Büro für Eheleute in Krise
Erzbistum Mailand öffnet Büro für Eheleute in Krise
Ganz sicher scheint man sich im Erzbistum Mailand doch nicht zu sein, ob ein eigenes Diözesanbüro für Geschiedene und Getrennte eine gute Idee ist. Jedenfalls soll das Büro, das am 8. September seine Tür öffnet, zunächst einmal nur drei Jahre lang aktiv sein, dann wird nochmals geprüft. Kardinal Angelo Scola, Erzbischof von Europas grösstem Bistum, will mit dem “ufficio separati” Partnern helfen, deren Ehe scheitert.Verantwortlicher des Drei-Jahre-Büros wird der Priester Luca Bressan, Bischofsvikar für Kultur, Caritas und Soziales. “Das Büro”, so sagt er im Gespräch mit Radio Vatikan, “hat seine Wurzeln in der derzeitigen synodalen Erfahrung. Kardinal Scola hat sich das selbst ausgedacht und seinem Bistum während der letzten römischen Bischofssynode vorgeschlagen; ihm ist aufgefallen, dass auf der Synode viele Väter betont haben, man müsse die Familie wieder als Subjekt des gelebten Glaubens werten – und sich besonders um verwundete Familien kümmern.
Gleichzeitig, so erzählt der Kardinal, haben ihm immer wieder Gläubige gesagt, wie schwierig es für sie sei, wenn ihre Familie in schwerem Fahrwasser ist, dass sie dann eigentlich nur ein Gericht als Ansprechpartner haben! Also, das Büro soll diesen Menschen helfen, anders auf ihre Lage zu sehen; zu verstehen, dass sie immer noch Zukunft vor sich haben; dass Gott sie weiter liebt. Und sie sollen auch sehen, welche Möglichkeiten die Kirche für ihre Lage hat, um Schritte nach vorn zu machen.”
So wie Bressan die Lage darstellt, wird im Erzbistum Mailand schon einiges für Ehen und Familien in Schwierigkeiten getan. Sein neues Büro will sich auf Fälle konzentrieren, wo zwei Partner in akuter Ehekrise sind, sich trennen wollen oder schon getrennt haben: Mit ihnen soll “ein Dialog an allen Fronten” gestartet werden, formuliert der Geistliche. Eine Zeitung war da weniger zurückhaltend: “Das Erzbistum Mailand hilft Paaren bei der Trennung”, schlagzeilte sie. “Nein!”, widerspricht Bressan: “Ganz im Gegenteil! Das Bistum Mailand hilft den Gläubigen, im Alltag, mit seinen Freuden und Mühen, besser zu unterscheiden, was es bedeutet, dem Herrn weiter nachzufolgen…” Erstes Ziel des Büros sei selbstverständlich, wenn nur irgend möglich, eine Versöhnung der streitenden Partner. “Mit viel Realismus, natürlich. Die Idee besteht darin, dass wir ihnen helfen zu sehen, dass eine Ehe sicher ein Geschenk der Gnade ist und als solches wert, beibehalten und unterhalten zu werden. Aber natürlich müssen wir realistisch bleiben – die Trennung ist ja sogar etwas, das der Codex des Kirchenrechts kennt! Also: Die beiden Partner sollen verstehen, was es in ihrer schwierigen derzeitigen Lage bedeutet, dem Herrn treu zu sein, und wie sie weiter zur Kirche stehen. Dabei sollen sie sich von der Kirche unterstützt fühlen, sollen die Kirche als Mutter kennenlernen.”
Auf einer Linie mit einer vom Papst immer wieder erhobenen Forderung wird das Büro Interessierten auch den Weg zu Ehe-Annullierungsverfahren ebnen. “Auch das ist ein Ziel: diesem Weg alles übertrieben Juristische zu nehmen. Damit er als mögliches Werkzeug erscheint und nicht als eine weitere Verschärfung einer ohnehin schon schwierigen Situation. Als Parcours, um das Leben der Gläubigen auch spirituell wieder aufbauen zu helfen.”
rv 13.05.2015 sk
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