Exodus – War der Auszug aus Ägypten ein historisches Ereignis?
In der Osternacht gedenkt die Kirche unter anderem des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten. Doch der Exodus wirft bis heute Fragen auf. Während viele Historiker und Archäologen die Erzählung als mythologischen Ursprungs betrachten, gibt es auch Hinweise auf ein historische Grundlage
War der Auszug aus Ägypten ein historisches Ereignis? | Die Tagespost
“Auszug aus Ägypten” | Neues Leben. Die Bibel :: ERF Bibleserver
Historische Exodus-Forschung – Wikipedia
14.04.2025
Der Auszug aus Ägypten wird im Buch Exodus (Kapitel 1–15) erzählt und markiert den Beginn der besonderen Beziehung zwischen dem Volk Israel und Gott, insbesondere mit dem Bund am Berg Sinai. Die Mehrheit der Historiker betrachtet diesen Bericht jedoch als Legende: Archäologische Untersuchungen und das Fehlen historischer Quellen sprechen gegen die Historizität des Auszugs.
Laut einem Artikel in der israelischen Zeitung “allisraelnews” könnte jedoch ein Papyrus aus dem Brooklyn Museum tatsächlich Belege für die Historizität des Exodus liefern. Joshua Berman, Professor für Bibelwissenschaft an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan, weist darauf hin, dass die starke Prägung der Tora durch ägyptische Ideen und kulturelle Elemente einen wahren Kern der Exodus-Erzählung nahelegen könnte. Dennoch betont er, dass ein “anhaltender Mangel an Beweisen” gegen die Historizität spricht. “Es gibt keinerlei archäologische oder andere Hinweise auf ein Lager von solcher Größe irgendwo in der Wüste Sinai. Ebenso fehlt jeder Beweis für einen massiven späteren Zustrom ins Land Israel”, erklärt Berman. “Kein ernstzunehmender Wissenschaftler oder Archäologe wird das bestreiten.”
Wurde an der falschen Stelle gesucht?
Auch viele jüdische Gelehrte und Rabbiner stehen der Exodus-Erzählung kritisch gegenüber. Der amerikanische Rabbi und Autor David Wolpe sagte: “Die Wahrheit ist: Die Art und Weise, wie die Bibel den Auszug beschreibt, entspricht nicht der Realität – sofern er überhaupt stattgefunden hat.”
Dem hält der Buchautor Joel Richardson entgegen, dass der Mangel an archäologischen Beweisen daran liegen könnte, dass an der falschen Stelle gesucht wurde. Bis heute ist der genaue Ort umstritten, an dem die Israeliten das Meer durchquerten und später Gott am Sinai begegneten. In seinem Buch “Mount Sinai in Saudi Arabia” verweist Richardson auf zahlreiche Indizien für ein großes israelitisches Lager um einen Berg – allerdings in einem abgelegenen Teil der arabischen Wüste. Seiner Meinung nach könnte der Mangel an Beweisen schlicht auf eine falsche geografische Verortung zurückzuführen sein.
Der christliche Apologet Wesley Huff, der sich auf antike Manuskripte spezialisiert hat, verweist auf den sogenannten “Papyrus Brooklyn 35.1446”, ein altägyptisches Dokument, das sich heute im Brooklyn Museum in New York befindet. Das bereits 1955 veröffentlichte Dokument gilt als eines der wichtigsten erhaltenen Verwaltungsdokumente aus dem Ägypten des Mittleren Reiches, entstanden um 1700 bis 1750 v. Chr. unter der Herrschaft von Amenemhet III.
Zum Wahrheitsgehalt der biblischen Berichte
Der Papyrus gilt als Beleg dafür, dass Teile der Bevölkerung in Ägypten zur Zwangsarbeit gezwungen wurden und dass diese Zwangsarbeiter die Arbeit als so erdrückend ansahen, dass sie davor flohen. Das Dokument listet 95 Namen von Arbeitern auf, von denen 30 semitisch-hebräischen Ursprungs sind – darunter Namen wie Shiphrah, Issachar, Asher und Jakob. Für Huff ist dies ein klarer Hinweis, dass es zur Zeit des Exodus tatsächlich israelitische Sklaven in Ägypten gab.
Der biblische Exodus dürfte die literarische Zusammenfassung verschiedener Stammesauswanderungen gewesen sein, die sich, über mehrere Jahrzehnte verteilt, seit etwa 1250 v. Chr. vollzogen.
Die Suche nach Beweisen für Ereignisse der Antike sei “zweifellos komplex – und allzu oft geprägt von übertriebenen Behauptungen auf beiden Seiten”, so der Beitrag in “allisraelnews”. Huffs Fachwissen und seine präzise Arbeit mit antiken Quellen zeigten jedoch, dass es gute historische Gründe gibt, den biblischen Berichten zumindest einen gewissen Wahrheitsgehalt zuzugestehen.
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