Die Apokalypse vermieden
Die Mullahs setzen höchst pragmatisch auf Machterhalt. Darum konnte Donald Trump eine Waffenruhe für den Orient ausrufen, die alle Seiten besser einhalten sollten
24.06.2025
Stephan Baier
Krieg im Nahen Osten – Irans Präsident: Werden Waffenruhe einhalten, wenn Israel es tut – News – SRF
Nach dem spektakulären, militärisch präzisen US-Schlag gegen die iranischen Atomanlagen blickte die Welt gebannt auf Teheran: Würden die Mullahs, frustriert durch das Ende ihrer nuklearen Ambitionen, sich und den Orient in ein apokalyptisches Szenario stürzen? Würden sie die Straße von Hormus – und mithilfe ihrer jemenitischen Huthi-Verbündeten auch das Rote Meer – blockieren und damit weltwirtschaftliche Turbulenzen auslösen? Würden sie US-amerikanische, jüdische und schlechthin westliche Einrichtungen weltweit zu Terrorzielen erklären?
All diese Szenarien waren durchaus realistische Optionen, doch die Mullahs sind am inneriranischen Machterhalt viel mehr interessiert: Überaus pragmatisch setzten sie auf weltpolitische Deeskalation. Indem sie ihre Raketenangriffe auf eine US-Basis in Katar vorab ankündigten, konnten sie zwar ihr Gesicht wahren, aber jeglichen Schaden vermeiden. Die Botschaft dieses “Gegenschlags” lautet: Wir sind noch da, und weiter handlungsfähig – aber wir schlucken unsere Niederlage und wünschen keinen Krieg.
Regimewechsel ist kein Kriegsziel
Das liegt auf dem Kurs, den der Iran seit Jahren steuert, denn auch die gezielten Tötungen seiner militärischen Eliten durch Israel und die israelische Teilvernichtung der Hamas wie der Hisbollah beantwortete Teheran mit mehr oder weniger symbolischen Aktionen. Die Mullahs wissen offenbar, dass sie außenpolitisch massiv zurückgeworfen wurden und nun alle Kräfte auf den Machterhalt im eigenen Land konzentrieren müssen.
Das nutzte US-Präsident Donald Trump nun, um eine Waffenruhe auszurufen. Damit stellt er – nach widersprüchlichen Äußerungen der vergangenen Tage – klar, dass ein Regimewechsel im Iran kein Kriegsziel der USA ist. Bei der Vernichtung der iranischen Nuklearambitionen sprang Washington Israel bei, aber der Sturz der Mullahs wird von den USA nicht offensiv betrieben – jedenfalls nicht militärisch. Tatsächlich hoffen viele Iraner (im Inland wie in der Diaspora) auf ein Ende der Mullah-Tyrannei. Doch den Regimewechsel müssen sie selbst betreiben.
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