Er starb am Tag der Emmausjünger
Das Leiden der letzten Jahre hat Papst Franziskus für den Weltfrieden und die Geschwisterlichkeit unter den Völkern aufgeopfert
Quelle
Wer wird der Nachfolger von Franziskus? | Die Tagespost
Emmausjünger
Jugend-Jubiläen in Rom: Safeguarding-Pass für junge Pilger
Jubiläum der Teenager 25.-27. April 2025
23.04.2025
Was jetzt in Rom geschieht, wird wohl die dichteste Zeit des Heiligen Jahres werden. Die für Sonntag geplante Heiligsprechung von Carlo Acutis ist abgesagt. Aber das “Jubiläum der Teenager” am kommenden Wochenende findet statt. Etwa 80.000 jungen Leuten aus aller Welt wollte man keinen Strich durch die seit langem vorbereitete Reise nach Rom machen. Und sie werden den Beisetzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen Papst ein junges Gesicht geben.
Zum Requiem für Franziskus haben sich Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus aller Herren Länder angesagt. Donald und Melania Trump werden dabei sein wie auch Argentiniens Präsident Javier Milei. Der vergangene Ostersonntag war noch in geregelten Bahnen verlaufen – mit einem Papst, der sich zum letzten Mal zeigte. Als Kardinal Angelo Comastri, ehemals Erzpriester der Vatikanbasilika, die feierliche Ostermesse auf der Altarinsel vor dem Petersdom begann, war der Petersplatz gut gefüllt. Bis weit in die Via della Conciliazione hinein drängten sich Gläubige und Pilger, der Himmel hatte eine blaue Farbe angenommen und die Sonne wärmte die Menschen nach den kühlen Morgenstunden schnell wieder auf.
Mit belegter Stimme wünscht Franziskus frohe Ostern
Mit fester Stimme verlas der 81 Jahre alte Kardinal die Predigt des Papstes, die um die Hoffnung kreiste, die sich mit Ostern verbindet:
“Brüder und Schwestern,
hierin liegt die größte Hoffnung unseres Lebens: Wir können uns in diesem armen, zerbrechlichen und verletzten Leben an Christus klammern, weil er den Tod besiegt hat, weil er unsere Dunkelheit besiegt und die Finsternis der Welt besiegen wird, damit wir für immer mit ihm in Freude leben können.”
Fotoserie: Erinnerungen an Papst Franziskus


Viele fragten sich am Sonntagmorgen, wer mittags auf der Loggia des Petersdoms erscheinen würde, um die Botschaft zum Segen “Urbi et orbi” zu verlesen. Um 12.03 Uhr war es soweit: Sein Pfleger Massimiliano Strappetti schob den Papst selber im Rollstuhl auf den mit dem päpstlichen Wappen geschmückten Balkon, die Kapelle der Schweizer Garde spielte die ersten Takte eines Marschs und Franziskus wünschte mit belegt klingender Stimme frohe Ostern:
“Cari fratelli e sorelle, buona Pasqua“. Es waren die letzten lauten Worte, die die Öffentlichkeit von Papst Franziskus hören sollte. Die Ansprache zum Segen “Urbi et orbi”, den Franziskus mit einem Kreuzzeichen spendete, verlas dann der Zeremoniar für die liturgischen Feiern des Papstes, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli. Was sich der Papst aber nicht nehmen ließ, war eine ausgedehnte Fahrt durch die Reihen der Gläubigen auf dem Petersplatz bis zur Via della Conciliazione. Niemand ahnte, dass es der Abschied von Franziskus sein würde.
Das Testament des Papstes
“Pasquetta”, das “kleine Österchen”, ist in Italien ein Feiertag, an dem wirklich alle Räder stillstehen. Es war der Ostermontag der Emmausjünger. Niemand ahnte, dass in den frühen Morgenstunden auch Franziskus seinen Herrn erkennen würde. Wer schon früh an seinem Computer oder mobilen Endgerät saß und aktuelle Streamingdienste schaute, sah plötzlich ein unbeschnittenes Video aus der Kapelle der päpstlichen Residenz im Gästehaus Santa Marta: Zwischen einem überaus ernst dreinschauenden Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Erzbischof Edgar Peña Parra, dem Substituten im Staatssekretariat, stand Kardinal Kevin Farrell, der Camerlengo der katholischen Kirche. Nach langem Schweigen verlas er schließlich die Todesnachricht: Um 7.35 Uhr war Franziskus “in das Haus des Vaters zurückgekehrt”. Später am Tag, nach der offiziellen Feststellung des Todes des Papstes in der Kapelle von Santa Marta, gab der Vatikan bekannt, dass Franziskus an einem Schlaganfall und einem sofort einsetzenden irreversiblen Herz- und Kreislaufversagen verstorben war.
