Ludwig Thoma darf nicht fehlen

Ohne die “Heilige Nacht” wäre die Adventszeit in Bayern nur halb so schön

Quelle
Ludwig Thoma – Wikipedia

13.12.2024

Marc Stegherr

Jetzt lesen sie wieder, im ganzen Bayernlande, im Advent – die “Heilige Nacht”, die wunderbare Weihnachtslegende des großen bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma. Verfasst im Lenggrieser Dialekt hat Thoma die Geschichte von der Geburt des Erlösers ins Altbayerische übersetzt, wie ein Geheimnis aus unseren Tagen.

Von Gustl Bayrhammer bis Pfarrer Schießler

Diese anrührenden Vierzeiler, die nichts gewollt Schlichtes oder gar Heimattümelndes an sich haben, die wie ein Winterabend im bayerischen Oberland wirken, mit Bergen, Lichtern und tiefer Stille, sie haben, seit Thoma sie 1916 niedergeschrieben hat, die Schauspieler, ob aus dem Volk oder von Staats wegen, angezogen. Von Toni Berger, dem “Boandlkramer” aus dem “Brandner Kasper” über Fritz Straßner und Gustl Bayrhammer, dem “Meister Eder”, bis zu Gert Anthoff und Enrico Paruta haben sie alle, die in Bayern bekannt und beliebt sind, die Weihnachtsverse Thomas vorgelesen. Wer prominent ist und Mundart spricht, der wird in der frühzeitig dunkelnden Vorweihnachtszeit durch den Freistaat geschickt und darf die “Heilige Nacht” vortragen, meist begleitet von einer Stubenmusik, von Zither- und Harfenklängen, auch von Männer- oder Frauen-Dreigesängen. Der jüngste Zugang ist der weit über München bekannte Pfarrer Rainer Maria Schießler, dessen Gesicht von Plakaten lächelt, die die “Heilige Nacht” mit dem volkstümlichen klerikalen Superstar ankündigen.

Er liebe dieses Buch, schrieb Thoma: “Es ließ sich mühelos und vom Herzen herunter dichten.” Diese Verse, die schon beim stillen Lesen anrühren, lassen sich nicht ins Hochdeutsche übersetzen. Sie kommen tief aus der Seele des bayerischen Volkes, was sicher ein Grund für ihre bis heute anhaltende Popularität ist. In die Geschichte von der Herbergssuche, von der Hartherzigkeit der Wirtsleute, sind immer wieder Gesänge eingefügt, die auch vertont wurden: “Gehts weita! Gehts zua! / Und laßts ins in Ruah! / Mir hamma koan Gfalln / Mit Gäst, de schlecht zahln.” Auf die Ermahnung der hartherzigen Reichen, die das hochheilige Paar abweisen, folgt die poetisch, innig erzählte Geburt im Stall: “Und ‘s is so wunderfei, / Wia‘s oba klingt! / Dös muaß da Herrgott sei, / Der ‘s Hochamt singt.” Die letzte Strophe fasst gleichsam Thomas Glaubensbekenntnis zusammen, der selbst Not und Armut nach dem frühen Tod des Vaters erlebt hat: “Und geht‘s ös in d‘Mett‘n, ös Leut, / Na, roat‘s enk de G‘schicht a weng z‘samm! / Und fragt‘s enk, ob dös nix bedeut‘, / Daß ‘s Christkind bloß Arme g‘sehg‘n hamm.”

Können nur Arme das Christkind sehen?

Wer diesen Vers liest, wonach nur Arme das Christkind gesehen hätten, wird sich wohl fragen: und was ist mit den heiligen drei Königen? Wenn es um den Verlust des Glaubens geht, ist immer wieder zu hören, der käme schon wieder, wenn es denn Menschen schlechter geht. Aber ist Frömmigkeit eine Frage des Geldbeutels? Können nicht auch Arme hartherzig sein? Ist der Reiche eher geneigt, alles von sich und wenig vom Herrgott zu erwarten?

Das ist eine Frage, die Thoma für sich ähnlich wie Papst Franziskus mit seiner armen Kirche für Arme beantwortet hat. Doch gekommen ist der Heiland, um alle Welt zu erlösen, ob arm oder reich. Eine frohe und gesegnete “heilige Nacht” uns allen!

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