“Die Angst unter den Christen in Syrien ist groß”
Die Deutsche Bischofskonferenz thematisiert die Lage der Christen zwischen Damaskus und Bagdad. Erzbischof Jacques Mourad warnt vor einer ungewissen Zukunft für religiöse Minderheiten in Syrien
Quelle
D: Syrischer Erzbischof sprach über Angst und Hoffnung – Vatican News
Syrischer Erzbischof: “Wunsch nach einem islamischen Syrien” ist derzeit zu verspüren
11.03.2025
Meldung
Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) widmet sich am zweiten Tag ihrer Beratungen der Situation der Christen im Nahen Osten. Im Rahmen eines Pressegesprächs mit dem Titel “Zwischen Angst und Hoffnung: Zur Lage der Christen zwischen Damaskus und Bagdad” berichteten der Bischof von Augsburg, Bertram Meier, der Erzbischof von Paderborn, Udo Markus Bentz, und der Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, eindrücklich über die aktuelle Lage.
Mourad schilderte dabei die angespannte Situation nach dem Sturz des Assad-Regimes: “Für das ganze syrische Volk war es ein Befreiungsschlag. Und heute tun wir alles in unserer Macht Stehende, damit das neue Syrien wirklich für alle da ist”, erklärte er. Gleichzeitig äußerte er die Sorge, dass die neue Übergangsregierung in Damaskus auf eine islamische Staatsordnung hinarbeite. Dies wäre ein Rückschritt für das gesamte syrische Volk, das ein Mosaik aus verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen bildet. Die Lage in Syrien sei weiterhin fragil. Viele Christen seien bereits geflohen, die religiöse Vielfalt des Landes drohe verloren zu gehen. “Es gibt politische, wirtschaftliche und soziale Spannungen im Land. Unser Volk leidet unter Gewalt, Armut und einer ungewissen Zukunft”, erklärte der Erzbischof von Homs.
Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der DBK, betonte in seinem Vortrag, dass die kirchliche Unterstützung für die Christen in der Region weitergehen müsse. “Die Angst unter den Christen in Syrien ist groß. Sie fürchten unter einer islamistischen Regierung erneut Opfer von Diskriminierung und Gewalt zu werden”, erklärte Meier und erinnerte an die Massaker der Al-Nusra-Front in den vergangenen Jahren. Die humanitäre Lage sei weiterhin katastrophal. Laut Meier seien mehr als 17 Millionen Menschen in Syrien auf Hilfe angewiesen. “Die internationale Gemeinschaft muss dringend handeln, um weitere humanitäre Katastrophen zu verhindern”, forderte der Augsburger Bischof. Neben humanitärer Hilfe sei auch der Wiederaufbau von Infrastruktur und die Sicherung von Grundrechten essenziell.
Mit großer Skepsis
Auch Erzbischof Udo Markus Bentz äußerte sich besorgt über die jüngsten Entwicklungen. Nach Gesprächen im Irak berichtete er von der großen Unsicherheit unter den religiösen Minderheiten des Landes. “Die Zusagen der syrischen Regierung unter dem Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa in Bezug auf Religionsfreiheit und Minderheitenrechte werden mit großer Skepsis betrachtet”, so Bentz. Die jüngst bekannt gewordenen Massaker an Alawiten seien besonders erschreckend. Bentz forderte eine klare internationale Reaktion: “Die internationale Politik muss alles tun, um die Machthaber in Syrien an ihre eigenen Worte von Toleranz und Respekt gegenüber allen Bevölkerungsgruppen zu erinnern.”
Zur Zukunftsperspektive des Christentums in Syrien betonte Mourad, dass eine Rückkehr der Christen nur unter stabilen Bedingungen möglich sei: “Die einzige Art und Weise, wie man wirklich eine Rückkehr der Christen organisieren könnte, wäre, die Schaffung des Friedens in der gesamten Region des Nahen und Mittleren Ostens. Man bräuchte eine Verfassung, die die Gleichbehandlung sicherstellt, eine funktionierende Justiz, auch Gerechtigkeit für alle.”
DT/jna
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