Kinderkatechese – Fronleichnam, ein langweiliges Fest?

Fronleichnam, ein langweiliges Fest? – Überhaupt nicht! Denn dann tragen wir Jesus im Allerheiligsten in unsere Straßen, in unsere Dörfer und Städte. So können ihn auch die Menschen sehen, die ihn noch nicht kennen

Quelle
Das Pfingstgeschenk: der Heilige Geist
Fronleichnam

18.06.2025

Theresa Rhee

Ben schnappte sich sein Skateboard und verließ eilig sein Zuhause. Erst vor kurzem war er mit seiner Familie aufs Land gezogen. Er war das Stadtleben gewöhnt und er vermisste seine alte Heimat. Heute war außerdem wieder einer dieser langweiligen Feiertage. Fronleichnam, was auch immer das ist. Von Religion hatte er keine Ahnung und eigentlich wollte er davon auch nichts wissen. Freunde hatte er in der neuen Heimat noch nicht gefunden, bei seinen Eltern war dicke Luft und seine kleine Schwester ging ihm nur auf die Nerven. Wenn er daran dachte, morgen wieder in die Schule gehen zu müssen, bekam er Bauchschmerzen. Nur wenn Ben auf seinem Skateboard unterwegs war, fühlte er sich ein wenig frei. Die Sonne strahlte am Himmel und alle Menschen, denen er begegnete, sahen glücklich aus. Was stimmte nur nicht mit ihm? War er der einzige Mensch auf dieser Welt, dem es so mies ging? Trotzig zog er seine Kapuze weit ins Gesicht.

Gerade wollte er mit Schwung die Hauptstraße überqueren, als er plötzlich einen außergewöhnlichen Geruch wahrnahm. Er konnte nicht erklären, warum, aber er wollte unbedingt erfahren, woher dieser Geruch kam, der ihn so anzuziehen schien. Nun hörte er außerdem noch Gesänge. Sie mussten von ein paar Straßen weiter kommen. Und schon sah er sie: Eine lange Prozession aus Menschen, die irgendjemandem zu folgen schienen und dabei sangen. Die Menschen waren alle festlich gekleidet, manche von ihnen trugen stolz große Fahnen, und was ihn besonders erstaunte: Es waren sogar Jungen und Mädchen in seinem Alter dabei. Die schienen es nicht einmal uncool zu finden, bei diesem Zug mitzulaufen. Da er nichts zu tun hatte, klemmte er sich sein Skateboard unter den Arm und lief langsam neben dem Menschenzug her. Er konnte es sich selbst nicht erklären, doch irgendetwas schien ihn an alldem anzuziehen.

Wo kommt der seltsame Duft her?

Lukas hatte sich dieses Jahr schon sehr auf Fronleichnam gefreut. Er liebte dieses Hochfest mit der feierlichen Prozession, der festlich gekleideten Gemeinde, den Kommunionkindern, der Musikkapelle, dem duftenden Weihrauch, den Blumenteppichen vor den geschmückten Altären im Freien und vor allem mit dem Allerheiligsten unter dem Baldachin. Mit Jesus in der Monstranz durch die Straßen zu ziehen war für ihn etwas ganz Besonderes. Es erfüllte ihn mit Stolz und Freude, zu Jesus zu gehören und katholisch zu sein. Und er betete, dass die Menschen, die draußen auf der Straße unterwegs waren, von Jesus angezogen würden. Sein großer Wunsch war es, dass viel mehr junge Leute an Jesus Christus glauben würden.

Als er so betend der Prozession folgte, sah er plötzlich einen Jungen in seinem Alter mit Skateboard und Kapuzenpulli. Dieser lief mit etwas Abstand neben der Prozession her. Er sah niedergeschlagen aus und gleichzeitig interessiert an dem, was hier vor sich ging. Vermutlich war alles, war er hier sah, sehr fremd für ihn. Lukas nahm seinen ganzen Mut zusammen und winkte dem Jungen zu. Der lächelte verlegen und fragte leise: “Was macht ihr denn hier? Ich bin nur dem Geruch gefolgt und wollte wissen, woher der kommt.” Lukas schaute ihn erstaunt an und antworte dann: “Das hier ist eine Fronleichnamsprozession. Fronleichnam ist ein altes Wort und bedeutet ‘Leib des Herrn’ und was du gerochen hast, ist Weihrauch. Wir ehren damit Jesus, unseren Herrn. Siehst du das Himmelszelt dort vorne, das von vier Männern getragen wird? Darunter läuft der Priester und dieser trägt Jesus im Allerheiligsten.”

