Bischof Hanke sieht die Kirche “in einem Prozess des Abbruchs”

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke OSB sieht die Kirche “in einem Prozess des Abbruchs. Die Säkularisierung schreitet voran”

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Von CNA Deutsch Nachrichtenredaktion

Redaktion – Freitag, 7. Februar 2025, 11:00 Uhr

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke OSB sieht die Kirche “in einem Prozess des Abbruchs. Die Säkularisierung schreitet voran.” In diesem Kontext gebe es, so der Bischof im Gespräch mit der katholischen Wochenzeitung “Die Tagespost” (aktuelle Ausgabe), “die Versuchung, den Anschluss an den abfahrenden Zug zu erreichen und noch irgendwo das letzte Trittbrett zu erlangen”.

“Die Fruchtbarkeit der frühen Kirche kam aus dem Zeugnisgeben, nicht aus der Anpassung”, mahnte Hanke. “Das heißt aber nicht, dass man sich in eine Wagenburg verschanzen soll, sondern dass man das Proprium des christlichen Glaubens so darstellt und verkündet durch das eigene Leben, dass es einladend ist für die Gesellschaft.”

Zur Theologie an deutschen Universitäten sagte er: “Die Rückbindung an den kirchlichen Glauben ist heute nicht mehr eine grundsätzliche Selbstverständlichkeit. Das muss man ganz klar sagen. Und es ist auch ein Modell entstanden, in dem man meint, man könne Theologie ohne die Glaubensgemeinschaft betreiben. Das ist vielleicht noch Religionswissenschaft oder Kulturwissenschaft, aber nicht mehr das, was Theologie im eigentlichen Sinne des Wortes meint.”

“Wir brauchen eine Erneuerung des Glaubens als fruchtbare Grundlage, sozusagen als Mutterboden für eine gute wissenschaftliche Theologie”, forderte der Bischof.

“Die Krise Europas wurzelt sowohl politisch als auch spirituell in der Ausfaltung des individuellen Freiheitsbegriffes”, so Hanke in dem Interview außerdem. “Wir haben einen Freiheitsbegriff, der nicht mehr voll mit dem Streben nach Gerechtigkeit einhergeht.”

“Man sieht das zum Beispiel an der Abtreibungsdebatte”, führte er als Beispiel an. “Die Freiheit des einen wird so ausgedehnt, dass das Lebensrecht des anderen eigentlich gar nicht mehr berücksichtigt wird und damit auch das Prinzip der Gerechtigkeit aus den Fugen gerät.”

“Wir sehen das auch ganz deutlich an Judith Butlers Gender-Theorie”, so Hanke. “Da wird ein Freiheitsbegriff entfaltet, der Abstand nimmt von der natürlichen Ordnung.”

Angesprochen auf einen wirtschaftlichen und materiellen Niedergang gerade in Deutschland erläuterte Hanke, man müsse “nach der Ursache unserer Probleme fragen. Diese Ursache sehe ich darin, dass das Projekt der gesellschaftlichen Befreiung, wie es seit den 70er Jahren läuft, selbst in eine Krise gekommen ist, und zwar aufgrund des bereits beschriebenen Freiheitsbegriffes.”

“Immer größere individuelle Freiheitsräume und die Sorge um die Ökologie und den Klimaschutz, die der gesellschaftliche Prozess als zwei Seiten einer Medaille verstand, passen doch nicht zusammen”, zeigte er sich überzeugt. “Die Bewahrung der Schöpfung verlangt ja gerade eine Eingrenzung der Freiheit, die Bereitschaft zum Verzicht und zum Teilen, Maß halten, Anerkennung von Grenzen. Ich halte die Bewahrung der Schöpfung für einen wichtigen Aspekt unserer Gesellschaft und auch für einen wichtigen spirituellen Aspekt.”

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