Sonntagslesung – Der Heilige Geist ist Tröster und Mutmacher

Origenes erklärte, dass der heilige Geist “den Menschen mit seinem Trost beisteht, indem er ihnen die geistliche Erkenntnis erschließt und offenbart.”

Quelle

14.06.2025

Justina Metzdorf

“Meine Freude war es, bei den Menschen zu sein” (Spr 8, 31). Das gibt die Weisheit Gottes über sich selbst preis, lange Zeit bevor der Apostel Paulus verkündete, dass Christus diese Weisheit ist (vgl. 1 Kor 1, 24), und Origenes Anfang des 3. Jahrhunderts in seiner Dogmatik den theologischen Beweis für die Identität des präexistenten Christus und der alttestamentlichen Weisheit führte: “Beides ist dasselbe: der Erstgeborene ist seinem Wesen nach nichts anderes als die Weisheit” (princ. 1, 2, 1).

In der Folgezeit scheint diese Einsicht wieder in Vergessenheit geraten oder verdrängt worden zu sein, sodass der protestantische Exeget Hans Windisch Anfang des 20. Jahrhunderts erneut den Nachweis antritt, dass “der Logos ein Doppelgänger der Weisheit” sei und die Christologie des Apostels Paulus ganz in der alttestamentlichen und frühjüdischen Weisheitstradition stehe.

Das hörbare, sichtbare und berührbare Wort

Über eine – angesichts der Tatsache, dass es den Menschen seit 300 000 Jahren auf dieser Erde gibt – ausgesprochen kurze Zeit von etwa 30 Jahren und in einem erheblich begrenzten Wirkungsfeld rund um den See von Galiläa inkarnierte sich Gottes “Freude, bei den Menschen zu sein” (Spr 8, 31) als hörbares, sichtbares und berührbares Wort, für die Augenzeugen dieses Ereignisses die “vollkommene Freude” (vgl. 1 Joh 1, 1–4).

Was aber ist mit all den Menschen der nachfolgenden Generationen, die Jesus nicht als irdischen Menschen kennenlernen durften? In den Abschiedsreden des Johannesevangeliums verheißt Jesus seinen Jüngern den Heiligen Geist; im griechischen Text heißt er der “Paraklet”. Wörtlich ist er der “Herbeigerufene”, lateinisch “advocatus”, also der Anwalt oder Fürsprecher.

Bemerkenswert ist, dass die Kirchenväter sehr viel stärker den Aspekt des Mutmachers und Trösters betont haben, manche altlateinischen Übersetzungen haben sogar anstelle des “advocatus” den “consolator”, “weil er”, wie Origenes erklärt, “den Menschen mit seinem Trost beisteht, indem er ihnen die geistliche Erkenntnis (scientia spiritalis) erschließt und offenbart.” (princ. 2, 7, 4) Damit meint Origenes das tiefere, geistliche Verstehen der Heiligen Schrift.

In den Büchern des Alten und des Neuen Testaments begegnen wir durch alle Zeiten hindurch dem lebendigen Christus und verstehen immer mehr von seiner “Liebe, die alle Erkenntnis übersteigt” (Eph 3, 19), wenn wir uns auf dem Weg der geistlichen Schriftauslegung “hinein in die ganze Wahrheit” (Joh 16, 15) leiten lassen. Die Voraussetzung dazu haben wir, denn “die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist der uns gegeben ist” (Röm 5, 5). Und: “Die Liebe”, weiß Paulus, “freut sich an der Wahrheit” (1 Kor 13, 6).

“Text unter der Lupe”

Sprüche 8, 22–31
Römer 5, 1–5
Johannes 16, 12–15
Zu den Lesungen des Dreifaltigkeitssonntags 2025 (Lesejahr C)

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