Die Kursk-Offensive entlarvt Putins Schwäche
Die ukrainische Gegenoffensive ist völkerrechtlich, ethisch und militärisch legitim
Quelle
Russlands Krieg spaltet Afrika | Die Tagespost (die-tagespost.de)
13.08.2024
Zweieinhalb Jahre lang wurde der massenmörderische Zerstörungskrieg Russlands gegen die Ukraine militärisch alleine auf ukrainischem Territorium ausgetragen. Doch jetzt weitet sich die Kampfzone aus, weil das Opfer zurückschlägt. Die nun viel diskutierte Frage, ob die Ukraine mit den vom Westen gelieferten Waffen in Russland einfallen darf, ist ethisch nicht schwieriger zu beantworten als die Frage, ob eine im Park überfallene Frau sich nötigenfalls auch mit fremder Hilfe gegen einen Vergewaltiger wehren darf. Die Antwort lautet: selbstverständlich!
Die ukrainische Gegenoffensive ist völkerrechtlich, ethisch und militärisch legitim. Völkerrechtlich, weil sie durch das “naturgegebene Recht zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung” gedeckt ist, das in Artikel 51 der UN-Charta festgeschrieben ist; ethisch, weil diese Offensive die Chancen und die Verhandlungsposition des Opfers gegenüber dem Aggressor stärkt; militärisch, weil aus diesem Gebiet, das die ukrainische Armee nun erobert hat, bisher täglich Angriffe auf ukrainische Städte und Dörfer erfolgten.
Wenn russische Militärs nun klagen, Russland werde mit westlichen Waffen angegriffen, wenn zudem Putin dem Westen mit Vergeltung droht, so ist das nur heuchlerisch: Russland greift die Ukraine seit zweieinhalb Jahren mit iranischen Drohnen und nordkoreanischer Artilleriemunition an. Zudem predigen der Kremlchef und sein Patriarch seit dem Beginn der sogenannten “Spezialoperation” unaufhörlich, Russlands eigentlicher Gegner sei nicht die Ukraine, sondern der “kollektive Westen”.
Putins Propaganda widerlegt
Spannender sind Putins Klage, die Ukraine wolle mit dem militärischen Vorstoß ihre künftige Verhandlungsposition stärken – und seine klare Absage an Verhandlungen. Damit entlarvt der russische Präsident, dass alles russische Gerede über Friedensverhandlungen stets nur eine Kapitulation der Ukraine zum Ziel hatte. An faire Verhandlungen auf Augenhöhe war ganz offensichtlich nie gedacht.
Aber auch Putins Sieges-Propaganda im eigenen Land beginnt zu wanken: Der Mythos, alles laufe nach Plan, weil Russland stets unbesiegbar sei und Putin stets weise agiere, ist nicht länger zu halten. Die Ukraine hat mit ihrer Gegenoffensive bewiesen, dass der Kremlchef sein eigenes Land nicht beschützen kann.
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Stephan Baier
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