Liturgie, Lebenslust und Seelenheil

Mysterium der Hl. Messe – Warum Kirchgänger Optimisten sind und Grund zur Hoffnung haben – einer Hoffnung, die man sich nicht einredet, sondern von Gott kommt und in ihm seinen Grund hat

Quelle
Die heilige Messe erklären | Die Tagespost
www.lebendig-akademisch.de/ostern – Google Suche
Eucharisticum mysterium.doc
Die Eucharistie (III) – Opus Dei

22.03.2025

Marco Benini

Vor gut einem Jahr ließ die Befragung der Bundeswehruniversität München, welche Menschen an Weihnachten in die Kirche gehen, aufhorchen. In der Studie wurden jene, die trotz aller Krisen der Welt glauben, dass sich Politik, Gesellschaft etcetera langfristig zum Guten entwickeln werden, als Optimisten eingeteilt, wer meinte, dass die Krisen zunehmen und sich keine Lösungen für die Probleme finden lassen werden, als Pessimisten.

Das Interessante war: Optimisten gehen an Weihnachten signifikant öfter in die Kirche als Pessimisten. Wenn dies für die “Weihnachtschristen” gilt, wie viel mehr sind dann die regelmäßigen Kirchgänger Optimisten. Wer in die Kirche geht, hat ein größeres Hoffnungspotenzial – eine Hoffnung, die man sich nicht einredet, sondern von Gott kommt und in ihm seinen Grund hat.

Gottesdienst als Quelle der Hoffnung

Wenn der Gottesdienst demnach eine Quelle der Hoffnung ist, lässt sich fragen: Wie kommt die Hoffnung in der Liturgie zur Sprache? Was vermittelt diese Hoffnung? Wie stärkt die Liturgie die Gläubigen in der Überzeugung, “Pilger der Hoffnung” zu sein?

Im römischen Messkanon heißt es beim Gedächtnis für die Lebenden, dass sie ihr Opfer des Lobes, ihre Gebete und Gaben, darbringen “für ihre Hoffnung auf das unverlierbare Heil.” Das zweite Hochgebet bittet Gott, aller zu gedenken, “die entschlafen sind in der Hoffnung, dass sie auferstehen.” Im dritten Hochgebet betet die Kirche, dass wir mit den Verstorbenen “wie du verheißen hast, zu Tische sitzen in deinem Reich” – das Lateinische verwendet anstelle von “verheißen” das Verb “speramus – wir hoffen”.

Erwartung und Hoffnung hängen zusammen

Hoffnung wird also für Lebende wie für Verstorbene erbeten – jeweils mit Blick auf das ewige Heil. Das vierte Hochgebet verwendet das Motiv der Hoffnung nicht unmittelbar, bittet aber um das “Erbe des Himmels” und umschreibt die Hoffnung, wenn es sagt: “wir erwarten sein [Christi] Kommen in Herrlichkeit.”

Erwartung und Hoffnung hängen eng zusammen. Gleiches bekennt die Kirche in jeder Messe beim Geheimnis des Glaubens: “bis du kommst in Herrlichkeit.” Mit Blick auf das Wiederkommen Christi wurde in der Liturgiereform der sogenannte Embolismus nach dem Vaterunser erweitert. Das Gebet “Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen” schließt nun: “damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.”

“Die selige Hoffnung”

Im Lateinischen steckt auch hier die Hoffnung: “exspectantes beatam spem” (Titus 2,13) – die selige Hoffnung erwartend. “Die selige Hoffnung” wird im Deutschen mit “voll Zuversicht” wiedergegeben, sodass hier der Akzent stärker auf eine präsentische Hoffnung gesetzt wird. Das trifft den Kern durchaus. Denn die Hoffnung auf das Kommen Christi lässt gläubige Christen im Hier und Heute schon “voll Zuversicht” leben.

Das endzeitliche Kommen Christi wird in der Kommunion, wenn Christus unmittelbar zu uns kommt, ein Stück vorweggenommen, sodass wir mit einem realistischen Optimismus in die Zukunft schauen dürfen.

In diesem Sinn enthält das Hochgebet für Messen in besonderen Anliegen, das wohl seltener verwendet wird, das Motiv, dass wir “in Vertrauen und Hoffnung deine Wege gehen” und dass wir “offen für das, was die Menschen bewegt […] ihre Trauer und Angst, ihre Freude und Hoffnung teilen”. Hier tritt also ergänzend zur Hoffnung auf die ewige Vollendung eine innerweltliche Hoffnung hinzu.

Der Dreiklang der göttlichen Tugenden

Überblickt man die Texte des Messbuchs im Laufe des Kirchenjahres, bestätigt sich, dass Hoffnung zwei Aspekte enthält. Für unseren irdischen Weg rufen wir zu Gott als “unsere Hoffnung und unsere Kraft” (11. Sonntag im Jahreskreis). Wir “setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade” (5. Sonntag).

Der Apostel Paulus sieht die Hoffnung zusammen mit dem Glauben und der Liebe, die man die drei göttlichen Tugenden genannt hat: “Für jetzt”, für den Lebensweg in dieser Welt, “bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.” (1 Korinther 13,13). Dieser Dreiklang ging auch in Tagesgebete ein: “Mach uns stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, damit wir immer wachsam sind und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.” (16. Sonntag).

