Kinderkatechese – Der Löwe von Münster
Hier erfährst du über einen ganz besonderen Mann, der vor 20 Jahren von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen wurde. Heute, am 22. März, ist sein Gedenktag
Quelle
Kardinal von Galen (17)
22.03.2025
Kennst Du den Löwen von Münster? Er ist furchtlos und mutig trotz aller Gefahren. Aber: Diesen Löwen findest Du nicht im Münsteraner Zoo. Denn der Löwe von Münster ist keine Raubkatze, sondern ein besonderer Mensch! Und eigentlich gehört er auch gar nicht Münster allein, sondern der ganzen Kirche und allen Menschen, die sich ein Beispiel an ihm nehmen.
Dies ist seine Geschichte: Clemens August Graf von Galen wird 1878 auf der Burg von Dinklage im Münsterland als elftes von dreizehn Kindern geboren. Er lernt zunächst zu Hause mit einem Hauslehrer und wird später auf ein katholisches Internat in Österreich geschickt. Hier zeigt sich eine Eigenschaft des jungen Clemens August. Sein Lehrer aus dem Internat schreibt an die Mutter, dass ihr Sohn ganz “unfehlbar” sei, dass er nie die Fehler bei sich selbst suche, sondern immer bei den Lehrern. Diese Sturheit ist bestimmt nicht immer einfach für ihn und seine Umgebung, aber sie wird ihm und anderen später noch helfen. Im Alter von zwanzig Jahren darf Clemens August nach Rom reisen, wo er bei einer Audienz Papst Leo XII. trifft. Während dieser Reise spürt er, dass er Jesus nachfolgen und als Priester Gott und den Menschen dienen möchte.
Er war Pfarrer in Berlin
Im Jahr 1904 wird er zum Priester geweiht. Seine erste Stelle als junger Kaplan tritt er bei seinem Onkel, dem Weihbischof von Münster, an. Von dort wird er in die Hauptstadt Berlin geschickt, in die Pfarrei St. Matthias, deren Priester traditionellerweise aus dem Bistum Münster berufen werden. Ab 1906 wirkt er in Berlin in den Kirchen St. Matthias und St. Clemens als Kaplan und Pfarrer. Dort fällt er nicht als guter Redner auf. Manchmal bleibt er sogar mitten in einer Predigt stecken. Aber sein Herz brennt für seine Gemeinde. Nach Berlin ziehen damals viele arbeitsuchende Arme. Die Aufgabe der Kirche ist es immer, diese Menschen mit Seelsorge und Beratung zu unterstützen. Pfarrer von Galen spendet sein Erbe für den Bau eines Hauses, in dem Arbeiter und Handwerker betreut werden, und für die Einrichtung einer zweiten Kaplanstelle für die neu Zugezogenen. 1929 wird er als Pfarrer nach St. Lamberti in Münster berufen.
Nach vielen Jahren im priesterlichen Dienst kommt das Jahr 1933; ein Schicksalsjahr für Deutschland und für Clemens August. Die neu gewählte nationalsozialistische Regierung unter ihrem selbst ernannten “Führer” Adolf Hitler reißt die Macht im Land an sich. Sie erklärt gesunde deutsche Menschen zu Bürgern erster Klasse, die alle Rechte genießen. Gleichzeitig grenzt sie andere aus: Juden, Menschen anderer Hautfarbe, Kranke und alle, die diesen neuen Gesetzen nicht folgen können und wollen, verlieren ihre Rechte und werden verfolgt.
Die Überraschung: Clemens August wird Bischof
Im selben Jahr muss das Bistum Münster einen neuen Bischof wählen. Der Papst in Rom berät sich mit Priestern, die die Situation in Deutschland gut kennen. Er schlägt drei Kandidaten vor und das Bistum Münster soll einen davon auswählen. Von Galen ist zwar Münsteraner Priester, aber er steht nicht auf der Liste. Er gilt als Sturkopf und jemand schreibt sogar über ihn, er sei arrogant und für dieses Amt nicht geeignet.
Der erste Gewählte lehnt aus gesundheitlichen Gründen ab. Ein anderer bittet darum, das Amt nicht antreten zu müssen. Nun ist nur noch ein Kandidat übrig. Aus Verlegenheit wird schließlich Pfarrer Galen auf die Liste geschrieben, damit wenigstens die Wahl zwischen zwei Personen bleibt. Überraschend wird Clemens August einstimmig zum Bischof von Münster gewählt. Jeder neu gewählte Bischof wählt einen Spruch, der in Latein auf seinem bischöflichen Wappen steht. Der Wahlspruch von Clemens August lautet: “Nec laudibus, nec timore”, auf Deutsch übersetzt: “Weder durch Lob, noch durch Furcht”.
