Bau meine Kirche wieder auf! *UPDATE
Der heilige Franz und die Kirchenkrise seiner Zeit
Quelle
Ecclesia in Europa
‘Dein Reich komme’
Lukas-Kapitel 17
Wenn Euer Glaube auch nur so gross wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu dem Maulbeerbaum sagen: Zieh deine Wurzeln heraus und wachse weiter im Meer.
Noch waren wir unentschlossen, was der Schwerpunkt dieser Nummer sein sollte. Da war es dann die Sonntagspredigt unseres Pfarrers vor einigen Wochen die den Ausschlag gegeben hat: Wir thematisieren die “Kirchenkrise” – aber konstruktiv. So baten wir P. Thomas um seinen Text und bringen ihn im folgenden auszugsweise.
Wenn Euer Glaube auch nur so gross wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu dem Maulbeerbaum sagen: Zieh deine Wurzeln heraus und wachse weiter im Meer! – Er würde gehorchen.” So hat es am 27. Sonntag im Jahreskreis im Evangelium geheissen.
Betrachten wir die Verse 5-10 des 17. Kapitels des Lukasevangeliums näher, erfahren wir sehr eindrucksvoll, dass es da um die Grösse und Stärke des Glaubens geht. Jesus erinnert Seine Jünger, die er selbst berufen hat daran, dass ihr Glaube dort und da nicht gross genug ist, dass Zweifel aufkommen, vielleicht auch die Frage: Ist dieser Jesus wirklich Gottes Sohn?
Wie sieht das bei uns aus? Wie gross ist unser Glaube an Gott? Wie tief reichen unsere religiösen und spirituellen Wurzeln in das Geheimnis des Glaubens hinein? Ist es so, dass einige Stürme – auch wenn sie stark und anhaltend sind – uns im Glauben unsicher machen. Sind wir diejenigen, die mit den Wölfen heulen und genau wissen wollen, wie und wo sich die Kirche ändern muss?
Meinen auch wir – motiviert durch die veröffentlichte Meinung der letzten Wochen, Monate und Jahre – dass der Kirche in ihrer jetzigen Form keine Zukunft beschieden ist, oder sind wir bereit, die Frage des Glaubens und die Frage der Organisation, der Struktur und der Aufteilung der Kompetenzen in der Kirche klar zu trennen?
Wer jetzt die Kirche verlässt, geniesst zwar in der veröffentlichten Meinung Verständnis, er wird bei Stammtischgesprächen auch punkten können, er wird zunächst logische und schnell nachvollziehbare Argumente finden, aber all das wird an der Frage des Glaubens vorbeigehen. Ich glaube doch nicht, weil ein Priester, Bischof oder Kardinal so toll ist, sondern weil Gott Mensch geworden ist, weil Gott auch heute spürbar wahrzunehmen ist.
Und dieser Glaube – der Glaube an Gottes Gegenwart, an Gottes Kraft und Stärke – wird auch dann nicht über Bord geworfen, wenn das Bodenpersonal der Kirche dort und da Anlass zu Kritik und Ärger gibt – auch, wenn so manche Kritik berechtigt ist und Eitelkeiten, Sünden und Fehler die Emotionen verständlicherweise hochgehen lassen.
Was heisst jetzt Glauben? Was verstehen wir Christen darunter? Was verbirgt sich hinter diesem Wort, das so oft gesprochen, dessen Bedeutung aber häufig unterschätzt wird?
Für mich heisst “Glauben” und das, was uns Jesus im Evangelium sagt: Ich darf mit meinem Glauben, der nicht fertig ist, der nicht schon alles weiss und auch nicht auf alles eine Antwort hat, der Zweifel und Misstrauen kennt, mit all dem darf ich zu Gott kommen. (…)
Glaube heisst, an Gott seine Fragen zu stellen, z.B. die Frage Wozu? Wozu Leid? Warum diese Not auf der Erde? Warum diese Stürme in der Kirche, die leicht die kritische Frage aufwerfen können: Gibt es noch Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Menschen, die nicht Wasser predigten und dann Wein trinken?
Eine solche Zeit der Verunsicherung, eine Zeit, in der die Kirche nach aussen nicht besonders ansprechend in Erscheinung getreten ist, hat es in der Kirchengeschichte bereits gegeben.
Zur Zeit des Heiligen Franz von Assisi, war vielen Menschen trotz der damals noch fehlenden Medien traurig bewusst, dass es die Kirche nicht zustandebrachte, die Sehnsucht des Menschen nach Glauben, nach Gottesbegegnung zu stillen. Sekten aller Art und Zustände, die Thema für einen Bestsellerroman bieten würden, waren damals “in”.
In dieser Zeit der Krise hat Franziskus seine Berufung gefunden. Er durfte mithelfen, am Aufbau der Kirche: “Geh, Franziskus und bau’ meine Kirche wieder auf, du siehst ja, wie verfallen sie ist!”
Und Franziskus baute, er betete, er predigte und er lebte aus dem Glauben, aus der Botschaft des Evangeliums. Aber eines hat er nicht gemacht: Er hat nicht grossspurig verlauten lassen, was zu tun ist, sondern er hat in der Kirche seinen Glauben gelebt.
Franziskus kann uns damit für die heutige Zeit – auch für die momentane Situation in der Kirche – ein Vorbild sein. Er kann uns zeigen, wie wir Christen handeln sollen.
P. Thomas Lackner ofm
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