30. September Hl. Hieronymus – Der Mann mit dem Löwen

Nur wenige Menschen kennen den heiligen Hieronymus. Dabei haben wir ihm so viel zu verdanken! Hier erfährst du, was genau

Quelle
Zuversichtlicher Blick auf die Zukunft der Kirche | Die Tagespost (die-tagespost.de)
Hieronymus – Ökumenisches Heiligenlexikon

30.09.2024

Raphael Ballestrem und Bernadette Ballestrem

Wir begeben uns auf eine spannende Zeitreise. Zusammen fliegen wir in das Jahr 356 nach Christus. Um dich herum siehst du Steppe. Ein paar Büsche und Sträucher und viele Gräser. Alles ist trocken. Du befindest dich in einer Gegend, die die Leute heute Kroatien nennen. Die Mittagshitze ist fast unerträglich. Du gehst wenige Schritte auf die nächste Anhöhe. Von dort erblickst du mehrere Landhäuser. Und dazwischen erspäht dein Auge eine schöne Villa. Nach einem kleinen Spaziergang erreichst du das Grundstück mit dem prachtvollen Gebäude.

Die Tür geht auf und ein achtjähriger Junge kommt herausgelaufen. Er sieht fröhlich aus. Das teure Gewand flattert im Wind. Seine Eltern sind Christen. Aber ihrem Glauben können sie nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Deswegen ist der kleine Hieronymus auch nicht getauft worden. Hieronymus ist ein aufgeweckter Junge. Er ist neugierig. Gerne dreht er die Steine im Garten um und sucht nach Tieren. Oder er klettert auf einen Baum und genießt den Blick in die Ferne.

Ein kleiner Entdecker geht auf große Fahrt

Ein paar Jahre vergehen noch. Dann fällt die Entscheidung. Hieronymus packt seine Sachen und aus dem kleinen Entdecker wird ein großer Entdecker. Die Reise beginnt. Was ist das Ziel? Er reist in die Stadt, von der ihm schon viele vorgeschwärmt haben: das große Rom. Dort wird er, fern von der Heimat, die Schule besuchen.

Seine Lehrer erklären ihm die Grammatik. Zum Glück fällt ihm das Lernen leicht. Sie bringen ihm bei, wie man vor vielen Menschen eine überzeugende Rede hält. Und schließlich liest er die Bücher von gelehrten Menschen, die versucht haben zu erklären, wieso es die Welt gibt, was den Menschen so besonders macht und wie er gut und richtig handeln kann. Hieronymus wird beim Lernen manchmal müde. Aber dann ist er wieder so gespannt, was er noch lernen kann, dass er die Bücher nicht aus der Hand legen möchte. Und bei all dem vermag er noch nicht zu ahnen, dass ihm die vielen Kenntnisse noch sehr nützlich sein werden.

Seine Freunde erzählen ihm von Jesus

Natürlich freut sich Hieronymus über jedes Buch, das er lesen und in seine Bibliothek stellen kann. Wenn du aber glaubst, dass er in seinen Büchern versunken ist und an nichts anderes mehr gedacht hat, dann liegst du falsch. Er liebt es, sich mit Freunden zu treffen und auszutauschen. Sie reden über Gott und die Welt. Die Christen unter ihnen teilen mit ihm, was sie im Herzen tragen. Sie erzählen ihm, dass Jesus ihn liebt, dass er für uns gestorben ist und dass er auferstanden ist. Sie berichteten ihm, dass sie immer wieder mit Jesus sprechen. Sie nennen das beten. Ob Hieronymus wohl auch Christ wird? Der neugierige junge Mann stellt ihnen Fragen: “Könnt ihr mir Geschichten von Jesus erzählen? Und wer waren seine Freunde? Was haben sie unternommen?“ Schon bald steht für ihn fest: er möchte getauft werden. An einem Sonntag kommen die Christen zusammen. Hieronymus taucht in das große Taufbecken ein. Er wird Christ. Er betet. Und er liest im Evangelium. Ein Leben ohne Gott kann er sich jetzt nicht mehr vorstellen.

