Rom: S. Anselmo präsentiert internationale Kunst von Gefangenen
Gefangene aus aller Welt zeigen ihre in Haft entstandenen Kunstwerke in einer Ausstellung bei den Benediktinern von Sant’Anselmo in Rom. Im Interview mit uns erklärt Gefangenenseelsorger Diakon Heinz-Peter Echtermeyer, was Häftlinge zur Kunst motiviert – und warum Papst Franziskus einen Brief zur Vernissage geschrieben hat
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Die Schau trägt den Titel “Fra qua e là. Immagini dalla prigionia” (“Zwischen hier und dort. Bilder aus der Gefangenschaft”) und bildet den Auftakt zu einer kleinen Reihe von Ausstellungen in Rom im Lauf des Heiligen Jahres unter dem Titel “Pilger der Hoffnung”.
Diakon Heinz-Peter Echtermeyer, langjähriger Gefangenenseelsorger und Vorsitzender des Vereins Art and Prison e. V., hat die Ausstellung mitinitiiert. Die Werke, sagt er, sind gleichsam stellvertretend nach Rom gereist. “Die betroffenen Künstler und Künstlerinnen hinter den Bildern können in der Regel nicht hier sein. Von vielen Kontinenten haben wir Kunstwerke gesammelt und diese Bilder pilgern sozusagen in unsere Sammlung. Wir wollen den betroffenen Menschen hinter Gittern eine Stimme geben, und diese Stimmen werden in den verschiedenen Bildern deutlich: in Farben, Motiven und den Inhalten, die dort zu sehen sind.
Nicolas aus Zypern malte einen Gefangenen, der die schwarze Wand seines Gefängnisses entschlossen wegzieht wie einen Vorhang, dahinter eine weite, farbige Landschaft. Tracy aus den USA, die in der Todeszelle sitzt, hat geschliffene Glaskaraffen dargestellt, in denen sich das Licht aus einem Buntglasfenster bricht. Igorj aus Belarus malte in Grautönen das Gefängnis von außen mit Scharfschützen, in der Diagonale darunter ebenfalls schwarzweiß das Bild seiner Familie, einer wohlhabenden Familie. Leitmotivisch in den meisten der Kunstwerke sind die Gitterstäbe, Symbol schlechthin für das Gefangensein.
“Wo Freiheit genommen ist und die Türklinken von innen fehlen, dort ist natürlich der Wunsch, wieder frei zu sein, allgegenwärtig”, erklärt Diakon Echtermeyer. “Und Kunst ist dabei eine Möglichkeit, Ausdrucksformen zu finden, die nicht nur im Kontext der Verarbeitung von Schuld beinhaltet sind, sondern auch erinnern, dass der Mensch nicht auf eine Straftat zu reduzieren ist. All das wird in den Bildern deutlich.
Manche Werke entstehen unter schwierigsten Bedingungen. Wo die Gegebenheiten in der Haft extrem beengt sind, wird kaum gemalt, erklärt Echtermeyer. Wo Platz und Material vorhanden sind, wächst Hoffnung – und manchmal auch ein Weg zurück ins Leben. “Hoffnung hinter Gittern, wie auch unser (von Andrea De Santis kuratierter) Katalog zur Ausstellung in S. Anselmo heißt, Hoffnung hinter Gittern ist ein zentrales Thema aus der Trias Glaube, Liebe, Hoffnung, die ja auch hinter Gittern nicht aufhört.”
Besonders freut sich Echtermeyer darüber, dass zur Ausstellungseröffnung ein Brief aus dem Vatikan in S. Anselmo eintraf, in dem Papst Franziskus die Arbeit des Vereins “Art in Prison” würdigte und darum bat, “dass wir in unserer lobenswerten Arbeit nicht nachlassen sollen, dass er im Gebet an uns denken wird bei der Ausstellung. All das ist Grund zu großer Freude und es ist allbekannt, dass Papst Franziskus seit Antritt seines Pontifikates immer wieder Gefängnisse besucht hat.
Echtermeyer hatte vor vielen Jahren in Rom eine Zufallsbegegnung in einem kirchlichen Gästehaus mit dem damaligen Kardinal von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, dem heutigen Papst. Echtermeyer bereitete einen Weltkongresses für Gefängnisseelsorge vor, die argentinischen Bischöfe hatten ihren Ad Limina-Besuch bei Papst Johannes Paul II. “Und Kardinal Bergoglio hatte damals Interesse an meiner Arbeit gezeigt und ich durfte ihm einen Katalog und auch einige Flyer mitgeben bei diesem Ad Limina-Besuch. Und vielleicht war das ein Auftakt zu dem, was wir heute im Heiligen Jahr 2025 erleben dürfen.”
Die Ausstellung mit Kunstwerken von Gefangenen in der Benediktiner-Abtei S. Anselmo auf dem Aventin ist noch bis 16. Mai zu sehen, jeweils Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
vatican news – gs, 25. März 2025
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