Reden an die Friedenswunschwelt

Dieses Buch liefert keine Parolen, sondern präzise Störungen, keine Antworten, sondern radikale Infragestellungen

Kaleidoskop der inneren Verwundbarkeit | Die Tagespost/Rezension

“Seit je her habe ich diesen Schleier über den Dingen wahrgenommen. Deutschland ist verhüllt, es liegt noch immer in einem Schockzustand darnieder, unter einem Schleier des Schweigens und der Ohnmacht, ich habe ein Bild darüber gemalt, das aber das Ende meiner Karriere eingeläutet hat. Oma Ruth weinte, als sie das Bild sah. Es war das einzige Mal, dass sie so stark auf eines meiner Bilder reagierte.”

In dichten Texten versammelt Beile Ratut Stimmen, die sich nicht einordnen lassen, Stimmen aus einem Zeitalter, das sich selbst zur Rettung erklärt hat: Ein sterbender Geschäftsmann fleht um Wahrheit – und bekommt PR-Sprech; ein Radiomoderator, Symbol der Fun-Gesellschaft, taumelt durch die Kulisse seiner eigenen Fröhlichkeit, während hinter ihm die Ruinen familiärer Verantwortung und emotionaler Verdrängung bröckeln; ein Talent-Scout verspricht Erlösung durch Selbstverwirklichung – und führt ein Mädchen ins glänzend verpackte Nichts; ein Elitesoldat erzählt von einer Begegnung im Krieg, die sein Weltbild erschüttert. Er sieht mehr – und schweigt doch; ein Amokläufer berichtet in schockierender Präzision von seinem Weg durch die Schule – und durch die soziale Kälte unserer Zeit… Die “Reden an die Friedenswunschwelt” sind ein sprachlicher Seismograf, sie zeichnen die feinsten Erschütterungen auf, vom ersten Zittern bis zu den Trümmern. Dieses Buch liefert keine Parolen, sondern präzise Störungen, keine Antworten, sondern radikale Infragestellungen. Und einen bitteren Verdacht: Vielleicht will diese bessere Welt vor allem sich selbst. Eine Streitschrift in Stimmen – gegen Betäubung, gegen Schönrederei, gegen das leere Glück. Ein radikales, poetisches Buch über Wahrheit, Täuschung – und das Menschsein in einer Welt, die lieber träumt als sieht.

Beile Ratut

Beile Ratut, geboren 1972, ist Finnin und schreibt in deutscher Sprache. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften, Literatur und Skandinavistik in Finnland und in Deutschland. Sie lebte viele Jahre in der Nähe von Frankfurt am Main, heute lebt sie mit ihrer Familie in Joutsa, Finnland.

Buchrückseite

In Reden an die Friedenswunschwelt versammelt Beile Ratut Stimmen, die an den Rändern einer glattgeschliffenen Gesellschaft sitzen – dort, wo die Utopie bröckelt. Ein Veteran, ein Radiomoderator, ein Waisenkind, ein Akademiker, eine Täterfigur: Sie sprechen aus jenen Zwischenräumen, die unsere Wohlfühlrhetorik übertüncht. Jeder Text tastet sich mit poetischer Schärfe durch Selbsttäuschungen, Sehnsüchte und bittere Einsichten. Die Friedenswunschwelt – das ist eine Gesellschaft, die sich selbst zum Ideal erklärt hat. Doch Ratut zeigt, wie tief darin Einsamkeit, ideologischer Hochmut und moralische Erschöpfung sitzen. Ihre Figuren tragen keine Botschaften, sondern Spannungen, Widersprüche, Verstörungen. Ein kompromissloses, sensibles Buch über das Menschsein im Zeitalter der Behauptung.

Rezension amazon (5)

Reden an die Friedenswunschwelt

Herausgeber ‏ : ‎ Ruhland
Autor: Beile Ratut
Erscheinungstermin ‏ : ‎ 4. Juli 2025
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 228 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3885091887

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel