Welttreffen für menschliche Geschwisterlichkeit zu KI und Co
Beim zweitägigen Welttreffen für menschliche Geschwisterlichkeit auf Initiative des Vatikans haben Nobelpreisträger, religiöse Führer, Journalisten und Wissenschaftler und weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt Ideen und Praktiken für eine friedliche Zukunft ausgetauscht. Ein synodaler Prozess, der offen ist für die Herausforderungen der Gegenwart, vom Thema Umwelt und Kommunikation bis hin zu künstlicher Intelligenz (KI)
Quelle
Menschliche Geschwisterlichkeit
Roberto Paglialonga, Fausta Speranza und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Rund 450 Teilnehmer hatten sich am Freitag und Samstag für die Veranstaltung versammelt. Darunter waren auch lokale Verwaltungsbeamte sowie etwa 30 Nobelpreisträger, internationale Journalisten, Unternehmer, Ökonomen, Akademiker, Sozialarbeiter, Studierende, Sportler und spirituelle Führer. Es gab 15 thematische Diskussionsrunden.
“Mensch sein bedeutet, sich nicht von Macht verführen zu lassen, sondern die Würde zu bewahren; die Wahrheit nicht den Interessen unterzuordnen, sondern die Wahrheit zu leben, die befreit; die Erde nicht auszubeuten, sondern sie als gemeinsames Zuhause zu bewahren”, betonte Kardinal Mauro Gambetti, Erzpriester des Petersdoms und Präsident der Fabbrica di San Pietro, zum Abschluss des Treffens im Kapitol am Samstagmorgen. Am Abend standen als krönender Abschluss unter dem Motto “Grace for the World” auf dem Petersplatz Auftritte von Andrea Bocelli, Pharrell Williams, dem Chor Voices of Fire, John Legend und dem Chor der Diözese Rom auf dem Programm, sowie eine von der Sixtinischen Kapelle inspirierte Licht- und Drohnenshow.
Synodaler Prozess zum Thema Menschlichkeit
Es gibt kein abschließendes Dokument, und diese Entscheidung ist bezeichnend: Man will keine endgültigen Schlussfolgerungen ziehen, sondern im Gegenteil “einen synodalen Prozess zum Thema Menschlichkeit” fortsetzen. Kardinal Gambetti erklärt: “Geschwisterlichkeit ist keine abstrakte Idee, sondern eine Praxis, die dem anderen sein Gesicht zurückgibt, die Konflikte in kreative Energien verwandelt, die Freiheit wahr und Gleichheit gerecht macht”. Er betonte, dass “es uns nicht reicht, Diagnosen zu stellen, die Welt braucht keine sterilen Analysen: Sie braucht Therapien, Heilung, Vertrauen, konkrete Geschwisterlichkeit”. Der Kontext ist klar: “Wir leben in einer Zeit, in der die Technik schneller ist als das Bewusstsein, in der die Wahrheit Manipulationen unterworfen ist und in der der Mensch Gefahr läuft, auf einen Algorithmus oder ein Konsumprofil reduziert zu werden”. Aber es gibt immer Raum für Möglichkeiten, meint Kardinal Gambetti. Er erinnert an die “Fähigkeit zu widerstehen, zu innovieren, Brücken zu bauen” und so in die Zukunft zu blicken.
“Wir leben in einer Zeit, in der die Technik schneller ist als das Bewusstsein, in der die Wahrheit Manipulationen unterworfen ist und in der der Mensch Gefahr läuft, auf einen Algorithmus oder ein Konsumprofil reduziert zu werden”
Künstliche Intelligenz und Geschwisterlichkeit
Zum Thema künstliche Intelligenz, ist klar, dass diese ein “Neuland” darstellt, das Papst Leo bereits “durchqueren” will, um die Aufmerksamkeit der Kirche für soziale Fragen fortzusetzen. Die Kirche setzt dabei vor allem auf das Prinzip der Geschwisterlichkeit, das – wie Pater Francesco Occhetta, Generalsekretär der Stiftung Fratelli Tutti – erinnert – “eine auf Beziehungen untereinander setzende Intelligenz bedeutet, die immer den anderen zum Ziel hat.” Das Forum zur Geschwisterlichkeit und alle anderen Initiativen, die in diese Richtung gehen und für die die Kirche von Synodalität spricht, wollten eine Plattform für Dialog und Begegnung sein, um “eine Sprache zu schaffen, die zu einer Kultur des Friedens wird”. Es gehe darum, “sich dessen bewusst zu sein, was man tut, und ein reifes moralisches Bewusstsein zu haben, um sich auf die Herausforderungen der künstlichen Intelligenz einlassen”.
Transparenz und Informationsfreiheit
Zum Thema Transparenz und Informationsfreiheit in einer von Kriegen und Konflikten geprägten Welt tauschten sich die Teilnehmer ebenfalls aus. Der Koordinator dieser Diskussionsrunde, Pater Enzo Fortunato, betonte: “Die Herausforderung ist klar: Das Wort muss wieder zu einem Instrument der Geschwisterlichkeit werden”. Vatikan-Kommunikationschef Paolo Ruffini rief alle auf: “Jedem Narrativ wieder Hoffnung geben.” Zudem wurde auf Wahrheit und Tatsachen als unverzichtbares Element verwiesen, um ganz im Sinne von Papst Leo XIV. “Worte zu entwaffnen und die Erde zu entwaffnen”, damit Erzählungen und Berichterstattung wieder zum Frieden, zum Dialog und zur Geschwisterlichkeit beitragen. Viel Verantwortung liege hier bei denjenigen, die in den Medien arbeiten, um den Wert von Kompetenz, Vertiefung und Glaubwürdigkeit in Zeiten der unkontrollierten Dominanz von sozialen Medien und Algorithmen, der überbordenden Oberflächlichkeit von Klick-Slogans und den oftmals imposanten Ausdrucksformen von Hass und Gewalt zu begegnen.
vatican news – sst), 13. September 2025
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