25 Jahre Treue australischer Katholiken zu Kirche in Osttimor
Wie australische Katholiken 25 Jahre lang der Kirche in Osttimor die Treue gehalten haben
Quelle
Osttimor: Katholischstes Land der Welt nach Vatikan erwartet den Papst – Vatican News
Papst Franziskus Osttimor
ATLAS Australien Timor-Leste Fördergesellschaft
Von Paul Cleary
Sydney – Samstag, 6. September 2025
Was als kleine Notiz in einem Pfarrbrief begann, entwickelte sich rasch zu einer Welle der Solidarität: Der australische Pater Richard Leonard berichtete kürzlich in seiner Gemeinde in Sydney von einer katholischen Hochschule im benachbarten Osttimor, die dringend einen Bus benötigte, um Studenten zu ihren Kursen zu bringen.
Nur eine Woche später konnte der Seelsorger und Ordensmann der Gesellschaft Jesu eine erfreuliche Nachricht verkünden: Nicht nur war der benötigte Betrag von 45.000 Dollar dank der Spendenbereitschaft der katholischen Gemeinde beisammen – zehn Personen hatten sich auch bereit erklärt, eine Gruppe zu gründen, um langfristig zu helfen.
Diese spontane und nachhaltige Hilfsbereitschaft ist kein Einzelfall. Seit Jahren engagieren sich australische Katholiken für das junge Nachbarland mit seiner fast vollständig katholischen Bevölkerung. 98 Prozent der rund 1,4 Millionen Einwohner von Osttimor gehören der katholischen Kirche an – ein Erbe jahrhundertelanger portugiesischer Mission.
Geschichte, Glaube und Solidarität
Die Beziehungen zwischen Australien und Osttimor sind tief verwurzelt: Viele Australier erinnern sich an die Gewalt nach dem Unabhängigkeitsreferendum 1999 oder an die Unterstützung, die australische Soldaten im Zweiten Weltkrieg durch die Bevölkerung erhielten. Diese geschichtlichen Bindungen prägen auch heutige Solidaritätsprojekte.
Eine der ersten Partnerschaften nach der Unabhängigkeit wurde von Schwester Helen Saunders, einer Josephitenschwester aus Sydney, initiiert. Ihre Spendenkampagne für einen Kindergarten im Ort Maubara westlich von Dili war so erfolgreich, dass der Bau bereits Ende 2002 abgeschlossen werden konnte. Einer der großzügigen Unterstützer war die Familie des Veteranen Paddy Kenneally, der sich jahrzehntelang für die Unabhängigkeit Timors eingesetzt hatte.
Sein Sohn Gerald gründete später die Organisation ATLAS (Australia Timor-Leste Advancement Society), die sich an ein Flugblatt der australischen Luftwaffe aus dem Jahr 1943 anlehnt: “Eure Freunde vergessen euch nicht.” Seit 2014 hat ATLAS mehr als 800.000 australische Dollar (über 500.000 Euro) in 22 Projekte investiert, darunter das Waisenhaus St. Theresa in Maubara, Schulen, Nähkurse und Ernährungsprogramme.
St. Canice’s: Hilfe aus Sydney für Railaco
Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist die Partnerschaft zwischen der Pfarrei St. Canice’s in Sydney und der Missionspfarrei in Railaco, einer Bergregion etwa eine Autostunde von Dili entfernt. Trotz der bereits bestehenden Sozialarbeit in Sydneys Innenstadt wagte der damalige Pfarrer, Pater Steve Sinn, diesen mutigen Schritt Anfang der 2000er Jahre.
Seither wurden über 850.000 Dollar gesammelt. Ein mobiler medizinischer Dienst unter Leitung von Pater Martin “Bong” Abad Santos, die Erweiterung einer Schule und tägliche Mahlzeiten für über 350 Kinder gehören zu den unterstützten Initiativen.
Der ehemalige Manager Michael Musgrave, selbst Gemeindemitglied, koordinierte die Projekte viele Jahre. Besonders beeindruckte ihn der Bildungswille der Kinder: “Diese Familien hatten nie Zugang zu Schulbildung. Aber ihre Kinder wissen, wie wichtig sie ist”, sagte er. In den letzten beiden Jahren schlossen 100 Prozent der Schüler ihre Abschlussprüfungen erfolgreich ab.
Für sein Engagement wurde Musgrave 2022 vom Jesuitenorden mit der Companions-Medaille ausgezeichnet.
Junge Berufungen und gemeinsame Vision
Auch auf höherer Ebene wächst die Zusammenarbeit: Ende August reiste eine Delegation timoresischer Jesuiten nach Australien, um die Partnerschaft mit der dortigen Provinz zu vertiefen. Die Initiative ging ursprünglich von Timor-Leste aus.
Pater Roberto Madeira Encarnação betonte, dass die junge timoresische Jesuitenprovinz viel von ihren älteren australischen Mitbrüdern lernen könne. Besonders begabte Schüler sollen künftig die Möglichkeit erhalten, renommierte Jesuitenschulen in Australien zu besuchen.
“Diese Partnerschaft ist ein großer Segen – für beide Seiten”, sagte der Pfarrer von Railaco.
Weitere Projekte: Glaube, der verbindet
Auch andere Gemeinden sind aktiv:
Die Lower North Shore Parishes (LNSP) in Sydney unterstützen seit über zehn Jahren die abgelegene Pfarrei Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel in Letefoho. Aus einer Initiative der Englischlehrerin Georgina Loughnan entwickelte sich die Gruppe LETS (Letefoho East Timor Support). Sie baute ein Internat für Mädchen, renovierte die Schule und förderte über 1.000 Schülerinnen und Schüler – darunter neun Seminaristen.
Loughnan sagt, die Begegnung mit dem Glauben in Timor-Leste habe ihr Leben verändert: “Ich habe nie zuvor eine solche Tiefe des Glaubens und der Spiritualität erlebt.”
Ein gemeinsames Merkmal aller Projekte ist ihre Effizienz: ATLAS hält seine Verwaltungskosten unter 11 Prozent; die meisten Helfer bezahlen ihre Reisen selbst – ein Zeichen dafür, dass echte Partnerschaft nicht nur von Hilfsgeldern, sondern von Herz und Hingabe lebt.
Hintergrund:
Osttimor, auch Timor-Leste, ist eines der jüngsten Länder der Welt. Nach der Unabhängigkeit von Indonesien 2002 entwickelte sich das mehrheitlich katholische Land unter großen Schwierigkeiten weiter. Die Kirche spielt eine zentrale Rolle in Bildung, Gesundheit und sozialer Entwicklung. Trotz begrenzter Ressourcen ist der Glaube vieler Menschen tief verwurzelt – und wird durch internationale Partnerschaften konkret gestärkt.
Übersetzt und redigiert aus dem englischen Artikel unserer Partner-Zeitung National Catholic Register.
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