In memoriam Papst Franziskus: Der Jesuit
Mit Jorge Mario Bergoglio wurde erstmals ein Jesuit Papst. Und damit ein Mitglied des katholischen Männerordens, der dem Papst Treue schwört – und dessen Ordensgründer, Ignatius von Loyola, hohe kirchliche Leitungsämter untersagt hatte. Wie hat das Jesuit-sein Bergoglios das Papstamt geprägt und wie war es für den Jesuitenorden, die “Societas Jesu” (SJ), plötzlich einen Jesuiten als Papst zu haben? Nach dem Tod von Papst Franziskus äußerte sich der Jesuiten-Generalobere Pater Arturo Sosa dazu
Quelle
Franziskus – Der Papst vom anderen Ende der Welt – Sternstunde Religion – Play SRF
Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Dass Bergoglio auch als Papst Franziskus der Kontakt zu seinem Orden weiter wichtig war, wurde schon dadurch deutlich, dass sich das katholische Kirchenoberhaupt bei seinen Reisen immer auch – hinter verschlossenen Türen – mit den örtlichen Mitbrüdern treffen wollte. Doch dies war nur ein Beispiel dafür, wie sich das Jesuit-Sein von Papst Franziskus äußerte. Seine Wahl zum Papst 2013 habe unter den Mitbrüdern zunächst für Überraschung und seine Namenswahl auch für Verwirrung gesorgt, berichtete der Generalobere der Jesuiten, Arturo Sosa, bei einer Pressekonferenz in der Generalkurie der Jesuiten:
“Als Papst Franziskus gewählt wurde, war ich in Venezuela, an der Grenze zu Kolumbien. Es war eine Überraschung. Das Bild von Jorge Mario Bergoglio in Lateinamerika war sehr polemisch. Jorge Mario Bergoglio – Papst Franziskus. Welcher Franziskus? Weil wir ja Franz Xaver haben, den Jesuiten, oder Franz von Borja, General der Jesuiten, oder Johannes Franz Régis, ein weiterer heiliger Jesuit. Aber der heilige Franz von Assisi…das war weit weg. Das war eine erste Botschaft, denke ich, auch für die Jesuiten. Der Name Franziskus war keine Referenz auf den eigenen Orden, sondern etwas Größeres… Der heilige Franz von Assisi ist wirklich eine Inspiration für viele.”
“Der Name Franziskus war keine Referenz auf den eigenen Orden, sondern etwas Größeres… Der heilige Franz von Assisi ist wirklich eine Inspiration für viele“
Im Anschluss habe der damalige Jesuiten-Generalobere, Pater Adolfo Nicolás, sich sofort beim neuen Papst gemeldet und gesagt, dass der Orden bereit sei, ihm zu dienen. Schon eine Tag nach der Wahl hätten die beiden sich getroffen und es habe stets “sehr brüderlichen Kontakt” gegeben – was ja auch für alle sichtbar deutlich wurde bei den Reisen des Papstes, bei denen es Franziskus immer ein Anliegen war, die Mitbrüder vor Ort zu treffen. Das Jesuit-Sein des Papstes habe sich natürlich auch deutlich darin gezeigt, dass Franziskus das “Discernimento”, die geistliche Unterscheidung, stets wichtig gewesen sei, ebenso wie seine Offenheit, alle und auch andere Meinungen anzuhören, was sich ja auch in seinem synodalen Vorgehen gezeigt habe, führte Pater Sosa aus. Natürlich gebe es auch unter Jesuiten mal Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten. Er betont, dass die Jesuiten auch nach Franziskus natürlich dem neuen Papst genauso dienen werden – so wie es ihrem Schwur entspricht. Der Generalobere nennt jedoch einige Punkte, die ihm aktuell wichtig scheinen:
“Treue zum Papst – gilt bei Jesuiten für jeden Papst”
“Natürlich suchen wir einen Mann Gottes. Das gilt für alle, die gewählt werden können. Dann ist für mich noch wichtig, dass es jemand mit einem weiten Blick ist, ein universeller Blick, das ist etwas anderes als ein internationaler Blick – so wie bei großen Unternehmen. Universal heißt, dass der Ausgangspunkt die Anerkennung der Unterschiede ist, kultureller und gesellschaftlicher sowie historischer und religiöser Vielfalt. Unterschiede sind keine Grenzen, sondern Möglichkeiten der Begegnung und der Bereicherung. So ist die Mission der Kirche möglich, allen die Barmherzigkeit des Herrn zu bringen.”
“Natürlich suchen wir einen Mann Gottes. Das gilt für alle, die gewählt werden können. Dann ist für mich noch wichtig, dass es jemand mit einem weiten Blick ist”
Papst Franziskus sei in dieser Hinsicht ein Vorbild auch für viele Jesuiten gewesen, nicht nur habe er wichtige Texte hinterlassen, wie etwa Laudato sì und Fratelli tutti, sondern auch durch seine Gesten etwas bewirkt – seien es häufige Besuche von Häftlingen oder Besuche an Orten, zu denen nicht alle hingehen – das habe auch den Jesuiten geholfen, die Komplexität der Welt besser zu erfassen, meinte Sosa.
Großer Friedensmahner
Was wohl das Dringlichste sei, das Papst Franziskus der Welt hinterlassen habe als Botschaft und Aufgabe? Bei der Antwort hatte Sosa keine Zweifel:
“Friede, Friede, Friede. Ich denke, das hat Papst Franziskus immer wieder gerufen, bei jeder Gelegenheit. Die Welt braucht Frieden und Frieden wird von uns gemacht. Friede braucht die Anerkennung der anderen, und es muss die erste Priorität sein. Es geht um die Würde der Menschen, Friede braucht Gerechtigkeit und es gilt auch, ein Auge auf die Armen zu haben. Das ist meiner Meinung nach das konstante Gebet und Thema des Papstes gewesen und seine sehr wichtige Botschaft für heute.”
vatican news – sst, 24. April 2025
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