Neustart der Ökonomie

Neustart der Ökonomie: Junge Vordenker stellen globalen “Geschwisterlichkeits-Index” vor – Inmitten globaler Herausforderungen von Krieg und Armut startet die Bewegung “Economy of Francesco” (EoF) ein neues, internationales Treffen unter dem Titel “Restarting the Economy”.
Vom 28. bis 30. November werden rund 600 junge Ökonomen, Unternehmer und sogenannte “Change Maker” aus über 60 Ländern in Castel Gandolfo erwartet

Quelle

Mario Galgano – Vatikanstadt

Das vatikanische Presseamt präsentierte die Veranstaltung an diesem Montagmittag in Rom. Das Treffen, das erstmals außerhalb von Assisi stattfindet, soll einen Wendepunkt markieren: die jungen Teilnehmer werden nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zur Prophezeiung einer neuen Wirtschaftsordnung aufgerufen.

Theologische Basis: Sonnengesang und Friedenswirtschaft

Erzbischof Domenico Sorrentino von Assisi und Präsident der EoF-Stiftung, führte die spirituellen Grundlagen des Treffens aus. Er betonte, dass die Wirtschaft eine “Seele” benötige, die im Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi begründet sei.

Während die ökologische Dimension (“Schwester Mutter Erde”) bekannt sei, liege das “verborgene Herz” des Cantico in den späteren Strophen, die sich mit Vergebung, Leiden und dem Tod auseinandersetzen.

“Wir sind für eine Ökonomie des Friedens, nicht des Krieges“, erklärte Erzbischof Sorrentino. Die Wirtschaft müsse helfen, Leid zu lindern, aber auch “die Leidenden begleiten”. Er unterstrich: “Das Konzept der Gabe ist ein zentraler Begriff, um zu verstehen, wovon wir sprechen, wenn wir das Wort oikonomia sagen.”

Das biblische Jubiläum als Kern

Luigino Bruni, Professor für Politische Ökonomie und Vizepräsident der Stiftung, verknüpfte die Ziele des Treffens mit den drei Säulen des biblischen Jubiläums. Erstens gehe es um die Befreiung der heutigen Sklaven, also die Bekämpfung von Abhängigkeiten, Wucher und Elend. Weiter sei der Erlass der Schulden wichtig, als Thematisierung der Schulden der ärmsten Länder und der allgemeinen Systemverschuldung. Und drittens gehe es um die Erde, also um die ökologischen und sozialen Herausforderungen im Zusammenhang mit Wohnen, Mieten und Gerechtigkeit.

Professor Bruni zitierte den Propheten Joel, um die Rolle der jungen Teilnehmer zu unterstreichen: “Die Alten werden Träume haben, die Jungen werden Prophezeiungen machen.” Die große Teilnahme junger Menschen – über 600 Personen – sei “ein Ergebnis, das unsere Erwartungen übertroffen hat.”

Globaler “Geschwisterlichkeits-Index” zeigt Überraschungen

Ein Höhepunkt der Veranstaltung wird die Veröffentlichung des “World Fraternité Report 2025” sein. Der Bericht enthält den ersten internationalen Index, der versucht, das oft vernachlässigte Prinzip der Geschwisterlichkeit (Fraternità) messbar zu machen.

Paolo Santori, Präsident des Wissenschaftlichen Komitees, erklärte die Methodik: “Wir haben versucht, diese fundamentale Dimension des sozialen und wirtschaftlichen Lebens zu messen: die Geschwisterlichkeit.” Der Index basiert auf internationalen Datenbanken und misst Kooperation, Inklusivität und Gleichheit.

Das erste Ergebnis überrascht: “Es gibt keine direkte Korrelation zwischen dem BIP pro Land und dem Grad der Geschwisterlichkeit.” Laut Santori deuten die Daten darauf hin, dass Geschwisterlichkeit in kleineren Gemeinschaften und Staaten, insbesondere Inseln, oft stärker gelebt werde, da die Beziehungen dort konzentrierter seien.

Neustart durch “Ruhe und Kunst”

Das Programm des dreitägigen Events ist bewusst um das Wort “Restarting” herum konzipiert, das sich in die Begriffe “Rest” (Ruhe/Innehalten) und “Art” (Kunst/Kreativität) aufteilt.

Luca Iacovone vom EoF-Team betonte, dass der Kongress ein Moment der “Reife” sei, an dem über 100 “außergewöhnliche Ideen” junger Menschen aus aller Welt präsentiert werden, von der Anwendung der Blockchain zur Landregeneration in Nigeria bis hin zur Entwicklung einer generativen KI, die von der kirchlichen Soziallehre inspiriert ist.

Pater Avellino Cico vom Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen begrüßte die Initiative und erklärte, das Dikasterium unterstütze die EoF-Bewegung seit deren Anfängen, da sie eine “konkrete Möglichkeit” zur Förderung einer auf den Menschen und die Umwelt zentrierten Wirtschaft darstelle.

Die Pressevertreter wurden aufgefordert, über die große Beteiligung junger Menschen und das konkrete Wirken der EoF-Projekte zu berichten, um zu zeigen, dass “eine neue Wirtschaft bereits existiert” und keine reine Utopie ist.

vatican news, 24. November 2025

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