Papst Leo XIII. und sein Kampf gegen den Modernismus
Papst Leo XIII. stellte sich als Vordenker des Antimodernismus gegen die geistigen Strömungen seiner Zeit – mit einem kompromisslosen Kurs gegen Liberalismus, Modernismus und Amerikanismus prägte er das Selbstverständnis der katholischen Kirche
Papst Leo XIII. und sein Kampf gegen den Modernismus
Longinqua – Wikipedia
Leo XIII.
Papst Leo XIII. (81)
Pascendi Dominici gregis
Papst Pius X. (44)
Von Alexander Folz
Vatikanstadt – Sonntag, 25. Mai 2025
Papst Leo XIII. stellte sich als Vordenker des Antimodernismus gegen die geistigen Strömungen seiner Zeit – mit einem kompromisslosen Kurs gegen Liberalismus, Modernismus und Amerikanismus prägte er das Selbstverständnis der katholischen Kirche.
Sein Pontifikat war bestimmt vom Versuch, die Kirche gegen Einflüsse zu schützen, die er als Bedrohung für den katholischen Glauben betrachtete. Besonders sein Kampf gegen den sogenannten “Modernismus” und den “Amerikanismus” prägte sein Wirken und hatte weitreichende Folgen für die katholische Kirche bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.
Unter dem Schlagwort “Modernismus” fasste man innerkirchliche Strömungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zusammen. Diese Bewegung strebte eine Anpassung der katholischen Lehre an moderne Ideologien wie Rationalismus und Relativismus an, indem sie Dogmen als symbolische Ausdrücke interpretierte, die sich einem historischem Wandel unterwerfen müssen.
Dabei wurde die göttliche Wahrheit zur subjektiven, persönlichen Erfahrung degradiert, was die Autorität der Kirche als Hüterin der Lehre infrage stellte. Theologische Konzepte wie die Inkarnation oder die Dreifaltigkeit verlieren dabei ihre übernatürliche Dimension und werden rationalistisch umgedeutet. Ein übermäßiger Fokus auf Inklusion und Zeitgeist führte zur Aufweichung klarer Lehren, etwa in Fragen der Sexualmoral oder des Sakramentsverständnisses.
Mit seiner Ablehnung dieser Ideen legte Leo XIII. den Grundstein für den Antimodernismus, den sein Nachfolger Pius X. später mit der Enzyklika Pascendi Dominici gregis von 1907 auf den Höhepunkt trieb, indem er den Modernismus darin als “Zusammenfassung aller Irrlehren” verurteilte.
Der Modernismus wurde von kirchlichen Autoritäten als besonders gefährlich eingestuft, weil er sich nicht als offene Häresie (Irrlehre) präsentierte, sondern als legitime Neuinterpretation des Glaubens. Modernisten behaupteten, sie würden die Religion aktualisieren, um sie in der modernen Welt zugänglicher und relevanter zu machen, während sie aus Sicht der Kirche in Wirklichkeit die göttliche Natur der Offenbarung und die Autorität der Kirche leugneten.
Ein spezieller Aspekt des Antimodernismus von Leo XIII. war seine Verurteilung des sogenannten “Amerikanismus”. In seiner Enzyklika Longinqua vom 6. Januar 1895 mit dem Untertitel “Über die Katholiken in den Vereinigten Staaten” verurteilte er diese Strömung. Der Amerikanismus erschien dem Papst als eine nordamerikanische Variante des Liberalismus. Er sah darin die Gefahr, dem katholischen Glauben einen liberalen Charakter aufzudrücken und ihm somit den Gehorsam zu Rom zu entziehen.
Ein zentrales Problem im Kontext des Amerikanismus war für Leo XIII. die Frage der Beibehaltung der Muttersprache von Einwanderern in den katholischen Kirchen Amerikas. Besonders deutschstämmige Katholiken forderten die Verwendung ihrer Heimatsprache im Gottesdienst und die Errichtung von Pfarrschulen, was sie in Opposition zur Mehrheit der irischen Katholiken stellte. Leo XIII. sorgte sich dabei nicht nur um die Missachtung der “evangelischen Räte”, sondern um eine grundsätzliche Verwässerung der katholischen Lehre durch amerikanische Einflüsse.
Tags:
Schreibe einen Kommentar