Die Fortpflanzungsfreiheit zurückerobern

Grenzenloses Autonomiestreben und falsche Glücksversprechen treiben den Menschen in immer größere Abhängigkeiten

Quelle
Artikel über christliches Familienleben und katholische Erziehung | Die Tagespost (die-tagespost.de)
Theologie des Leibes
Ökologie des Menschen
Woher kommen wir? | Die Tagespost (die-tagespost.de)

05.05.2024

Franziska Harter

“Wir nehmen niemandem etwas weg”. Der Satz ist im Kontext der gesellschaftspolitischen Umbauarbeiten der einst noch ambitionierten Fortschrittskoalition zu einem beliebten Mantra geworden. Unverhohlen paternalistisch belegt er die Gegner der familien- und identitätspolitischen Ampelpläne mit dem Verdacht, selbstsüchtig an erworbenen Privilegien festzuhalten. Warum kümmern sie sich nicht um ihren eigenen Kram, die Lebensschützer, Verteidiger der Mutter-Vater-Kind-Familie, “transexklusiven” Feministinnen und biologiehörigen Vertreter der Zweigeschlechtlichkeit? Was schert es sie, wenn auch andere endlich heiraten, Kinder bekommen oder in den Genuss des Daseins als Frau kommen dürfen? Denn schließlich wird den ihnen dadurch ja “nichts weggenommen”.

Die Fortpflanzungsfreiheit kommt abhanden

Das ist nicht nur falsch, sondern eine Lüge. Nicht allein, weil einigen der unmittelbar Beteiligten offensichtlich sehr wohl etwas weggenommen wird, wie das “Thema der Woche” der aktuellen Ausgabe der “Tagespost” anschaulich macht. Mit den abstammungsrechtlichen Reformplänen, den Empfehlungen der “Fortpflanzungskommission” und nicht zuletzt dem Selbstbestimmungsgesetz schlägt sich die Regierung auf die Seite des Stärkeren: Kinder werden zur Verfügungsmasse der Selbstverwirklichung Erwachsener. Manche von ihnen verlieren dabei ihr Leben, andere den Vater oder die Mutter. Wieder andere lassen auf dem Weg zu ihrer vorgegaukelten Wunschidentität ihre Geschlechtsteile.

Fortpflanzungsfreiheit lautet das Stichwort, doch gerade die ist es, die am Ende abhandenkommt. Seit der Trennung von Sexualität und Fortpflanzung im Zuge der sexuellen Revolution schlich sie sich leise davon. Oder wer will ernsthaft behaupten, dass eine gesunde Frau, die täglich die Pille nimmt, nicht in eine Art der Abhängigkeit gerät? Gleiches gilt für Paare, die glauben, auf künstliche Verhütung angewiesen zu sein, um verantwortliche Elternschaft leben zu können. Wer dient eigentlich wem, wenn sich die Reproduktionsmedizin immer unverzichtbarer macht? Und: Wirklich autonom sind die, die nach Unterstützung von Papa Staat schreien, um an ein Kind zu kommen, irgendwie auch nicht. Schließlich lautet die Botschaft des Selbstbestimmungsgesetzes: Noch nicht einmal aus Geschlechtsstereotypen will der Mensch zukünftig ausscheren, ohne es vom Standesamt schriftlich bestätigt zu bekommen. Nicht zu reden von der lebenslangen Medikalisierung von Transpersonen, denen die “geschlechtsangleichende” Operation nicht selten jegliche Fähigkeit zu sexueller Lust genommen hat.

Leibfeindlicher Begriff der menschlichen Person

Das soll sie nun sein, die lang ersehnte, große Freiheit der individuellen Lebensgestaltung? Diejenigen, die Autonomie von biologischen Zwängen gesucht haben, sind zu Opfern grenzenloser Machbarkeitsfantasien anderer geworden. Schamlos ausgenutzt von Kliniken, Pharmakonzernen und Politikern, die aus den Sehnsüchten anderer Profit schlagen. Möglich gemacht hat das alles ein leibfeindlicher Begriff der menschlichen Person und ihrer Würde, der die personale Einheit von Geist und Leib negiert, sich allein am individuellen Willen festmacht und dem Leib keine Würde mehr zugesteht.

Die Antwort darauf ist längst da. Papst Johannes Paul II. hat sie in der Theologie des Leibes für das 21. Jahrhundert formuliert. Papst Benedikt XVI. brachte es mit der “Ökologie des Menschen” auf den Punkt: Freiheit erlangt der, der die eigene Natur achtet und “sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat”. Anders ausgedrückt: Nur wer die eigene Natur akzeptiert, ist immun gegen falsche Fortschrittsprophetien.

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