Erzbischof Schick beim ‘Tag der Orden’

Abschied vom ‘Bilderbuchgott’, hin zum Gott der Bibel

Quelle
Erzbistum Bamberg

Erzbischof Schick beim “Tag der Orden”: “Gott suchen und dem Gottesdienst nichts vorziehen ist wichtigster Dienst des geweihten Lebens”.

Bamberg, kath.net/bbk, 19. November 2014

Erzbischof Ludwig Schick hat dazu aufgerufen, sich von den Vorstellungen des selbstgemachten “Bilderbuchgottes” zu lösen. “Wir müssen weg vom “Bilderbuchgott” und hin zum Gott der Bibel, die es verbietet, sich ein Bild von Gott zu machen”, sagte Schick am Samstag beim “Tag der Orden” in Bamberg. Der Gott der Statuen, Bilder und Bücher sei nicht kompatibel mit den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Erfahrungen der Menschen unserer Zeit.

Selbst die Vorstellungen von Gott als Vater wie ein überhöhter menschlicher Vater, als Allmächtiger wie ein allgewaltiger weltlicher Herrscher, als Beschützer wie ein allgegenwärtiger grosser Bruder oder als Schöpfer im Sinne eines menschlichen Erfinders von Patenten und Gebrauchsgegenständen für unser Leben seien brüchig und zwiespältig. “Sie werfen heute mehr Unverständnis und Fragen auf, als dass sie Verständnis für Gott und Antworten auf die Frage nach Gott geben”, so Schick. “Der Gott der Bibel ist eine Wirklichkeit, die sich zwar unserem Begreifen entzieht, aber wahr ist und auch wirkt”, sagte Bischof Schick und zitierte den hl. Augustinus mit den Worten: “Wenn du es begreifst, ist es nicht Gott.”

Der Erzbischof fügte hinzu: “Wir müssen Gott in der Stille, bei der Betrachtung der Heiligen Schrift, im Gebet und Gottesdienst sowie in der Begegnung mit den Armen suchen.” So werde uns offenbar, dass der Glaube an Gott Glauben daran sei, dass alles im Leben und in der Geschichte einen Sinn hat, von unbegreiflicher Liebe umfangen ist und einem Ziel zustrebt. Die Suche nach diesem Gott, in die die Menschen hineingenommen werden, sei die Aufgabe des gottgeweihten Lebens. “Gottgeweihte sind immer Gottsucher, nie Gottbesitzer. Sie bleiben Fragende und haben keine glatten Antworten, sie sind mehr Hörende als Redende.”

Die Suche nach Gott und die Feier von Gottesdiensten werden in der heutigen Zeit der Säkularisation immer wichtiger. Dass Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinde, geschehe meist nicht bewusst und willentlich. “Unsere Welt ist so voller Welt, dass für Gott kein Platz ist. Er verschwindet still und leise, ohne Abschied”, stellte Schick fest. Das Geniessen, das Haben, der Erwerb in der irdischen Welt liessen nicht mehr an die Freuden und das Glück in einer anderen Welt denken. Zugleich gerieten die Menschen aber dadurch, dass es für sie nur diese Welt gebe, immer mehr ins Hamsterrad von Haben und Geniessen, und die Welt heute werde dabei immer härter und kälter. Die Bedeutung des geweihten Lebens und der Orden sowie der Ordenshäuser steige; sie müssten aber ihre primären Aufgaben wieder mehr wahrnehmen: Gott suchen und dabei die Menschen mitnehmen, Gottesdienst feiern und dazu die Menschen einladen. Ordensleute müssten dem Trend zur Säkularisation entgegenwirken, indem sie Gott suchen und dem Gottesdienst nichts vorziehen.

“Wir leben in einer Welt der grossen geistigen Neuorientierungen, nicht zuletzt im Hinblick auf Gott, Religion, geistliches Leben und kirchliches Handeln.” Neuorientierung sei nie leicht, verlange Abschied und Neubeginn. “Aber es ist auch reizvoll und schön, aufzubrechen und sich neu einzubringen”, sagte Erzbischof Schick. Das Jahr der Orden, das am Christkönigssonntag 2014 beginnt, soll diese Neuorientierung voranbringen und dem geweihten Leben wieder mehr Bedeutung in Kirche und Gesellschaft geben.

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