Dauerpatient Papst?

Die Nachrichten aus der römischen Gemelli-Klinik sind beruhigend – und werfen dennoch eine Frage auf, die auf Franziskus zukommen wird

Quelle

28.02.2025

Guido Horst

Die Nachrichten von Papst Franziskus sind erfreulich und beunruhigend zugleich. Sein Zustand ist nicht mehr kritisch. Stattdessen ist von einer gewissen Besserung die Rede. In der jüngsten Mitteilung des vatikanischen Presseamts ist nicht mehr von einer Lungenentzündung die Rede, auch das leichte Nierenversagen scheint im Griff zu sein.

Stattdessen ruhe der Papst nun aus, er bete und empfange die Eucharistie im zehnten Stock der römischen Gemelli-Klinik – und gehe auch ein wenig seiner Arbeit nach. Doch mache es, wie es gestern aus dem Vatikan weiter hieß, die “Komplexität des Krankheitsbildes” erforderlich, dass er weiter im Krankenhaus bleibe.

Sauerstofftherapie und Atemphysiotherapie

Komplex ist die Lage deshalb, weil Franziskus ohne Unterstützung nicht ausreichend atmen kann – ein Umstand, der ohne medizinische Intervention lebensbedrohlich wäre. Deshalb, so teilte die “Sala stampa” offen mit, unterziehe sich der Papst abwechselnd einer High-Flow-Sauerstofftherapie über Schläuche beziehungsweise trage eine Atemmaske.

Das erklärt, warum es – ganz anders als bei seiner Darmoperation vor fast zwei Jahren – keine Fotos vom Pontifex in der Klinik gibt. Zudem widmet sich der Papst vormittags wie nachmittags einer Atemphysiotherapie. Nach zwei Wochen Krankenhausaufenthalt stellt man sich in Rom die Frage, ob Franziskus in absehbarer Zeit seinen “Papst-Alltag” wieder aufnehmen kann.

Rigoristen versus Pragmatiker

Die Frage nach einem möglichen Rücktritt des Papstes – von zwei Kardinälen selbst zur Sprache gebracht – wies Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vor einer Woche als unnötige Spekulation zurück. Aber sie wird sich wieder stellen, wenn Franziskus in den Vatikan zurückkehren sollte. Ein Papst im Rollstuhl mit einer wie auch immer gearteten Atemunterstützung, dazu das Programm, das ihm das Heilige Jahr abverlangt, von längeren Reisen ganz abgesehen – das ist ein Bild, dass sich nur wenige ausmalen wollen.

Franziskus ist 88 Jahre alt. Es ist fast schon eine Regung des Mitleids und der Barmherzigkeit, sich zu fragen, ob sich ein Papst in diesem Alter und mit diesem Krankheitsbild diese Anstrengung noch abverlangen muss. Die Rigoristen werden sagen, dass auch Jesus Christus nicht vom Kreuze herabgestiegen ist und Petrus, der erste Papst, das Martyrium auf sich genommen hat. Die Pragmatiker werden abwägend, wieviel Kraft ein Papst noch aufbringen muss, um die große Verantwortung als Oberhaupt der Kirche überhaupt noch zu tragen. Franziskus selbst wird das entscheiden müssen. Wie die Entscheidung auch ausfällt – sie wird auf ein unterschiedliches Echo stoßen. Das war schon beim Rücktritt von Benedikt XVI. so.

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