Vollendung des österlichen Geheimnisses

Andererseits ist Hoffnung auf die Vollendung gerichtet: Die Präfation an Christi Himmelfahrt etwa bekennt: Christus “gibt den Gliedern seines Leibes die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen, wohin er als erster vorausging.” Ähnliches findet man etwa in der Präfation für ein Requiem: “In ihm [Christus] erstrahlt uns die Hoffnung, dass wir zur Seligkeit auferstehn.”

Die Sonntagspräfation VI, die auch im Jahreskreis das Pascha-Mysterium Christi, also sein Sterben und Auferstehen hervorhebt und auf uns überträgt, geht dabei auf die Wirkung des Heiligen Geistes ein: “Schon in diesem Leben besitzen wir den Heiligen Geist, das Unterpfand ewiger Herrlichkeit. Durch ihn hast du Jesus auferweckt von den Toten und uns die sichere Hoffnung gegeben, dass sich an uns das österliche Geheimnis vollendet.”

Christus selbst ist die Quelle der Hoffnung

Im Blick auf das ganze Messbuch geht die Liturgie eher sparsam mit dem Wortfeld “Hoffnung/hoffen” um, weil es mehr um die Sache als um Einzelstichworte geht. Allen Texten gemeinsam ist, dass Christus selbst durch sein Leben, Sterben und Auferstehen die Quelle der Hoffnung ist. In den drei “Messfeiern für das Heilige Jahr 2025”, die Rom herausgegeben hat, wird die Hoffnung bewusst ins Wort gebracht.

Sie greifen das Thema des Jubiläums “Pilger der Hoffnung” besonders auf. Das Messformular A (“Christus, einzige Hoffnung”) verknüpft zum Beispiel Hoffnung und Eucharistie: “Gott, du nährst uns mit dem einen Brot und stärkst uns durch die eine Hoffnung.” Das zweite Formular führt in der Präfation aus: “Er [Christus] selbst ist die einzige und wahre Hoffnung, die jede Erwartung übertrifft und alle Zeiten erleuchtet.”

Heilshandeln Gottes wird Gegenwart

Hoffnung braucht Verankerung. Diese Verankerung geschieht in der Liturgie durch das Gedächtnis. Es ist mehr als ein Denken oder Erinnern an etwas Vergangenes, es ist vielmehr ein Mitvollziehen: “Tut dies zu meinem Gedächtnis.” Durch unsere Teilnahme an der Liturgie treten wir in das Heilshandeln Gottes ein, das Gegenwart wird.

Christus selbst wirkt da an uns. Seine Liebe, die ihn ans Kreuz geführt hat, und seine Osterkraft werden in der Eucharistie erlebbar in seinem Leib und Blut, die wir empfangen dürfen. So tritt die göttliche Hoffnung in uns ein. Was wir in jeder Messe tun, wird im Triduum von Gründonnerstag bis Ostern am deutlichsten entfaltet. Das gilt auch für die Hoffnung. Ostern ist das Hoffnungsfest schlechthin: Die Auferstehung Christi schenkt Hoffnung, den Alltag in österlicher Zuversicht zu leben und einst selbst aufzuerstehen.

Wiedergeboren zu sicherer Hoffnung

Mit der “Anbetung des Lammes” von Jan von Eyck (1435) lässt sich die Hoffnungsdimension der Liturgie veranschaulichen. Sie gründet im Pascha-Mysterium Christi, des geschlachteten Lammes, aus dessen Seitenwunde Blut in den Kelch fließt. Die Engel hinter dem Altar zeigen seine Leidenswerkzeuge.

Doch das Lamm steht aufrecht, denn es ist der auferstandene und erhöhte Herr, der den Tod besiegt hat. Das Lamm schaut den Betrachter an, denn Christus nimmt uns in seiner Sehnsucht nach Begegnung (vgl. Lk 22,15) in sein Heilhandeln hinein, wenn wir sein Gedächtnis begehen.

Unten steht der Taufbrunnen, in dem wir wiedergeboren wurden zu sicherer Hoffnung. Die dominierende Farbe Grün drückt Vitalität und den eschatologischen Charakter christlicher Hoffnung aus; im Hintergrund ist das himmlische Jerusalem. Alle Heiligen zeigen in ihrer Unterschiedlichkeit die Hoffnung auf Vollendung. Der Priester hatte am Genter Altar dieses Bild vor Augen, als er Messe zelebrierte. Wenn wir Liturgie feiern, will uns die Hoffnung erfüllen, die das Gemälde darstellt.

Das Deutsche Liturgische Institut lädt ein, das Thema online am 5. April (9.30–13.00 Uhr) zu vertiefen: “Lebt dies zu meinem Gedächtnis! Von Gründonnerstag bis Fronleichnam“. Die Veranstaltung mit Vorträgen von Prof. Benini ist kostenlos.

Programm und Anmeldung: www.lebendig-akademisch.de/ostern

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