Bereits am Mittag ging das offizielle Schreiben des Kardinaldekans Giovanni Battista Re an alle Kardinäle in der Welt: Bereits am Tag darauf sollte die erste Generalkongregation der Purpurträger um 9 Uhr in der Synodenaula beginnen – auch die über 80 Jahre alten Kardinäle, die nicht mehr an einem Konklave teilnehmen können, seien herzlich zu den Beratungen eingeladen. Worüber man sich bisher nur hinter vorgehaltener Hand ausgetauscht hatte, kann nun offen besprochen werden: Wer wird der nächste Papst, der schon im Mai die Fäden des Heiligen Jahrs wieder aufnehmen und dem Stuhl Petri ein neues Gesicht geben wird?
Seit Dienstag ist Franziskus im Petersdom aufgebahrt. Sowie die Kardinäle und ihre Begleiter in Rom eintreffen, erweisen sie dem Verstorbenen die Ehre, bevor die Kurie und die ganze Welt dann am Samstag um 10 Uhr beim Requiem endgültig Abschied vom Jesuitenpapst aus Lateinamerika nehmen wird. Noch am Montagabend veröffentlichte der Vatikan das Testament, das Franziskus 2022, am Hochfest der heiligen Petrus und Paulus, niedergeschrieben hatte:
„Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Amen. In dem Bewusstsein, dass sich der Abend meines irdischen Lebens nähert, und in der lebendigen Hoffnung auf das Ewige Leben, möchte ich meinen testamentarischen Willen nur hinsichtlich des Ortes meiner Beerdigung zum Ausdruck bringen. Ich habe mein Leben und mein priesterliches und bischöfliches Amt immer der Mutter unseres Herrn, der heiligsten Maria, anvertraut. Deshalb bitte ich darum, dass meine sterblichen Überreste in Erwartung des Tages der Auferstehung in der päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore ruhen. Ich wünsche, dass meine letzte irdische Reise in diesem sehr alten marianischen Heiligtum endet, wo ich zu Beginn und am Ende jeder Apostolischen Reise zum Gebet hingegangen bin, um der Unbefleckten Mutter meine Anliegen vertrauensvoll anzuvertrauen und ihr für ihre gütige und mütterliche Fürsorge zu danken. Ich bitte darum, dass mein Grab in der Nische im Seitenschiff zwischen der Paulinischen Kapelle (der Kapelle der „Salus Populi Romani“) und der Sforza-Kapelle der genannten päpstlichen Basilika eingerichtet wird, wie in der beigefügten Anlage angegeben. Das Grabmal muss in der Erde sein, schlicht, ohne besondere Verzierungen und mit der einzigen Inschrift: Franciscus. Die Kosten für die Vorbereitung meines Begräbnisses werden von der Summe eines Wohltäters gedeckt, die ich an die päpstliche Basilika Santa Maria Maggiore überweisen ließ und für die ich Erzbischof Rolandas Makrickas, dem Außerordentlichen Kommissar des Kapitels der Basilika, entsprechende Anweisungen gegeben habe. Jenen, die mich geliebt haben und die weiterhin für mich beten, möge der Herr den verdienten Lohn geben. Das Leid, das ich im letzten Teil meines Lebens erfahren habe, habe ich dem Herrn für den Weltfrieden und die Geschwisterlichkeit unter den Völkern aufgeopfert. Santa Marta, 29. Juni 2022 – Franziskus“
Die große Besonderheit des Pontifikats
Franziskus war zwölf Jahre Papst, von denen er fast zehn Jahre zusammen im Vatikan mit einem emeritierten Papst lebte. Das war eine der Besonderheiten, die das Pontifikat des ersten Amerikaners auf dem Petrusstuhl kennzeichneten. Folgt man den Schlagzeilen der italienischen Zeitungen vom Dienstag, wird Franziskus als der Papst der Armen und Ausgegrenzten, der Flüchtlinge und Unterdrückten in die Geschichte eingehen, der in Zeiten des Krieges und vieler blutiger Konflikt ein unermüdlicher Mahner zum Frieden war. Auch vom „Reformer“ ist in vielen Medien die Rede, allerdings von einem, der sein Reformwerk nicht ganz und vollständig gegen seine „Widersacher“ durchsetzen konnte. Wer aber sollte das sein? Wer sich Franziskus entgegenstellte, wurde entfernt – sei es im Vatikan, sei es auf entfernten Bischofssitzen.
Es gibt in der Kirche nach der Zeit der Lateranverträge das Phänomen des Doppelpontifikats: Pius XI. und Pius XII., dann die Konzilspäpste Johannes XXIII. und Paul VI., schließlich Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Wirklich bewerten können wird man das Pontifikat von Franziskus erst dann, wenn der Nachfolger es abgerundet hat. Dann erweist sich, was von den zwölf Jahren Papst Bergoglio zeitbedingt oder eine Stilfrage war, und was Bestand haben und die römische Kirchenführung dauerhaft verändern wird. Auf diesen Nachfolger warten jetzt nicht nur Rom und der Vatikan, sondern die ganze Kirche und die weite Welt.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.
Guido HorstBischofssitzeErzbischöfeGiovanni Battista ReHochfesteJavier MileiJesus ChristusJohannes Paul II.Johannes XXIII.Papst FranziskusPapst Franziskus gestorbenPapst Franziskus totPietro ParolinPius XI.Pius XII.Simon PetrusUrbi et orbi
Schreibe einen Kommentar