Türkei: Letztes Armenier-Dorf bedroht

Vakıflı, das letzte von Armeniern bewohnte Dorf in der Türkei, ist in seiner bisherigen Existenz bedroht

Quelle
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Die vierzig Tage des Musa Dagh: Roman
Vakıflı – Wikipedia
Armenier

Das schreibt der Informationsdienst des Hilfswerks “Pro Oriente” in seiner neuesten Ausgabe unter Berufung auf Medienberichte. Vakıflı liegt in der Provinz Hatay und zählt nicht einmal 150 Einwohnerinnen und Einwohner, die großenteils der Armenisch-apostolischen Kirche angehören. Beim Erdbeben im Februar 2023 wurden das Dorf und die gesamte Region heftig getroffen, viele Gebäude wurden zum Teil schwer beschädigt.

Nun droht nach Angaben von “Pro Oriente” weitere Gefahr für das Dorf. Die Bewohner befürchten einen demografischen Wandel, nachdem türkische Behörden u.a. in Vakıflı ein großes staatliches Wohnbauprojekt planen, welches das historische, kulturelle und soziale Gefüge des Dorfes verändern könnte. Fast die Hälfte des Dorfes ist den Berichten zufolge von Enteignungen bedroht.

Staatliches Wohnbauprojekt könnte für das Dorf das Aus bedeuten

Bereits vor mehreren Jahren hatte die Armenische Kirchen-Stiftung von Vakıflı ein Gerichtsverfahren eingeleitet, um 36 Immobilien zurückzufordern, die als Eigentum der armenischen Gemeinschaft identifiziert worden waren. Diese Grundstücke waren im Laufe der Zeit an die Staatskasse oder an Privatpersonen übertragen worden. Trotz eines Urteils des türkischen Verfassungsgerichts aus dem Jahr 2022, das eine Verletzung der Eigentumsrechte feststellte, wurden die strittigen Grundstücke bislang nicht an die Stiftung zurückgegeben.

Bei den Bewohnern von Vakıflı handelt es sich um Nachkommen jener 4092 Armenierinnen und Armenier, die während der vielfach als Völkermord bezeichneten massenhaften Vertreibungen und Tötungen armenischer und syrischer Christen im Jahr 1915 entkamen und am nahegelegenen Berg Musa Dağı Zuflucht fanden.

Nachkommen von Werfels Christen auf dem Musa Dagh

Sie wehrten 53 Tage lang die Angriffe der osmanischen Truppen ab, bis die Besatzung eines französischen Kriegsschiffs eine Fahne mit der Aufschrift “Christen in Not: Retten” sah. Die armenischen Flüchtlinge wurden von den Franzosen in die ägyptische Hafenstadt Port Said evakuiert und kehrten nach Kriegsende wieder in ihre Heimat zurück.

Die damaligen Ereignisse bildeten die Grundlage für Franz Werfels bekannten Roman “Die 40 Tage des Musa Dagh”. Die Dorfbewohner sprechen untereinander in einem einzigartigen lokalen armenischen Dialekt, der als Musa Dağı-Armenisch bekannt und mit arabischen und türkischen Wörtern durchmischt ist.

pro oriente – sk, 13. Februar 2025

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