Putin macht keinen Deal mit Trump
Kein Frieden für die Ukraine, aber eine russisch-amerikanische Annäherung. Doch das Trump-Putin-Telefonat macht Russland wieder zur Weltmacht
19.03.2025
Das von hohen Erwartungen überfrachtete Telefonat des US-Präsidenten mit seinem russischen Amtskollegen am Dienstag brachte nur magere Ergebnisse. Wladimir Putin stimmte zu, 30 Tage lang keine Energieinfrastruktur anzugreifen, ließ die Ukraine aber in der Nacht auf Mittwoch erneut mit 145 Drohnen attackieren. Einem Waffenstillstand, wie Donald Trump ihn wollte, stimmte Putin nicht zu, sondern nannte dafür neuerlich Bedingungen.
Nach Angaben des Kreml sprach Putin in dem Telefonat von der “Notwendigkeit, die Ursachen der Krise zu beseitigen und Russlands legitime Sicherheitsinteressen zu wahren”. Die Ukraine müsse ihre Mobilisierung und Wiederbewaffnung einstellen, so Putin. Als weitere Vorbedingung für Verhandlungen über einen Waffenstillstand nannte er die “vollständige Einstellung der ausländischen Militärhilfe und der Bereitstellung von Geheimdienstinformationen an Kiew”. Damit wäre die Ukraine weitgehend wehrlos. Verhandelt werden soll über eine “Initiative zur Sicherheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer”.
Trump widerspricht Kreml-Darstellung zu Stopp westlicher Militärhilfe
Wohl um die Ukraine und ihre europäischen Partner vom Verhandlungstisch fernzuhalten, spricht der Kreml davon, dass Trump und Putin “ihre Bemühungen um eine bilaterale Lösung der Ukraine-Frage fortsetzen”. Dafür würden “russische und amerikanische Expertengruppen gebildet”. In dem Kreml-Statement ist die Rede von einer “Verbesserung der Gesamtatmosphäre der russisch-amerikanischen Beziehungen” und von der “besonderen Verantwortung Russlands und der USA für die Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität in der Welt”.
Die Sprecherin des Weißen Hauses erklärte nach dem Telefonat, beide Staatsführer hätten darin übereingestimmt, dass die Entwicklung hin zu einem Frieden mit einem Waffenstillstand in Bezug auf Energie und Infrastruktur beginnen müsse, sowie mit Verhandlungen über eine Waffenruhe im Schwarzen Meer. In ihrem Statement thematisiert sie auch die Krise in Nahost: “Beide Staatsführer teilen die Ansicht, dass der Iran niemals in die Lage kommen dürfe, Israel zu zerstören.”
Trump widersprach gegenüber Fox News der Kreml-Darstellung in Bezug auf einen Stopp westlicher Militärhilfen für die Ukraine: “Wir haben nicht über Hilfen gesprochen.” Der neue US-Sondergesandte Steve Witkoff kündigte die nächste Verhandlungsrunde für Sonntag in der saudischen Hafenstadt Dschidda an, ohne zu präzisieren, wer daran teilnehmen werde. Witkoff hatte in der Vorwoche in Moskau die Vorgespräche für das Telefonat Trumps mit Putin geführt. Er löste als US-Beauftragter Ex-General Keith Kellogg ab, der Moskau als zu Ukraine-freundlich galt und von Trump zum reinen Ukraine-Beauftragten degradiert wurde.
Pistorius nennt Telefonat “Nullnummer”
Verteidigungsminister Boris Pistorius bezeichnete die Ergebnisse des Telefonats von Trump mit Putin am Mittwoch als “Nullnummer”. Die russischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine hätten nicht nachgelassen. “Putin spielt hier ein Spiel”, so Pistorius. Der frühere ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erinnerte daran, dass es zwischen 2014 und 2022 etwa 200 Verhandlungsrunden zwischen Kiew und Moskau gab; in dieser Zeit seien 20 Waffenstillstandsabkommen vereinbart worden, “die alle schnell von Russland verletzt wurden”. Wer der Ukraine nun Verhandlungen mit Moskau vorschlage, sei entweder uninformiert oder auf der Seite Russlands und gönne Putin eine Pause vor einer noch größeren Aggression, so Kuleba.
Gegen Illusionen hat sich auch das Oberhaupt der mit Rom unierten Katholiken des byzantinischen Ritus in der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, gewandt: Russlands Ziel sei es, die Weltordnung durcheinanderzubringen, seinen eigenen Status als Weltmacht wiederherzustellen und sich in die inneren Angelegenheiten europäischer Staaten einzumischen. “Das Böse kann weder befriedet noch befriedigt werden. Man muss es stoppen. Genau das tun wir und bezahlen dafür mit unserem Blut”, so Schewtschuk gegenüber der italienischen Zeitung “Il Foglio”.
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