Papst in St. Paul vor den Mauern
Papst in St. Paul vor den Mauern: Die Liebe Gottes pflegen und weitergeben
Quelle
Besuch am Paulusgrab: Die Papstpredigt im Wortlaut – Vatican News
Papst Leo XIV. am Grab des Paulus – ein Besuch mit Symbolkraft – Vatican News
James Cardinal Harvey
Die Liebe Gottes “ist die große Wahrheit unseres Lebens, die allem anderen Sinn gibt.” Daran erinnerte Papst Leo diesen Dienstag bei einer liturgischen Feier am Paulusgrab in Rom, in deren Rahmen er den Beginn seines Pontifikats der Fürsprache des Völkerapostels anvertraute. Die Gläubigen erinnerte er daran, dass die Liebe Gottes weitergegeben werden müsse, indem wir einander zu Nächsten werden.
Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt
“Der Himmelspförtner hier, der Völkerlehrer dort, zwei Weltenrichter, wahre Leuchten dieser Zeit.
Der eine siegt am Kreuz, der andere durch das Schwert, in der himmlischen Versammlung schmückt sie der Lorbeerzweig,” erklang die alte Gregorianische Antiphon Janitur Zöli für das Fest Peter und Paul unter dem vergoldenten Kassettendach der Papstbasilika, in deren Apsis der Segnende Christus dargestellt ist.
Angeführt wurde die Prozession von Kardinal James Michael Harvey, Erzpriester von Sankt Paul vor den Mauern, der hier am 2. Sonntag nach Weihnachten die letzte Heilige Pforte für das noch von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Hoffnung geöffnet hat.
Der heilige Paulus selbst habe davon gesprochen, dass er die Gnade Gottes nicht als Lohn empfangen habe, sondern als unverdientes Geschenk. Und diese Gnade habe ihn vom Verfolger der Kirche zum leidenschaftlichen Verkünder Christi werden lassen, leitete Papst Leo seine Predigt in der prächtigen Basilika ein, die zu den vier Papstbasiliken gehört. Der Überlieferung zufolge wurde das Gotteshaus an der Stelle gebaut, wo der heilige Paulus nach seiner Enthauptung im Jahr 67 begraben wurde.
“Der heilige Augustinus – ebenfalls ein Konvertit – spricht von derselben Erfahrung, wenn er sagt: “Was werden wir wählen können, wenn wir nicht zuvor selbst erwählt worden sind? Denn wenn wir nicht zuvor geliebt worden sind, können wir noch nicht einmal lieben”, erinnerte Papst Leo, der selbst dem Augustinerorden angehört, an den heiligen Kirchenvater aus Hippo. “Am Ursprung jeder Berufung steht Gott: Seine Barmherzigkeit und seine Güte sind so großherzig wie die einer Mutter, die ihr Kind auf natürliche Weise durch ihren eigenen Leib nährt, solange es noch nicht in der Lage ist, sich selbst zu ernähren (vgl. HL. Augustinus, Enarr. in Ps. 130, 9).”
Glaube ist freier Gehorsam gegenüber Gott
Dass Berufung aber keinesfalls Zwang bedeute, habe sich dann beim Damaskuserlebnis gezeigt, führte der Papst, der von 2001 bis 2013 Ordensoberer der Augustiner war und sein Büro in der Zentrale des Ordens in Rom hatte, weiter aus. Der spätere Völkerapostel hätte sich auch abwenden können, aber er habe mit sich gerungen – und sich letztendlich für Christus entschieden, betonte Leo XIV. Die Erlösung ereigne sich also “nicht wie von Zauberhand, sondern durch ein Geheimnis der Gnade und des Glaubens, der zuvorkommenden Liebe Gottes sowie der vertrauensvollen und freien Zustimmung des Menschen (vgl. 2 Tim 1,12).”
Gerechtigkeit: Frucht der Liebe
Wer sich auf diese Berufung einlasse, werde also Zeuge der göttlichen Liebe, so der Papst weiter. Einer Liebe, die – wie Paulus schreibt – “ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist”.
Seinen direkten Vorgänger Papst Franziskus zitierend stellte Leo fest:
“Bitten wir ihn, dass wir fähig werden, seine Liebe zu pflegen und weiterzugeben, indem wir einander zu Nächsten werden und zwar in demselben Eifer an Liebe, der den einstigen Verfolger seit der Begegnung mit Christus dazu gedrängt hat, “allen alles zu werden” – bis zum Martyrium” (vgl. Homilie bei der zweiten Vesper am Hochfest der Bekehrung des Apostels Paulus, 25. Januar 2024).
Benediktinisches Erbe: Liebe und Gastfreundschaft
Leo erinnerte auch an die Benediktinergemeinschaft, deren Obhut die Basilika seit Jahrhunderten anvertraut ist. Deren Ordensgründer, der heilige Benedikt, habe “in seiner Regel an die brüderliche Liebe im Kloster und an die Gastfreundschaft gegenüber allen Menschen appelliert”, so der Papst.
Abschließend zitierte Leo XIV. noch einen weiteren seiner Vorgänger: Benedikt XVI.
Am Weltjugendtag 2011 in Madrid hatte der Papst aus Bayern zu den Jugendlichen gesagt: “Gott liebt uns. Das ist die große Wahrheit unseres Lebens, die allem anderen Sinn gibt. […] am Anfang unserer Existenz gibt es einen Liebesplan Gottes”, und der Glaube ist es, der “uns diesem Geheimnis der Liebe unser Herz öffnen lässt und als Menschen leben lässt, die sich von Gott geliebt wissen… Dies ist die schlichte und einzige Wurzel jeder Sendung, auch der meinen als Nachfolger Petri und Erbe des apostolischen Eifers des Paulus. Der Herr schenke mir die Gnade, seinem Ruf treu zu folgen.”
Hintergrund
Sankt Paul vor den Mauern ist nach dem Petersdom die zweitgrößte Basilika Roms und eine der sieben Pilgerkirchen von Rom. Sie wurde von Kaiser Konstantin zu Beginn des 4. Jahrhunderts errichtet. Der Überlieferung nach wurde das Gotteshaus an der Stelle gebaut, wo der heilige Paulus nach seiner Enthauptung im Jahr 67 begraben wurde. In Sankt Paul vor den Mauern sind die Portraits aller Päpste der Kirchengeschichte abgebildet. Über den Säulen der Kirche zieht sich ein langes Band von 256 Medaillons mit ihren Konterfeis – die jüngsten sind auf der rechten Seite verewigt.
vaticannews – skr, 20. Mai 2025
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