“Franziskus hinterlässt bleibende Spuren”
Yoannis Lahzi Gaid, langjähriger persönlicher Sekretär von Papst Franziskus, hat in einem TV-Interview über seine Jahre an der Seite des Pontifex berichtet. Seine Erinnerungen zeichnen das Bild eines zutiefst menschlichen, liebevollen, aber auch entschlossenen Papstes
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“Meine Beziehung zu Papst Franziskus war wie die eines Sohns zu seinem Vater.” So beschreibt Yoannis Lahzi Gaid seine Zeit als Sekretär des verstorbenen Papstes Franziskus . Über sechs Jahre lang stand der ägyptische Priester dem Pontifex nahe und erlebte ihn nicht nur als Kirchenoberhaupt, sondern vor allem als Menschen mit außergewöhnlicher Tiefe und Herzensgüte.
Der Tod des Papstes hat weltweit Trauer ausgelöst. Für Gaid, der sich gerade im Familienurlaub befand, kam die Nachricht unerwartet: “Es hat uns alle sprachlos gemacht”. Die gemeinsame Zeit mit dem Papst beschreibt er als prägend und lebensverändernd. Der Alltag mit Franziskus in der Casa Santa Marta war laut Gaid “wie das Leben in einer Familie – der Papst war unser Vater”.
Offen ihre Meinung äußern
Franziskus habe es seinen engsten Mitarbeitern stets erlaubt, offen ihre Meinung zu äußern, auch wenn sie von seiner Meinung abwich. “Er hat mich beraten, korrigiert und stets umarmt – wie ein Vater.” Und er habe die Meinungen anderer respektiert und sich auch durch gegensätzliche Ansichten zum Nachdenken bringen lassen.
Gaid erinnert sich an zahlreiche bewegende und auch humorvolle Momente. Besonders eindrücklich war eine Episode, in der sie gemeinsam vierzig Minuten lang in einem Aufzug steckenblieben. “Jeder andere hätte die Nerven verloren – aber der Papst blieb vollkommen ruhig”, berichtet er. Selbst in dieser ungewöhnlichen Situation nutzte Franziskus die Zeit, um seinen Angelus-Text zu überarbeiten.
Eine Konstante in Franziskus’ Leben war seine Demut. Die einfachen schwarzen Schuhe, die er bis zuletzt trug, seien ein Symbol des gelebten Evangeliums: “Ein Papst, der nicht nur ging, sondern rannte – voller Einsatz für die Menschen.”
Großzügigkeit
Auch seine Großzügigkeit sei legendär: Spenden an Bedürftige seien kein Einzelfall gewesen. “Ich war für seine Finanzen verantwortlich und könnte Bücher über seine stillen Spendenaktionen schreiben.”
Papst Franziskus habe eine seltene Fähigkeit besessen: Er konnte in schwierigen Situationen Gelassenheit bewahren und dabei auch noch Hoffnung und Wärme verbreiten. “Er war wie Honig – süß im Umgang, aber hart wie Fels, wenn es um Prinzipien ging.”
Sein Engagement für interreligiösen Dialog, etwa bei seinen Reisen in die arabische Welt, war für Gaid besonders bedeutungsvoll. Er begleitete den Papst u. a. nach Ägypten, Marokko und in die Vereinigten Arabischen Emirate. “Der Respekt, den nichtchristliche Gemeinschaften ihm heute zollen, zeigt die Größe dieses Mannes des Friedens.”
Soziale Projekte
Franziskus setzte sich auch persönlich für soziale Projekte ein. Nachdem Gaid sein Amt als Sekretär niedergelegt hatte, beauftragte ihn der Papst, auf dem “Dokument der menschlichen Brüderlichkeit” aufbauend etwas Konkretes ins Werk zu setzen. Daraus entstand ein Waisenhaus in Kairo, das im Mai letzten Jahres fertiggestellt wurde.
Eine seiner schönsten Erinnerungen? Als Franziskus während seines Ägyptenbesuchs 2017 Gaids Familie begrüßte: “Er umarmte meine Eltern – und sagte mir hinterher, mein Vater sei krank.” Wenige Monate später verstarb dieser. Für Gaid war es ein Zeichen der tiefen Empathie und Intuition des Papstes.
“Die Kirche wird nach ihm nicht mehr dieselbe sein”, resümiert Gaid. Franziskus habe viel verändert – nicht nur durch Worte, sondern durch konkrete Gesten, durch seine gelebte Bescheidenheit, durch sein Evangelium in Aktion. “Danke, Papst Franziskus”, sagt Gaid.
pm – mg, 29. April 2025
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