Lesbos: „Es ist ein Thema für die ganze Welt“
Die Welt hat euch nicht vergessen
Mit diesen Worten hat Patriarch Bartholomaios I. seine Ansprache im Flüchtlingsauffanglager Moria auf Lesbos begonnen. Der ökumenische Patriarch aus Istanbul, Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, hat Papst Franziskus auf der Reise nach Lesbos begleitet. Als Gastgeber war Erzbischof Hieronymus II. von Athen und ganz Griechenland mit von der Partie.
Bartholomaios sprach unverblümt die Sorgen vieler Menschen in Europa an und erklärte: „Diejenigen, die Angst vor euch haben, haben euch nicht in die Augen geschaut. Diejenigen, die Angst vor euch haben, haben nicht in eure Gesichter geschaut. Diejenigen, die Angst vor euch haben, sehen eure Kinder nicht.“ Eben jene hätten vergessen, das Flucht nicht ein Thema des Mittleren Ostens oder von Afrika wäre. „Es ist ein Thema für die ganze Welt.“ Daher werde die Welt danach beurteilt, wie sie die Flüchtlinge behandle, folgert Bartholomaios. Die ganze Welt müsse dafür sorgen, dass das Mittelmeer und die Ägäis wieder ein Ort des Friedens, nicht des Todes, werden.
Diesen Worten schloss sich der Erzbischof von Athen an. Auch er hofft, dass der Frieden wieder einkehrt und von Lesbos eine weltweite Bewegung ausgehe, um wieder Frieden und Sicherheit in die Häuser der Menschen zu bringen. „Wir brauchen nicht viele Worte zu sagen. Nur diejenigen, die in die Augen der kleinen Kinder geschaut haben, die wir im Flüchtlingslager getroffen haben, sind dazu in der Lage, den „Bankrott“ der Menschlichkeit und Solidarität ganz zu erkennen, den Europa in den letzten Jahren bekundet hat.“
Neben dem humanitären Aspekt der Reise auf die Flüchtlingsinsel Lesbos stand die Ökumene im Mittelpunkt. Das unterstrich Bartholomaios, indem er Franziskus und Hieronymus in seiner Ansprache „Brüder“ nannte. Er sprach auch die Flüchtlinge im kollektiven „wir“ an, um die gemeinsame Intention der drei Kirchenmänner zu unterstreichen. Auch Hieronymus betont den ökumenischen Charakter dieser humanitären Reise: „Ich danke seiner Heiligkeit und meinem geliebten Bruder in Christus, dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaois, der uns mit seiner Anwesenheit als der erste der Orthodoxen segnet und uns im Gebet vereint, damit die Stimme der Kirche stärker sind und an allen Enden der zivilisierten Welt gehört werden können. Heute vereinen wir unsere Stimmen, um die Entwurzelung zu verurteilen, um jede Form von Entwertung des Menschen zu beweinen.“
rv 16.06.2016 pdy
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