Die Nationalsozialisten stören sich an den Katholiken
Was bedeutet das? Bischof Clemens August will sich weder durch Lob noch durch Angst vor Menschen vom richtigen Weg abbringen lassen. Er will Gott dienen, egal, ob er dafür Ärger oder Lob erntet. Die Wahl dieses Mottos ist kein Zufall. Clemens August spürt, dass die Kirche, wenn sie Gott treu bleibt, bald mit der Regierung Probleme bekommen wird. Von Anfang an stellt er sich gegen die menschenverachtenden Lehren und Gesetze der neuen Machthaber. Bischof Galen arbeitet mit an einer Denkschrift der deutschen Bischöfe gegen die nationalsozialistische Politik. Er berät den Papst, der in großer Sorge um die Situation in Deutschland sein Rundschreiben “Mit brennender Sorge” veröffentlicht.
Der Bischof lässt sich nicht den Mund verbieten.
In einer Predigt im Jahr 1936 zitiert er den Apostel Petrus mit den Worten: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.” Dies ist die Antwort des Petrus und der anderen Apostel, als ihnen bei Todesstrafe verboten wurde, die Lehre von Jesus Christus zu verkünden. Clemens August ist klar, dass ihn sein Widerspruch gegen die Regierung in Lebensgefahr bringt. Die Kirche gerät immer mehr unter Druck. Katholische Schulen und Klöster werden geschlossen, Priester und Gläubige werden verbannt, verhaftet und sogar getötet. Immer wieder predigt der Bischof gegen Ungerechtigkeit. Seine Gläubigen ermutigt er, in diesen schwierigen Zeiten auszuhalten und den Mut nicht zu verlieren. 1939 greift Deutschland schließlich seine Nachbarländer an. Junge Männer müssen in den Krieg ziehen und viele Familien verlieren Söhne. Ganz Europa wird in diesen blutigen Krieg hineingezogen; Millionen von Menschen sterben.
Bischof von Galen kann die Morde für eine Weile stoppen
Die Regierung betont, es gebe wertvolles und “unwertes” Leben. Sie teilt Menschen in nützliche und unnütze ein. Von besorgten Familien hört der Bischof, dass Familienmitglieder, die wegen körperlicher oder geistiger Behinderung in Pflegeheimen untergebracht sind, plötzlich sterben. Eltern bekommen die Mitteilung, ihr gerade noch kerngesundes Kind sei im Heim an einer Krankheit verstorben. Diese Fälle häufen sich. Entschieden protestiert Clemens August 1941 gegen diese Tötungen. Seine Predigten werden heimlich in ganz Deutschland und in der Welt verbreitet. Dadurch kann er die Morde für eine Weile stoppen.
Galen nimmt Verbindung zu Regierungsgegnern auf, die dem Unrecht ein Ende bereiten wollen. Durch seine Haltung gerät er auf die Liste der Regierungsfeinde. Ranghohe Nationalsozialisten fordern seinen Tod. Doch die Machthaber befürchten auch Unruhe und Proteste vonseiten der Münsteraner und beschließen, das Todesurteil erst nach dem Krieg auszuführen. Doch dazu kommt es nicht mehr. Den ungerechten Krieg können die Nationalsozialisten nicht gewinnen; sie werden besiegt. Endlich kommt der Friede. Das halbe Land ist zerstört, die Menschen sind erschöpft und verängstigt. Was mag nun kommen?
Gott wandelte seine Sturheit in Mut und Treue
Bischof von Galen ermutigt auch jetzt als guter Hirte seine Gläubigen. Er tröstet sie und vertritt weiterhin ihre Rechte. 1946 wird er nach Rom zum Papst gerufen. Papst Pius XII. weiß, dass der Mut dieses Bischofs vielen Menschen das Leben gerettet und die Gläubigen in schwersten Zeiten getröstet hat. In Dankbarkeit erhebt er Bischof von Galen zum Kardinal. Auf der Rückreise erkrankt Galen und verstirbt in Münster an einer Blinddarmentzündung. Aber ist die Geschichte des Löwen von Münster hier zu Ende? Keineswegs! Die Menschen verehren ihn weiterhin. Sie glauben, dass Gott seinen treuen Diener in den Himmel aufgenommen hat. 2005 wird Clemens August seliggesprochen. Wir bitten den seligen Clemens August um seine Fürsprache bei Gott. Sein Mut ist uns Vorbild! Seine Sturheit, mit der er seine Lehrer früher noch geärgert hat, wurde durch Gott verwandelt in Mut und Treue. So vertrauen auch wir, dass Gott unsere guten und schlechten Eigenschaften in SEINEM Sinn nutzen will.
Übrigens: Im Heiligen Jahr 2025 sind wir ermutigt, Pilgerfahrten zu unternehmen. Das muss nicht immer eine Wallfahrt nach Rom sein. Wir können auch den Seligen Clemens August besuchen: Sein Grab befindet sich in der Ludgerus-Kapelle des St. Paulus-Doms zu Münster.
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