Die wahre Autorität Roms ist die Liebe Christi

Die Messe zum Amtsbeginn von Leo XIV. wurde zum starken Zeugnis kirchlicher Einheit. Der Papst gedachte seines Vorgängers und richtete einen starken Appell an die Politik

Quelle
Unser Sonntag: Was ist Liebe? – Vatican News

18.05.2025

Guido Horst

Wenn die katholische Kirche ihre ganze “soft power” zeigen kann, dann sicherlich bei der Einführung eines neuen Papstes. Und auf die von Leo XIV. trifft das besonders zu. Wieder hat Rom am Sonntag eine Mobilisierung der Sonderklasse erlebt. Als die Priester zur Austeilung der Kommunion unter die Gläubigen gingen, mussten sie bis zum Tiberufer vorstoßen. Ob es 150.000 Menschen waren oder mehr, die an der feierlichen Messe zum Amtsantritt des neuen Papstes teilnehmen wollten, konnte keiner zählen. Auf der Altarinsel vor dem Petersdom die Patriarchen und Großerzbischöfe der Ostkirchen, die Kardinäle und Bischöfe der katholischen Kirche und Hundert von Priestern. Dazu die Delegationen der anderen christlichen Gemeinschaften und die von fast zweihundert Staaten und Nationen.

Nachdem Leo XIV. am Petrusgrab gebetet hatte und im langen Zug der Konzelebranten mit den päpstlichen Insignien aus der Vatikanbasilika heraustrat, schaute er auf eine ungeheure Menschenmenge, die in freudiger Erwartung auf den Papst der “beiden Amerikas” wartete. Ein Volk Gottes, das geeint und harmonisch zu einem gemeinsamen Glaubenszeugnis zusammengekommen ist. Der Welt der Politik und Diplomatie mag das angesichts einer zerklüfteten und gespaltenen Welt wie ein Aufruf zu Frieden und Versöhnung vorgekommen sein, bevor der Papst zum Regina coeli auch dazu deutliche Worte verlieren sollte.

Die Mission des Nachfolgers Petri

Einheit war auch eins der beiden Kernthemen, die Papst Leo in seiner Predigt in seiner Predigt ansprach. Zunächst aber erinnerte er an Franziskus, an die Trauer um den verstorbenen Papst. Am Ostersonntag jedoch “haben wir seinen letzten Segen empfangen, und so haben wir diesen Moment im Licht der Auferstehung in der Gewissheit erlebt, dass der Herr sein Volk niemals verlässt, dass er es sammeln wird, wenn es zerstreut ist, und es hüten wird, wie ein Hirt seine Herde”.

Der laute Applaus der Menge war die Antwort. “Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt”, sagte Papst Leo weiter, “und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind. Liebe und Einheit: Dies sind die beiden Dimensionen der Sendung, die Jesus Petrus anvertraut hat.”

Rom, Vorsitz in der Liebe

Um Petrus ging es dann in der Predigt, um die drei Mal wiederholte Frage Jesu an den Apostel, ob er ihn liebe, um die dreimalige Antwort des Fischers und den Auftrag des Herrn, “seine” Lämmer zu weiden. Nur wenn man die Liebe Gottes, die niemals versiege, erkannt und erfahren habe, könne man die Lämmer weiden, sagte der Papst, nur in der Liebe Gottes, des Vaters, könne man seine Brüder mit jenem “Mehr” lieben, das darin bestehe, das Leben für die Brüder und Schwestern hinzugeben.

“Das Petrusamt”, so Leo XIV. “ist gerade durch diese aufopfernde Liebe gekennzeichnet, denn die Kirche von Rom hat den Vorsitz in der Liebe, und ihre wahre Autorität ist die Liebe Christi. Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat.”

Sauerteig sein

Als vier Kardinäle aus vier unterschiedlichen Kontinenten Leo XIV. während der Messe die Insignien anlegten, musste der Papst mit den Tränen kämpfen. Eine Aufgabe liegt vor ihm, die die menschlichen Kräfte übersteigt. Dazu gehört auch die Wahrung der Einheit der Kirche. “Ich würde mir wünschen”, sagte der Papst in seiner Predigt weiter, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird.

In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt. Und wir möchten in diesem Teig ein kleines Stückchen Sauerteig sein, das Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit fördert. Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm!”

Diese Gemeinschaft in Einheit müsse missionarisch sein, sagte Papst Leo weiter. Es müsse ein missionarischer Geist sein, der alle beseele, ohne den man sich “in unserer kleinen Gruppe verschließen oder uns der Welt überlegen fühlen” würde. “Wir sind gerufen, allen Menschen die Liebe Gottes zu bringen, damit jene Einheit Wirklichkeit wird, die die Unterschiede nicht aufhebt, sondern die persönliche Geschichte jedes Einzelnen und die soziale und religiöse Kultur jedes Volkes zur Geltung bringt.”

“Die Ukraine wartet auf Verhandlungen”

Vor dem Gebet des Regina coeli dann ein starker politischer Appell: “Bei aller Freude des Glaubens und der Gemeinschaft dürfen wir unsere Brüder und Schwestern nicht vergessen, die aufgrund von Kriegen schwer leiden. Im Gazastreifen sind Kinder, Familien und ältere Überlebende dem Hunger ausgeliefert. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten unschuldige junge Menschenleben gefordert. Die gepeinigte Ukraine wartet darauf, dass es endlich Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden gibt.”

J. D. Vance, der in den Reihen der Vertreter aus Politik und Diplomatie saß wie auch Wolodymyr Selenskyj, den Papst Leo noch am gleichen Tag in einer Privataudienz empfing, mögen es mit eigenen Ohren gehört haben. Diese Botschaft wird auch andere Schaltzentralen der Macht erreichen, die jetzt nicht prominent vertreten waren. Wie dem auch sein, die katholische Kirche hat sich am Sonntag in Rom so geeint und für alle Welt sichtbar erlebt wie lange nicht mehr.

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