Friedensgespräche für Gaza – Hoffnung bei christlicher Gemeinde

Nach dem vorläufigen “Ja” der Hamas zum US-Friedensplan und in Absprache mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu beginnen an diesem Montag im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich die Verhandlungen für einen langfristigen Waffenstillstand. Unterdessen bleibt die Situation in Gaza trotz einer ersten aufkeimenden Hoffnung auf Frieden “schrecklich”, wie uns der Pfarrer der dortigen katholischen Gemeinde berichtet

Quelle
Heiliges Land: Entscheidende Stunden – Vatican News
Pizzaballa zu beschmierter Papst-Statue: Idioten gibt es immer – Vatican News

Francesca Sabatinelli und Christine Seuss – Vatikanstadt

Der Chefunterhändler der Hamas, Chalil al-Hajja, traf bereits am Sonntagabend am Verhandlungsort an der ägyptischen Küste ein. Erst vor einem Monat hatte Israel versucht, ihn und andere Hamas-Anführer bei einem Anschlag im katarischen Doha zu töten. Bei dem Angriff war unter anderen sein Sohn ums Leben gekommen. US-Präsident Trump hatte sich vehement für Verhandlungen eingesetzt, ein Vorstoß, der ihm international Anerkennung einbringt. Sollte die Terrorgruppe Hamas ihr “Ja” zu dem Friedensplan, der auch die sofortige Freilassung aller Geiseln vorsieht, besiegeln, könnte der Waffenstillstand “sofort in Kraft treten”, so Trump.

Die Nachricht von den anstehenden Verhandlungen hat auch zarte Hoffnung bei den Menschen ausgelöst, die nach wie vor in Gaza ausharren müssen. Sei es, weil sie keine Möglichkeit zur Flucht haben, sei es – wie im Fall des Pfarrers von Gaza, Gabriel Romanelli – aus eigenem Antrieb, um den Menschen vor Ort zur Seite zu stehen.

Hoffnung auf ein Ende der Gewalt

“Die Antwort, die der US-Präsident eigener Aussage nach von Hamas erhalten hat, ist ein wahres Zeichen der Hoffnung, wenn auch mit Vorbehalt, denn es könnte in der Tat den Beginn vom Ende dieses schrecklichen Krieges darstellen”, zeigt sich Romanelli, den wir am Wochenende telefonisch erreichten, vorsichtig hoffnungsvoll. Nach wie vor sei die Situation in Gaza, vor allem nördlich des Flusses, äußerst gefährlich, doch wenigstens bestehe nun konkrete Hoffung auf Frieden, so der katholische Priester, dessen Pfarrei seit Beginn des Krieges rund 450 Vertriebene beherbergt, darunter Katholiken, Orthodoxe und Muslime.

“Die Menschen, die hier Zuflucht gefunden haben, sagen auf Arabisch ‘Inshallah’, so Gott will, in dem Sinn, dass sie hoffen, dass die Absicht auf Frieden wahr sei, und dann eben nicht nur die Absicht, sondern auch die Taten von allen Parteien. Denn ein Waffenstillstand bedeutet nicht automatisch Frieden, wie auch unser Patriarch Pierbattista gesagt hat, dennoch ist es absolut notwendig, dass dieser Krieg aufhört und wir hoffen, dass alle den Waffenstillstand respektieren, zum Wohl der Bevölkerung, die völlig erschöpft ist.

Nicht nur gebe es mehr als 66.000 Tote zu beklagen – ohne diejenigen zu zählen, die noch unter den Trümmern liegen – sondern auch mehr als 165.000 Verletzte, während der Beschuss auch nach Ankündigung der Bereitschaft zu Verhandlungen weiter gegangen sei, betont Romanelli. Erst am Freitag seien Geschosse im christlichen Viertel unweit der Gemeinde eingeschlagen, so dass Splitter bis auf das Gelände gedrungen sind.

“Es wäre illusorisch zu glauben, dass alle Probleme damit gelöst wären, wenn der Beschuss stoppen würde”

“Ich sage, es wäre illusorisch zu glauben, dass alle Probleme damit gelöst wären, wenn der Beschuss stoppen würde. Der Großteil der Bevölkerung hat buchstäblich keinen Ort, wo die Menschen schlafen können, und das Essen ist im gesamten Gaza-Streifen knapp. Das gleiche gilt auch für das Wasser. Ich rede nicht nur von Trinkwasser, sondern einfach von Wasser, und das ist wirklich unglaublich.” Auch Arzneimittel seien Mangelware im gesamten Gazastreifen, erinnert Romanelli, der immer wieder von Papst Franziskus und nach ihm Papst Leo kontaktiert wurde, um aus erster Hand von der Situation vor Ort zu berichten.

“Ganz zu schweigen von den Tausenden von armen Kerlen, die große Operationen benötigen, auch haben wir so viele Menschen im gesamten Gaza-Streifen, die verletzt sind, auch viele Kinder, die auf wichtige Operationen warten… Wir sind hier in Gaza City, und es fehlt an allem, trotz der wirklich großen Hilfe des Patriarchats von Jerusalem, das uns gemeinsam mit anderen Freunden seit Beginn des Krieges Unterstützung leistet, damit wir allen helfen können.”

“Die Nachkriegszeit wird schrecklich sein”

Dazu zähle sowohl das Essen als auch Wasser, das aus einem kleinen Brunnen auf dem Gelände der Kirche gewonnen und gereinigt werde, um es unter den 450 Flüchtlingen und Familien in der Umgebung zu verteilen. Gleiches gelte für die wenigen Arzneimittel, die zur Verfügung stehen, berichtet der Argentinier, der die einzige katholische Pfarrei in Gaza leitet.

“Und so warten und hoffen wir, dass der Frieden kommt, um der gesamten Bevölkerung helfen zu können, so wie wir es schon vor diesem schrecklichen Krieg und während des Krieges gemacht haben. Die Nachkriegszeit wird schrecklich sein. Und wir wissen, dass das so ist in allen Kriegen. Hoffen wir, dass dies nun wirklich der Anfang vom Ende dieses schrecklichen Krieges ist, und der einfache Beginn einer wirklich würdigen Zukunft für die Menschen darstellt, die hier in Palästina leben.”

vatican news, 6. Oktober 2025

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