Hochfest Pfingsten 2016
Evangelium nach Johannes 20,19-23
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
155. Predigt,5-6; PL 38,843
Pfingsten, die Vollendung des Osterfestes
Das jüdische Volk feierte das Pascha, wie ihr wisst, mit der Opferung eines Lammes, das zusammen mit ungesäuerten Broten gegessen wurde. Diese Opferung des Lammes stellte schon die Opferung Jesu Christi dar und die ungesäuerten Brote das neue, vom alten Sauerteig geläuterte Leben […] Fünfzig Tage nach dem Pascha feierte dieses Volk den Augenblick, in dem Gott auf dem Berg Sinai das von ihm eigenhändig, mit seinem Finger geschriebene Gesetz gegeben hatte. Dem Vorausbild des Pascha folgt das Pascha in Fülle (vgl. 1 Kor 5,7). Jesus Christus wurde geschlachtet und führt uns aus dem Tod ins Leben. Das Wort Pascha bedeutet denn auch wirklich „Übergang“, was der Evangelist beschreibt, wenn er sagt: „Die Stunde war gekommen, in der Jesus aus dieser Welt zu seinem Vater gehen sollte“ (vgl. Joh 13,1) […]
Das neue Ostern wird gefeiert, der Herr ist auferstanden und lässt uns vom Tod zum Leben hinübergehen […] und fünfzig Tage später kommt der Heilige Geist, „der Finger Gottes“ (Lk 11,20), auf die Jünger herab. Aber betrachtet nur den Unterschied zu den Ereignissen [auf dem Sinai]. Dort blieb das Volk weit entfernt stehen, es war die Furcht und nicht die Liebe, die es zurückhielt […] Gott stieg auf dem Sinai im Feuer herab, versetzte das Volk in Furcht und Schrecken […] Und ganz anders, als der Heilige Geist auf die Erde herabkam: die Jünger waren „alle beisammen an einem Ort“ und der Geist kam in das Haus, wo sie versammelt waren, ohne sie von der Höhe des Berges zu erschrecken (vgl. Apg 2,1ff.) […]
Sie sahen, so sagt die Schrift, Feuerzungen, die sich verteilten. War es ein Feuer, das schon von Ferne Schrecken verbreitet? Ganz und gar nicht. Diese Feuerzungen liessen sich auf einem jeden von ihnen nieder und jene begannen in verschiedenen Sprachen zu sprechen, wie es der Geist ihnen eingab. Hört die Zunge, die spricht, und versteht, dass es der Geist ist, der schreibt, nicht in Stein sondern in die Herzen (Ex 31,18; 2 Kor 3,3). So ist also das Gesetz des lebenspendenden Geistes (Röm 8,2), geschrieben in das Herz und nicht auf Stein, ist also das Gesetz des lebenspendenden Geistes, so sage ich, in Jesus Christus, in dem das Pascha in ganzer Wahrheit gefeiert worden ist.
Lesungen
Apostelgeschichte 2,1-11
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen liess sich eine nieder.
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Sie gerieten ausser sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien,
von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten,
Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes grosse Taten verkünden.
Psalm 104(103),1-2.24-25.29-30.31.34
Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, wie gross bist du!
Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid,
du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.
Herr, wie zahlreich sind deine Werke!
Mit Weisheit hast du sie alle gemacht,
die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Da ist das Meer, so gross und weit,
darin ein Gewimmel ohne Zahl: kleine und grosse Tiere.
Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört;
nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin
und kehren zurück zum Staub der Erde.
Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen,
und du erneuerst das Antlitz der Erde.
Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn;
der Herr freue sich seiner Werke.
Möge ihm mein Dichten gefallen.
Ich will mich freuen am Herrn.
Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 12,3-7.12-13
Brüder!
Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.
Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.
Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.
Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.
Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus.
Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
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