Vatikan-Vertreter bei der UNO: Aufrüstung ist eine Illusion

Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Gabriele Caccia, hat die internationale Gemeinschaft dringend dazu aufgerufen, von der “Illusion der Sicherheit durch Waffen” abzulassen. In einer thematischen Diskussion zu konventionellen Waffen vor dem Ersten Ausschuss der 80. Sitzung der UN-Generalversammlung am Freitag kritisierte der Nuntius die unkontrollierte Verbreitung von Rüstungsgütern scharf

Quelle
Vatikan bei UN: Papst Leo XIV. kritisiert Waffenpropaganda und 2,7 Billionen Rüstungsausgaben – Vatican News
SR 0.515.092 – Übereinkommen vom 18. September 1997 über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Anti-Personenminen und über deren Vernichtung | Fedlex

Mario Galgano – Vatikanstadt

Der Erzbischof bezeichnete die anhaltende Proliferation und den Missbrauch konventioneller Waffen als ein erhebliches Hindernis für die Erreichung von Frieden und Vertrauen in den internationalen Beziehungen.

“Anstatt Stabilität zu fördern, nährt ihre ungezügelte Verbreitung Misstrauen, befeuert Gewalt und untergräbt den Dialog zwischen Staaten.”

Militärausgaben als “zutiefst beunruhigend”

Besonders besorgniserregend sei der dramatische Anstieg der weltweiten Militärausgaben, die im vergangenen Jahr die “schwindelerregende” Summe von 2,7 Billionen US-Dollar erreicht hätten. Solch eine enorme Zuteilung von Ressourcen widerspreche dem Streben nach dem Gemeinwohl. Erzbischof Caccia zitierte Papst Leo XIV. dazu mit deutlichen Worten:

“Wie können wir weiterhin den Wunsch der Völker der Welt nach Frieden mit der Propaganda der Aufrüstung verraten, als ob militärische Überlegenheit Probleme lösen würde, anstatt noch größeren Hass und Rachegelüste zu schüren?”

Anstatt essenzielle humanitäre Bedürfnisse und die ganzheitliche menschliche Entwicklung zu unterstützen, verewigten diese Ressourcen Muster der Angst und Spaltung.

Forderung nach Verbot autonomer Waffensysteme

Der Heilige Stuhl äußerte tiefe Besorgnis über die jüngsten Rückzüge von der Ottawa-Konvention über Antipersonenminen. Diese Waffen fügten Einzelpersonen, Gemeinschaften und der Umwelt wahllosen und dauerhaften Schaden zu.

Caccia forderte die gleichen Bedenken für alle Waffensysteme, die ohne sinnvolle menschliche Kontrolle und Aufsicht operieren. Er betonte, dass Entscheidungen über Leben und Tod nicht an Maschinen abgetreten werden dürften. Daher unterstütze der Heilige Stuhl nachdrücklich den Aufruf des UN-Generalsekretärs zur Aushandlung eines rechtsverbindlichen Instruments zum Verbot tödlicher autonomer Waffensysteme bis zum nächsten Jahr. Bis dahin müssten alle Staaten auf deren Entwicklung und Einsatz verzichten.

Zudem forderte der Vatikan ein dringendes Ende des Einsatzes von explosiven Waffen in besiedelten Gebieten, wozu auch Streumunition gehöre. Solche Einsätze hätten unterschiedslose Auswirkungen, indem sie Schulen, Krankenhäuser und Gotteshäuser zerstören.

Illegale Verbreitung von Kleinwaffen

Ebenso dringlich sei das Problem des illegalen Handels mit Kleinwaffen und leichten Waffen (SALW). Die unrechtmäßige Verbreitung dieser Waffen fordere einen hohen Tribut von den Schwächsten der Gesellschaft, insbesondere von Kindern. Diese würden allzu oft in kriminelle oder terroristische Gruppen rekrutiert, ihrer Unschuld und Bildung beraubt und ihnen werde eine Zukunft verwehrt.

Die vatikanische Delegation rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, die bestehenden Rahmenwerke vollständig umzusetzen, und äußerte die Hoffnung auf konkrete Fortschritte bei der Neunten Zweijährlichen Tagung der Staaten zu Kleinwaffen und leichten Waffen im Juni.

Zum Abschluss appellierte Erzbischof Caccia an die UN, unaufhörlich einen Frieden anzustreben, der auf Dialog, Gerechtigkeit und der Würde jedes menschlichen Lebens gründe.

vatican news, 25. Oktober 2025

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