Eutanasiedebatte – ‘Unter Druck, sich das Leben zu nehmen’

In einem bemerkenswerten Hirtenbrief gegen ein geplantes Gesetz zum assistierten Suizid findet der britische Kardinal Vincent Nichols klare Worte. Ein Kommentar

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Großbritannien: Neuer Gesetzesentwurf zu assistiertem Suizid | Die Tagespost (die-tagespost.de)</a
Nichols Card. Gerard Vincent (vatican.va)

17.10.2024

Franziska Harter

Ein Kardinal findet klare Worte: Was als “Recht aufs Sterben” beginnt, kann in eine “Pflicht zum Sterben” münden, schreibt Kardinal Vincent Nichols in seinem jüngsten Hirtenbrief in Bezug auf einen neuen Gesetzesentwurf zur Legalisierung des assistierten Suizids. Dieser könnte noch in diesem Jahr im britischen Unterhaus zur Abstimmung gebracht werden.

Der von der Labour-Abgeordneten Kim Leadbeater eingebrachte Entwurf zielt darauf ab, unheilbar kranken Erwachsenen, die voraussichtlich weniger als sechs Monate zu leben haben, die Möglichkeit zu geben, ihr Leben unter ärztlicher Aufsicht zu beenden. Gegenüber dem “Guardian” beklagte Kim Leadbeater den durch das aktuelle Verbot des assistierten Suizids “herzzerreißenden Mangel an Wahlfreiheit für diejenigen, die wissen, dass ein unerträglicher und schmerzhafter Tod bevorsteht, die aber keine Macht darüber haben, wann oder wie er eintritt”.

Die Palliativpflege stärken

Der weitsichtige Kardinal warnt davor, dass in allen Ländern, in denen assistierter Suizid legalisiert wurde, die Regelungen schrittweise ausgeweitet wurden, sowohl in Bezug auf den Personenkreis als auch auf die Formen der Sterbehilfe. Sobald der assistierte Suizid gesetzlich zugelassen werde, falle ein wichtiger Schutz des menschlichen Lebens weg: Vor allem alte, behinderte und vulnerable Personen würden dann einen zunehmenden Druck ausgesetzt, sich selbst das Leben zu nehmen, um ihren Angehörigen nicht weiter zur Last zu fallen oder den Weg zum Erbe freizumachen. Damit einher gehe die Gefahr, dass für Ärzte die “Pflicht der Fürsorge” zu einer “Pflicht zum Töten” werde. Wahlfreiheit Adieu. Betroffenenorganisationen wie “Not Dead Yet UK” geben dem Kardinal übrigens recht.

Katholiken ruft Kardinal Vincent Nichols auf, sich neben dem Gebet auch aktiv in die politische Debatte einzubringen, mit ihren Abgeordneten zu sprechen und sich für eine Stärkung der Palliativpflege einzusetzen.

Wenn sich wieder einmal die Frage stellt, wie Bischöfe Spagat zwischen ihrer Rolle als Kirchenvertreter und ihrer Eigenschaft als Staatsbürger hinbekommen können: Genau so geht’s.

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