“Heute schauen wir die heilige Stadt, das himmlische Jerusalem”
Am 1. November feiert die Kirche das Hochfest Allerheiligen (lat. Festum omnium Sanctorum) und gedenkt dabei all jener, die uns als Glaubenszeugen vorausgegangen sind
Quelle
Genter Altar – Wikiwand
Die Ursprünge des heutigen Hochfestes Allerheiligen gehen bis ins 4. Jahrhundert zurück und bezogen sich zunächst auf die Märtyrer. Es wurde an einem Datum nach Ostern gefeiert, um den Zusammenhang mit der Auferstehung zu verdeutlichen. 731 erweiterte Papst Gregor III. den Gedenktag der Märtyrer um alle Heiligen und legte als Datum für die Stadt Rom den 1. November fest. Das Fest Allerheiligen breitete sich in den westlichen Gebieten der Kirche aus und wurde 1475 durch Papst Sixtus IV. als gebotener Festtag für die ganze Kirche festgelegt.
Der Inhalt des Festes wird in der Präfation deutlich: “Denn heute schauen wir die heilige Stadt, unsere Heimat, das himmlische Jerusalem. Dort loben dich auf ewig die verherrlichten Glieder der Kirche, unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind.” Diese Worte zeigen, dass an diesem Hochfest nicht nur die von der Kirche offiziell Heiliggesprochenen gefeiert werden, sondern alle Verstorbenen, die zur Vollendung gelangt sind.
In der heutigen Zeit wird zwar viel über das Sterben gesprochen (assistierter Suizid, Sterbehilfe), jedoch ohne dabei den Blick auf die Ewigkeit zu richten. Das Leben eines Menschen wird allein aufgrund irdischer Kategorien bewertet (‘Ist dieses Leben noch lebenswert?’) und vom Menschen selbst subjektiv bewertet (‘Ich will nicht mehr’ oder auch ‘Ich hatte ein erfülltes Leben’).
Eine solche Haltung ist möglich, wenn man entweder nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt oder davon überzeugt ist, dass Gott uns in seiner grossen Liebe einfach alle in den Himmel aufnimmt. Doch als Katholiken hören wir auf Christus, der deutlich gesagt hat, dass einem jeden unmittelbar nach dem Tod entsprechend seiner Werke und seinem Glauben vergolten wird (vgl. Gleichnis vom armen Lazarus, Lk 23,43 oder Mt 16,26).
“Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Jüngsten Tag” (Joh 12,49). Die Botschaft vom Jüngsten (oder Letzten) Gericht ruft die Menschen auf, sich zu bekehren, solange ihnen noch Zeit bleibt.
Die Menschen früherer Generationen waren sich der Dringlichkeit der Vorbereitung auf das Sterben bewusst, kennt doch niemand seine Sterbestunde. In einem Moment herrscht Glück, im nächsten Moment kann man bereits tot sein. Ein solches Erlebnis soll den St. Galler Mönch Notker I. zur Verfassung der Antiphon “Media vita in morte” angeregt haben.
“Media vita in morte sumus.
Quem quaerimus adjutorem, nisi te Domine?
Qui pro peccatis nostris juste irasceris,
Sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericors salvator:
Amarae morti ne tradas nos.”
Mitten im Leben sind wir im Tod.
Welchen Helfer suchen wir, wenn nicht dich , o Herr,
der du wegen unserer Sünden mit Recht zürnst.
Heiliger Gott, heiliger starker, heiliger und barmherziger Erlöser:
überlass uns nicht dem bitteren Tod.
Mit den Verstorbenen durch die Hoffnung verbunden
Jesus Christus hat durch sein Leiden und Sterben die Menschen vom Tod erlöst. Es liegt jetzt am einzelnen Menschen, ob er diese Erlösung annehmen will. Die Kirche hofft, dass jeder Mensch – selbst der schlimmste Sünder – sich im Moment seines Todes zu Gott bekehrt.
“Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können” (KKK 1030).
Es ist deshalb ein schöner Brauch, für die Verstorbenen zu beten. Bereits die Bibel berichtet darüber ( 2 Makk 12,45) und schon seit frühester Zeit hat die Kirche der Verstorbenen gedacht und für sie Fürbitten und das eucharistische Opfer dargebracht. Wir Christen sind davon überzeugt, dass sich die Zeit im Fegefeuer für die Verstorbenen durch unsere Almosen, Ablässe und Busswerke verkürzt. (Eine Erklärung des Begriffes Ablass findet sich am Ende des Textes.)
Vom 1. bis zum 8. November kann täglich einmal ein vollkommener Ablass für die Verstorbenen gewonnen werden. Zu den üblichen Voraussetzungen (Beichte, entschlossene Abkehr von jeder Sünde, Kommunionempfang und Gebet in der Meinung des Heiligen Vaters) müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Am Allerseelentag (bzw. 1. November ab 12 Uhr) ein Besuch einer Kirche oder Kapelle, Vaterunser und Glaubensbekenntnis
oder
vom 1. bis zum 8. November: Friedhofsbesuch und Gebet für die Verstorbenen.
Fehlt die volle Disposition oder bleibt eine der Bedingungen unerfüllt, gilt es als Teilablass für die Verstorbenen.
An den übrigen Tagen des Jahres kann ein Teilablass durch Friedhofsbesuch wiederholt gewonnen werden.
Traditionell werden die Gräber zu Allerheiligen mit Gestecken oder bepflanzten Schalen besonders geschmückt und die vorhandenen Pflanzen mit Tannenzweigen abgedeckt. Die grünen Zweige symbolisieren die Hoffnung auf das ewige Leben. Am Nachmittag von Allerheiligen oder an Allerseelen werden die Grablichter, sogenannte Ewige Lichter, angezündet. Das Ewige Licht ist ein Symbol für die Gegenwart Gottes und soll gleichzeitig an den Verstorbenen erinnern.
Der Brauch der Gräbersegnung ist leider an vielen Orten in Vergessenheit geraten. Am Nachmittag von Allerheiligen oder an Allerseelen segnet ein Priester oder Diakon beim Gräberumgang die Gräber mit Weihwasser und Weihrauch. Die Gläubigen bezeugen bei dieser Feier ihre Verbundenheit mit den Verstorbenen und bekennen sich zur Hoffnung auf die Auferstehung.
Ablass
Auch wenn eine Sünde durch die sakramentale Beichte im Hinblick auf das ewige Heil vergeben wird, sind ihre Folgen im Hier und Jetzt noch vorhanden. Der Büsser ist deshalb verpflichtet, durch den Vollzug von sogenannten Sündenstrafen so weit wie möglich Wiedergutmachung zu leisten. Durch die von der Kirche gewährten Ablässe kann die Wiedergutmachung kompensiert werden
Die Gräbersegnung findet sich im “Benediktionale” (Seite 72f).
Die interessante Legende zum “Media vita” findet sich hier
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