Papst: Wenn Europa geeint wäre, könnte es viel bewirken
Papst Leo war auch diesen Dienstag für eine Auszeit in Castel Gandolfo. Bevor es abends in den Vatikan zurückging, stellte er sich wie mittlerweile üblich kurz den Fragen der wartenden Journalisten. Auf eine Frage nach zunehmenden russischen Angriffen sagte er: “Jemand will eine Eskalation in Europa, es wird immer gefährlicher. Ich bestehe weiterhin auf der Notwendigkeit, die Waffen niederzulegen, und uns an den Verhandlungstisch zu begeben.”
Vor allem interessierte die Journalisten an diesem regnerischen Abend in Castel Gandolfo aber die Sicht des Papstes auf die Situation in Gaza und die Tatsache, dass immer mehr Länder, darunter jüngst auch Frankreich, den Staat Palästina anerkennen. Ob dies auch durch andere Länder aufgegriffen werden sollte, darunter die USA?, fragten die Medienleute. Die Vereinigten Staaten würden allerdings wohl “die letzten” sein, die diesen Schritt gehen werden, meinte Leo daraufhin: “Der Heilige Stuhl hat die Zwei-Staaten-Lösung schon seit vielen Jahren anerkannt”, erinnerte der Papst. Es sei klar, dass man einen Weg finden müsse, “alle Völker zu respektieren”. Ob die Anerkennung des Staates Palästina der palästinensischen Sache helfen werde, wollte ein anderer Journalist wissen.
Dialog Israel – Palästina mittlerweile praktisch abgebrochen
“Sie könnte helfen, aber im Moment gibt es auf der anderen Seite wirklich keinen Willen zuzuhören, deshalb ist der Dialog derzeit praktisch abgebrochen”, so die Antwort des Kirchenoberhauptes. Die Offensive in Gaza-Stadt gehe unterdessen weiter: “Gott sei Dank geht es in der Pfarrei gut, aber jedes Mal kommen (die Angriffe) ein wenig näher … Ich habe heute Nachmittag mit ihnen gesprochen”, berichtete Papst Leo.
Weitere Fragen der Medienleute drehten sich um die zunehmenden Angriffe Russlands und die Haltung Europas in diesem Zusammenhang: “Jemand will eine Eskalation, und es wird jedes Mal gefährlicher”, zeigte sich der Papst besorgt. Er bestehe jedenfalls weiterhin auf der Notwendigkeit, die Waffen niederzulegen, die militärischen Vorstöße zu beenden und sich an den Verhandlungstisch zu begeben.” Alles hänge jedoch von der Einheit auf, mit der Europa auftrete, ließ er mit Nachdruck durchblicken: “Wenn Europa wirklich geeint wäre, glaube ich, könnte es sehr viel bewirken”, so Papst Leo. Eine Frage nach der Notwendigkeit der Wiederbewaffnung beschied er: “Das sind politische Fragen, auch wegen des Drucks von außerhalb Europas.” Es sei besser, dies nicht zu kommentieren, so das Kirchenoberhaupt.
“Wenn Europa wirklich geeint wäre, glaube ich, könnte es sehr viel bewirken”
Welche diplomatischen Aktionen der Heilige Stuhl in den kommenden Monaten auf den Tisch bringen wollte, wollte eine weitere Journalistin wissen. “Wir sprechen ständig mit den Botschaftern, wir suchen auch mit den Staatsoberhäuptern, wenn sie kommen, nach einer Lösung”, unterstrich Papst Leo. Auch in jüngster Zeit habe er Gespräche mit einigen Staatsoberhäuptern dazu geführt, bejahte der Papst eine entsprechende Frage.
Erst diesen Montag hatte er offiziell Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen. Thema der Gespräche waren unter anderem der Krieg in der Ukraine und die Situation in Gaza. Dabei hatte Steinmeier eigener Aussage nach die Vermittlerrolle hervorgehoben, die der Heilige Stuhl und der Papst in weltweiten Konflikten einnehmen könne.
Mittlerweile ist es praktisch “Tradition”, dass Papst Leo am Montagnachmittag nach Castel Gandolfo aufbricht, um dort den offiziell Audienz-freien Dienstag zu verbringen. Am späteren Dienstagabend kehrt er dann in den Vatikan zurück, um am Mittwoch die Generalaudienz zu halten (diesmal traf er dort etwa gegen 21.15 Uhr ein).
vatican news – cs, 23. September 2025
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