Neuer Papst Leo XIV.

“Die Kirche muss der Welt zeigen, dass Viefalt in der Einheit ohne Krieg möglich ist”

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Egal ob Parolin, Koch, Erdö oder Woelki: Immer mehr Konklaveteilnehmer äußern sich zur Wahl von Papst Leo XIV. und der Rolle, die die Kirche in der Welt spielen sollte. Eine Übersicht.

10.05.2025

Meldung

Seit Donnertag hat die katholische Kirche mit Leo XIV. einen neuen Papst – und allmählich äußern sich immer mehr Konklaveteilnehmer sowohl über die Wahl des gebürtigen US-Amerikaners Robert Francis Prevost als auch über die Erwartung, die sie an den Heiligen Vater und die Kirche haben.

Kardinal Parolin: Leo XIV. ist sich der Probleme der heutigen Welt sehr bewusst

So findet Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Entspanntheit des neuen Papstes Leo XIV. bemerkenswert. Die Gelassenheit, die dessen Gesicht in den so intensiven und auch “dramatischen Momenten”, in denen sich sein Leben völlig änderte, ausgestrahlt habe, sei ihm am meisten aufgefallen, schreibt Parolin in einem Brief an die Tageszeitung “Il Giornale di Vicenza”.

Der neue Papst sei sich der Probleme der heutigen Welt sehr bewusst, so Parolin weiter. Gleich bei seinen ersten Worten nach der Wahl am vergangenen Donnerstag habe er sofort von einem “entwaffneten und entwaffnenden Frieden” gesprochen. “Ich glaube, ich verrate keine Geheimnisse, wenn ich schreibe, dass ein sehr langer und herzlicher Applaus auf diese ‘Annahme’ (der Wahl) folgte, die ihn zum 267. Papst der katholischen Kirche gemacht hat”, so Parolin weiter.

Kardinal Koch: “Die Kirche segnet alle, aber nicht alles”

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat nach der Wahl von Papst Leo XIV. Andeutungen über den Verlauf des Konklaves gemacht. Zugleich formulierte er Erwartungen an den neuen Papst. “Viele waren über das Ergebnis überrascht, ich war es nicht. Aber ich war überrascht, wie schnell wir zu einem Konsens gekommen sind”, sagte Koch vor Journalisten im Vatikan, ohne damit das Konklavegeheimnis zu verletzen.

Der Kardinal zeigte sich überzeugt, dass Leo XIV. Einheit in der Vielfalt nicht als Bedrohung empfinde, sondern sie fördere. Koch betonte, die Kirche müsse in einer zerrissenen Welt ein Vorbild dafür sein, dass Vielfalt in der Einheit und ohne Krieg möglich sei. Auf die Frage, ob Leo XIV. zum großen Konzilsjubiläum nach Nizäa reisen werde, das für Ende Mai in der Türkei geplant ist, sagte Koch, das sei die Entscheidung des Papstes. Er würde es als Zeichen der Einheit unter allen christlichen Kirchen und Gemeinschaften sehr begrüßen. Koch wurde auch gefragt, ob er erwarte, dass Leo XIV. die Öffnung der katholischen Kirche fortsetzen werde, die sein Vorgänger mit den Worten beschrieben hatte, sie müsse offen sein für “alle, alle, alle”. Dazu bemerkte Koch, die Kirche sei offen für alle, aber nicht für alles. Und sie segne alle Menschen, aber nicht alles, was Menschen tun.

Kardinal Erdö: Leo XIV. ist ein hervorragender Organisator und liturgisch sensibel

Die Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst sei nicht “überraschend, aber umso erfreulicher” gewesen, sagte der ungarische Primas Kardinal Peter Erdö in einem auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese Esztergom-Budapest veröffentlichten Interview. Leo XIV. bringe umfassende Erfahrungen aus seiner Ordensgemeinschaft, der diözesanen Seelsorge sowie aus seiner Tätigkeit in der römischen Kurie und im Kirchenrecht mit. “Diese Vielseitigkeit und der weite Blick wurden hochgeschätzt”, so Erdö über das Konklave. Die Person des neuen Papstes könne zudem als Brücke zwischen Nord- und Südamerika verstanden werden, da der neue Papst in beiden Regionen gut bekannt sei.

Trotz seiner Herkunft aus den USA und seiner Tätigkeit in Lateinamerika handle es sich nicht um einen “außenstehenden, aus der Ferne kommenden Menschen”, so Erdö. Vielmehr habe das Konklave einen erfahrenen Kurienkardinal gewählt, dessen Fachkompetenz und menschlichen Qualitäten ausschlaggebend gewesen seien. Zur ersten heiligen Messe des neuen Papstes mit den Kardinälen sagte Erdö, es sei ein Gottesdienst nach dem konzilsgemäßen neuen Messritus gewesen. “Ich denke, die Kirche hat in ihm einen liturgisch sorgfältigen, zugleich aber mitfühlenden Papst erhalten, der mit dem Volk gemeinsam feiern kann. Das ist bedeutsam, denn wir wissen, dass die Liturgie ein zentrales Thema unseres kirchlichen Lebens ist – und oft auch Gegenstand von Diskussionen.”

Kardinal Woelki: Den richtigen Kandidaten gefunden

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zeigte sich gegenüber Domradio erleichtert über die Wahl von Robert Francis Kardinal Prevost zum neuen Papst. Mit Blick auf den neuen Pontifex sagte Woelki: “Es ist ein Mann mit einer großen seelsorglichen Erfahrung, der als Ordenspriester lange Jahre in den Vereinigten Staaten gearbeitet hat, aber vor allen Dingen auch in Peru. Er ist einer, der unterschiedliche Welten kennt und der, glaube ich, unterschiedliche Welten gut miteinander verbinden kann – und das sein kann, was er eben als Papst auch ist, ein Brückenbauer.”

Dass Papst Leo XIV. seine Ansprache auf der Loggia des Petersdoms am Abend seiner Wahl mit dem Gruß des Auferstandenen (“Der Friede sei mit euch”) begonnen hat, dürfte laut Woelki richtungsweisend für das neue Pontifikat sein: “Dort, wo Menschen anfangen, sich an Gott zu orientieren und auszurichten, sind sie nicht mehr des Menschen Wolf. Dann haben Kriege keine Basis und kein Fundament mehr. Dann wird miteinander gesprochen. Dann entscheiden der Dialog und das Miteinander. (…) Und dann werden Völker nicht mehr ausgebeutet. Es werden keine Deals mehr gemacht. Es wird nicht mehr auf Kosten anderer gelebt, sondern wir leben in der einen großen Menschheitsfamilie miteinander. (…)Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Papst diese Botschaft in die Welt hinaustragen wird.”

DT/Sta (mit Material von Kathpress und Domradio)

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