Hieronymus ist reiselustig. Wieder packt er seine Sachen. Er zieht über die Alpen. Die Stadt Trier ist zunächst sein Ziel. Sehr lange bleibt er dort nicht. Wieder macht er sich auf. Irgendwann entscheidet er sich, ins Heilige Land zu ziehen. Unterwegs wird er krank und hat viel Zeit. Er beschließt Griechisch zu lernen. Und natürlich unterhält er sich oft mit Gelehrten und tauscht sich mit ihnen aus. Eines Tages hört Papst Damasus von dieser gebildeten Persönlichkeit und lädt ihn zu sich nach Rom ein. Er ist begeistert von Hieronymus und seinem großen Wissen. “Könntest du mein Sekretär werden?”, fragt er ihn. “Ich hätte da einige wichtige Aufgaben für dich!” Es verstreicht nicht viel Zeit und Papst Damasus gibt Hieronymus einen großen Auftrag. Er soll die Bibel von Griechisch und Hebräisch auf Latein übersetzen. Der Papst ist sich sicher: dann können viel mehr Menschen die Bibel lesen. Und sie können wissen, wie großartig Gott für die Menschen sorgt. Hieronymus ist einverstanden: “Wenn die Menschen die Bibel kennen, dann kennen sie auch Gott!” Stundenlang sitzt er über den Texten und überträgt sie ins Lateinische, die damalige Alltagssprache vieler Menschen.

Der Löwe und der Esel

Nachdem der Papst gestorben ist, verlässt Hieronymus die ewige Stadt. Nochmal reist er ins Heilige Land. Betlehem wird sein neues Zuhause, wo er ein Kloster gründet. Aber seine Arbeit gibt er nicht auf. Stunde um Stunde, Tag um Tag sitzt er an seinem Tisch und übersetzt die Heilige Schrift. Er liebt diese Texte, die Erzählungen, die Gebete, die Briefe, die in der Bibel enthalten sind. Denn sie sprechen von Gott, von seiner Größe und Güte, von seiner Allmacht und Liebe. Er kennt sie fast auswendig. Wer hätte gedacht, dass die Übersetzung auch viele Jahrhunderte später existiert und selbst heute gelesen und bewundert wird!

Zum Abschluss noch eine Geschichte, die man sich über Hieronymus erzählt. Es ist ein normaler Tag. Hieronymus sitzt in seinem Kloster. Mit anderen Mönchen liest er die Bibel. Plötzlich stapft ein Löwe aus dem Garten zu ihnen. Er scheint zu humpeln. Panik bricht aus. Nur Hieronymus läuft nicht weg. Er sieht, dass der Löwe in seiner Tatze einen Dorn hat. Mutig und liebevoll nähert er sich dem Tier, nimmt seine Pfote und zieht den Dorn heraus. Der Löwe wird zutraulich und bleibt beim Kloster. Er soll von nun an den Esel des Klosters bewachen. Doch eines Tages schläft der Löwe und der Esel wird von einer vorbeiziehenden Karawane gestohlen. Die Mönche sind erbost. Sie wissen nicht, was geschehen ist. Einige glauben, der Löwe habe den Esel gefressen. Hieronymus legt fest, dass nun der Löwe die Arbeit des Esels verrichten muss. Viel Zeit vergeht. Doch eines Tages, als Kaufleute vorüberziehen, erspäht der Löwe den Esel. Er rennt auf sie zu und jagt die Leute in die Flucht. Den Esel bringt er zum Kloster zurück. Die Kaufleute bereuen den Diebstahl. Sie klopfen kurze Zeit später an der Klosterpforte und bitten Hieronymus um Verzeihung. Nach einiger Zeit stirbt der alte Hieronymus. Er hat sein Werk vollendet. Viele erzählen von ihm und bewahren seine umfangreichen Schriften sorgsam auf. Wer sie aufblättert und darin liest, muss einfach staunen: Hieronymus kannte Gott so gut! Und er wollte Gott mit ganzem Herzen lieben. Das war das Wichtigste und Schönste für ihn. Er hat sich danach gesehnt, Jesus und den Vater im Himmel immer besser kennenzulernen. Die Entdeckerfreude, die ihn schon als kleiner Junge umgetrieben hat, war bis zum Ende lebendig.

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