“Wir wollten einfach Christus in die Mitte stellen.”

Mit der Tagespost spricht Pfarrer Andreas Süß über das 20-jährige Jubiläum von Nightfever – über die Anfänge, die Faszination und die weltweite Ausbreitung der Abende.

Quelle
Kirche neu und offen erleben – Nightfever

20.08.2025

Regina Einig

Herr Pfarrer Süß, Sie haben gemeinsam mit Katharina Fassler, die damals der Gemeinschaft Emmanuel angehörte, den ersten Nightfever-Abend in St. Remigius in Bonn ins Leben gerufen. Wie kamen Sie zu dieser Idee, was bewegte Sie beide damals?

Die Idee wuchs aus den Erfahrungen beim Weltjugendtag 2005 in Köln. Die Tage standen unter dem Leitwort: “Wir sind gekommen, um IHN anzubeten” (Mt 2,2). Ich durfte ganz unterschiedliche, großartige Erfahrungen sammeln: Ich habe in den Tagen der Vorbereitung mit Bonner Studierenden eine Nachtwallfahrt mit dem Weltjugendtagskreuz organisiert, durfte Papst Benedikt XVI. beim Seminaristentreffen in einer eindrucksvollen Begegnung mit 4500 Mitbrüdern aus 88 Nationen willkommen heißen, und ich habe im Weltjugendtagschor auf dem Marienfeld die Vigil erstmals mit einer Anbetung mitgestaltet. Diese Tage waren voller Begeisterung – man spürte: Da ist ein Feuer entfacht, das nicht einfach wieder verlöschen darf. Die jungen Menschen aus aller Welt sangen, beteten und tanzten nicht nur in den Kirchen, sondern auch auf den Straßen und Plätzen, in den Zügen, Bussen und U-Bahnen und verwandelten Deutschland in ein Land der Hoffnung und des Friedens aus der christlichen Hoffnung des Glaubens an Jesus Christus.

Katharina Fassler und ich fragten uns: Wie können wir diesen Funken nach dem Weltjugendtag weitertragen? Wir wollten einen Ort schaffen, an dem junge Menschen – auch jene, die sonst nicht so oft in die Kirche kommen – ganz unkompliziert Christus begegnen können. Daraus entstand das erste Nightfever in Bonn: offene Kirche, Kerzenlicht, Musik, Gebet, Begegnung.

Die Idee kam so gut an, dass es Nightfever bald auch monatlich in anderen Städten gab. Dazu gab es aber auch immer ein ganzes Konzept des Abends der Barmherzigkeit nach der Gemeinschaft Emmanuel – was war Ihnen daran wichtig und hat es sich bis heute so erhalten?

Nightfever war ein Abend beim Weltjugendtag der Gemeinschaft Emmanuel in einem großen Stadion. Am Ende des Abends mit rockigem Lobpreis leiteten die Initiatoren in eine ruhigere Anbetung über. In Bonn gab es in St. Remigius, ermöglicht von den Franziskanern in der Brüdergasse, ein Geistliches Zentrum, in dem Tag und Nacht zum Sakrament der Versöhnung, zur Anbetung auch auf der Straße eingeladen wurde. Das erste Nightfever am 29.10.2005 war so gesegnet (Schlangen zum Sakrament der Versöhnung, obwohl acht Priester bis 24 Uhr anwesend waren), dass wir uns einig waren, dass es weitergehen solle mit diesen ehrenamtlich von jungen Studenten angebotenen Abenden. Es sollte eigentlich eine einmalige Aktion sein, aber die Resonanz auch der Passanten, die wir nach der Messe auf der Straße einluden, war überwältigend. Nach dem Studium wechselte ich als Assistent an den Lehrstuhl in Freiburg und wir starteten Nightfever in Freiburg im Breisgau am Rathausplatz. Es kam dann die Frage von jungen Leuten aus Erfurt und Mainz, ob wir Nightfever dort beginnen könnten, und ich habe gerne in den Städten die jungen Erwachsenen zwischen 16 und 35 Jahren geschult, sodass Nightfever überall eine wiederkehrende geistliche Erfahrung ermöglicht. Dazu gehört das Ermöglichen von Schritten auf Gott zu, Lobpreis, Anbetung, die Möglichkeit zum Sakrament der Versöhnung, zur Beichte, die persönliche Einladung auf der Straße und der Raum, einfach still zu verweilen. Gleichzeitig ist das Konzept offen genug, dass es sich in Rom genauso verwirklichen lässt wie in Bonn oder Madrid.

Seit 20 Jahren werden nun Nightfever-Abende gefeiert – weltweit. Waren Sie selbst auch schon einmal woanders mit dabei?

Ja, und das erfüllt mich mit großer Freude. Ich war in vielen deutschen Städten dabei, aber auch im Ausland – etwa in London, Wien, New York, Rom und Madrid. Es ist faszinierend: Die Kulturen sind verschieden, aber die Atmosphäre von Nightfever ist überall dieselbe – offen, einladend, herzlich. Ob in Australien, Indien, Nord- (Kanada oder USA) oder Südamerika in Brasilien und Mexiko.

Was glauben Sie: Was macht die Abende so besonders, warum kommen junge Menschen auch heute noch?

Ich denke, es ist die Mischung aus Schönheit, Stille und Freiheit. Die Musik, das Licht, das offene Kirchengebäude – das spricht Herz und Sinne an. Gleichzeitig gibt es keinen Zwang. Jeder darf kommen, bleiben, gehen. Viele spüren dabei: Hier darf ich einfach sein, wie ich bin.

Gab es besondere Highlights, an die Sie sich gerne erinnern? Vielleicht Begegnungen, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind, oder Momente, in denen Sie gemerkt haben, ja, genau dafür machen wir das?

Einer dieser Momente war, als ein junger Mann zufällig hereinkam. Er setzte sich, begann zu weinen, und später sagte er, er habe seit Jahren nicht mehr gebetet. In dieser Nacht habe er gespürt: Gott hat mich nicht vergessen. Solche Begegnungen zeigen, warum es Nightfever gibt.

20 Jahre – das ist schon etwas. Hätten Sie gedacht, dass es sich so durchsetzt?

Ganz ehrlich: Nein. Wir hatten keine große Strategie. Wir wollten einfach Christus in die Mitte stellen. Dass daraus eine weltweite Bewegung geworden ist, ist ein Geschenk. Es zeigt mir, dass Gott unsere kleinen Ideen aufgreifen und viel größer machen kann, als wir es selbst planen könnten.

Weitere Informationen unter www.nightfever.org. Am kommenden Wochenende feiert Nightfever mit allen Aktiven ein Nightfever-Wochenendemit Bischof Dieser im Aachener Dom. Nightfever wird dazu am Samstag, 18.00–23.00 Uhr in St. Foillan angeboten.

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