

In diesen Tagen zieht mich die Liebe zum Kreuz meines Herrn mehr und mehr an. Gütigster Jesus, gib, dass es kein Strohfeuer ist, das beim ersten Regen erlischt, sondern ein Brand, der nie verlöscht. Dieser Tage habe ich noch ein schönes Gebet gefunden, das sehr gut zu meiner geistigen Befindlichkeit passt […]: „O Jesus, meine gekreuzigte Liebe, ich bete dich an in all deinen Leiden […] Ich nehme von ganzem Herzen, aus Liebe zu dir, jedes körperliche und geistige Kreuz an, das auf mich zukommt. Und ich gelobe, meine ganze Ehre, meinen Schatz und meinen Frieden auf dein Kreuz zu legen, also auf die Demütigungen, Entbehrungen und Leiden, und mit dem hl. Paulus zu sagen: ,Ich will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn rühmen‘ (Gal 6,14). Was mich betrifft, so will ich auf dieser Erde kein anderes Paradies als das Kreuz meines Herrn Jesus Christus“ […] Alles weist mich darauf hin, dass der Herr mich „auf dem Königsweg des heiligen Kreuzes“ ganz für sich haben will. Und auf diesem Weg und auf keinem anderen will ich ihm folgen […]

Ein wesentliches Merkmal dieser Einkehr war ein grosser innerer Friede und eine grosse innere Freude. Sie machen mir Mut, mich dem Herrn in allen Opfern, die er meinem Gemüt auferlegen will, zu überlassen. Ich möchte, dass ich und mein ganzes Leben immer mehr von diesem Frieden und dieser Freude durchdrungen werden, nach innen und nach aussen […] Ich werde diese innere und äussere Freude gut zu bewahren suchen. Vom hl. Franz von Sales stammt der Vergleich: „Ich bin wie ein Vogel, der im Dornengestrüpp singt“. Ihn nehme ich unter anderem gerne für mich in Anspruch; er soll mir eine ständige Aufforderung sein. Also nicht viele vertrauliche Mitteilungen über das, was Leiden verursachen kann, viel Zurückhaltung und Nachsicht bei der Beurteilung von Menschen und Situationen; grosses Bemühen, besonders für die zu beten, durch die ich Leid erfahre; und dann in allem viel Güte, uneingeschränkte Geduld, im Wissen, dass jede andere Haltung […] dem Geist des Evangeliums und der Vervollkommnung im Sinne des Evangeliums nicht entspricht. Von dem Moment an, wo ich um jeden Preis die Liebe triumphieren lasse, soll es mir recht sein, für einen Niemand gehalten zu werden. Ich will auf mir herumtrampeln lassen, aber dabei geduldig und gütig sein bis zum Heldenmut!

Lesungen

Buch Sacharja 12,10-11.13,1

So spricht der Herr: Über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist des Mitleids und des Gebets ausgiessen. Und sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie man um den einzigen Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint.
An jenem Tag wird die Totenklage in Jerusalem so laut sein wie die Klage um Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo.
An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle fliessen zur Reinigung von Sünde und Unreinheit.

Psalm 63(62),2.3-4.5-6.8-9.
Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.

Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen.

Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.

Ja, du wurdest meine Hilfe;
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.
Meine Seele hängt an dir,
deine rechte Hand hält mich fest.

Brief des Paulus an die Galater 3,26-29

Brüder! Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus.
Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.
Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid “einer” in Christus Jesus.
Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheissung.

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