Ein Wort, das direkt ins Herz trifft

Ben guckte ihn mit vielen Fragezeichen an und spähte dann nach vorne, um Jesus sehen zu können. Was er sah, war ein großes goldenes Gefäß mit einer weißen, runden Platte in der Mitte. “Das soll Jesus sein?”, fragte er Lukas. Da schien der Menschenzug einen Stopp einzulegen. Alle versammelten sich im Kreis um einen Altar, vor dem ein wunderschöner Blumenteppich gelegt war. Das Bild aus Blumen zeigte einen Kelch mit einer Hostie darüber. Lukas flüsterte ihm zu: “Ich versuche, dir nachher mehr zu erklären.”

Ben nickte und beobachtete, was jetzt geschah. Der Priester stellte die Monstranz auf den Altar, beweihräucherte sie und kniete davor nieder. Bald darauf las er aus einem großen Buch. Ben dachte sich, dass das wohl die Bibel sein musste. Er hörte diese Worte von Jesus aus dem Johannesevangelium: “Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.” Ben hörte all das zum ersten Mal. Er verstand zwar nicht alles und doch trafen ihn diese Worte mitten ins Herz. Er spürte, dass da wirklich jemand bei ihm war, den er zwar noch nicht kannte, der aber von großer Bedeutung für ihn zu sein schien. “Jesus, bist du da?”, fragte er in seinem Inneren. Eigentlich wollte er doch nur Skateboard fahren und jetzt stand er hier, mitten in einer Fronleichnamsprozession und fühlte etwas, das er noch nie zuvor erlebt hatte.

Und jetzt du! Bist du bereit?

Nun hob der Priester das Allerheiligste weit nach oben, um damit die Menschen zu segnen. Viele von ihnen hatten sich dazu auf den Boden gekniet, auch Lukas. Als Ben plötzlich sein Skateboard zu Boden senkte und sich ebenfalls langsam auf den Boden kniete, traute Lukas seinen Augen kaum. Dieser Junge, der eben noch so niedergeschlagen ausgesehen hatte, sah ganz verändert aus. Er strahlte und schaute mit intensivem Blick zu Jesus in der Monstranz. Lukas machte langsam sein Kreuzzeichen und eine Welle der Dankbarkeit überkam ihn. Er wusste, dass Gott sein Gebet auf eine ganz besondere Weise erhört hatte. Die Gemeinde stimmte das nächste Lied an. “Erde, singe, dass es klinge, laut und stark dein Jubellied!”

Diese Geschichte von Ben und Lukas ist zwar erfunden und doch kann sie wahr sein. Bald ist wieder Fronleichnam und wir werden mit Jesus durch die Straßen unserer Dörfer und Städte ziehen. An sehr vielen Orten gibt es mittlerweile Menschen, die wie Ben nichts über unseren Glauben wissen und Jesus ganz fern sind. Doch beten wir schon jetzt, dass der Herr bei den vielen Fronleichnamsprozessionen Menschen, die ihn noch nicht kennen, an sich ziehen wird. Unsere Aufgabe ist es, zu beten und im richtigen Moment so wie Lukas Zeugnis zu geben. An vielen Orten brauchen wir heute schon großen Mut, den eigenen Glauben auf der Straße zu bekennen. Es kann auch sein, dass wir dafür verlacht oder angefeindet werden. Aber der Herr geht mit uns und die Unterwelt zittert, wenn Er durch die Straßen zieht. Wäre es nicht wunderschön, wenn ganz viele Menschen an Fronleichnam Gottes Liebe so erfahren wie Ben?

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