Die Leiden der Linken

Angst vor Donald Trump? Keine Sorge, zur Bewältigung rationaler Ängste gibt es neuerdings Profi-Tipps. Anders verhält es sich freilich bei konservativem Leiden an der Welt

Quelle

07.02.2025

Sebastian Moll

Die britische Mental Health Foundation, eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung psychischer Gesundheit, gibt auf ihrer Seite Tipps zum Umgang mit „traumatischen Weltereignissen“. Das ist zunächst einmal weder ungewöhnlich noch tadelnswert. Befremdlich ist hingegen der Zeitpunkt, zu dem besagter Artikel auf der Homepage der Organisation aufpoppte: November 2024, unmittelbar nach der Wahl Donald Trumps. Der englische “Guardian” griff den Beitrag sogleich auf unter der Überschrift: “Tipps zur psychischen Gesundheit im Umgang mit Trump-Blues und Angstzuständen”.

Der Direktor der Mental Health Foundation, Lee Knifton, wird zitiert mit den Worten: “Für viele Menschen sind dies schwierige und intensive Momente. Angst ist keine unvernünftige Reaktion, und Sie sollten sich nicht herabgewürdigt fühlen, weil Sie besorgt sind.” Im deutschsprachigen Raum wurden die psychische Hilfestellung unter anderem von der “Presse” dankbar aufgenommen: “In Österreich geht es zurzeit sicher nicht um Weltereignisse, aber es gibt genügend Bürger, die auf einen Herbert Kickl als möglichem Bundeskanzler mit Niedergeschlagenheit und Angst reagieren. Auch für sie kann die Liste hilfreich sein.”

Wie es ist, wenn nicht alles nach ihrem Willen geht

Wohlbemerkt richten sich die genannten Ratschläge der Stiftung nicht an Personen, die unmittelbar von politischen Maßnahmen betroffen sind, denn diesen würden Tipps wie “Machen Sie eine Pause von den Nachrichten” oder “Schalten Sie die Benachrichtigungen auf Ihrem Smartphone stumm oder aus” eher wenig helfen. Die gut gemeinten Ratschläge richten sich vielmehr an leidende Linke, die, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, erfahren müssen, wie es ist, wenn nicht alles nach ihrem Willen geht.

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums fragt man sich derweil natürlich: “Wo waren solche Hilfestellungen eigentlich in den letzten Jahrzehnten? Wer hat uns mental beigestanden, als nahezu jede bedeutende politische Entscheidung im Sinne linker Ideologien getroffen wurde? Warum gibt es Unterstützung für die eine, aber nicht für die andere Seite?” Die Antwort steckt in der oben zitierten Aussage des Stiftungsdirektors.

Linke Ängste sind vernünftig, rechte irrational

Angst vor Trump, Kickl und Weidel zu haben, ist “nicht unvernünftig”, also eine angemessene Reaktion auf eine reale Bedrohung. Wer sich hingegen beispielsweise vor islamistischen Terror fürchtet, ist islamophob, leidet also unter einer Phobie, reagiert demnach mit übertriebener und irrationaler Angst auf eine unechte Bedrohung. Nun könnte man natürlich fragen, ob nicht gerade solchen Menschen therapeutische Hilfe zustehen würde.

Vielleicht würde eine Verhaltenstherapie dazu führen, dass sie ihre Angst abbauen können, indem sie Terroranschläge und andere Gewalttaten als kulturelle Bereicherung einstufen. Oder vielleicht würde eine tiefenpsychologische Untersuchung offenbaren, dass ihr Wunsch nach Leben und körperlicher Unversehrtheit auf traumatische Kindheitserfahrungen zurückzuführen ist. Stattdessen wird solchen Menschen mit gesellschaftlicher Ausgrenzung begegnet, ganz so, als wäre ihre Phobie ansteckend.

Diese Erfahrung, dass sich Freunde und Bekannte plötzlich abwenden, weil man eine andere politische Meinung vertritt, ist übrigens ein Phänomen, das im linken Milieu nahezu unbekannt ist, es ist ein Privileg der Rechten. Dieses Phänomen ist vor allem deshalb problematisch, weil Ausgrenzung tatsächlich zu Radikalisierung führen kann. Aber auch unabhängig davon ist es einfach kein angenehmes Gefühl, ausgegrenzt zu werden, nur weil man anderer Meinung ist. Hier wäre Hilfe tatsächlich angebracht. Wie lautet doch das Motto der Mental Health Foundation: “Jeder verdient psychische Gesundheit.”

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