23. April – Seliger Ägidius: Ein Franziskaner der ersten Stunde

Der selige Ägidius von Assisi OFM entstammte einer Bauernfamilie und gehörte zu den ersten Brüdern des Heiligen Franziskus

Quelle
Ägidius von Assisi – Ökumenisches Heiligenlexikon
Dante Alighieri

23.04.2024

Claudia Kock

In Dante Alighieris “Göttlicher Komödie” ist der elfte Gesang des “Paradieses” dem heiligen Franz von Assisi und seinem Orden gewidmet. Dante erwähnt namentlich einige der ersten Franziskaner, darunter Ägidius und Silvester: “O ungeahnter Reichtum! Welch ergiebiger Besitz! Nackten Fußes eilt Egidio, nackten Fußes eilt Silvestro dem Bräutigam nach, so sehr gefällt ihnen die Braut”.

Während Silvester der erste Priester war, der Franziskus nachfolgte, war Ägidius der erste, der bei seinem Eintritt in den Orden keine weltlichen Güter aufgeben musste: Er war immer schon arm gewesen. Papst Pius VI. nahm Ägidius im Jahr 1777 in das “Martyrologium Romanum” auf, wo es unter dem Datum des 23. April heißt: “Zu Perugia in Umbrien: der selige Ägidius von Assisi, Ordensmann aus dem Orden der Minoriten. Als Gefährte des heiligen Franziskus zeichnete er sich auf den Pilgerreisen durch unerschrockenen Glauben und bewundernswerte Einfachheit aus.”

Aus armer Familie

Ägidius, gegen Ende des 12. Jahrhunderts geboren, entstammte wahrscheinlich einer Bauernfamilie, wuchs in Assisi auf und war Analphabet. Als am 16. April 1209 die vornehmen Bürger Bernardo da Quintavalle und Pietro Cattani öffentlich auf ihren Besitz verzichteten, um sich als erste Franziskus anzuschließen, war Ägidius davon so beeindruckt, dass er fünf Tage später an die Tür der Porziuncola klopfte und darum bat, ebenfalls als Gefährte in die kleine Gemeinschaft aufgenommen zu werden. In Zweiergruppen begannen sie ihr Wanderapostolat, wobei Bernardo zusammen mit Pietro unterwegs war, während Franziskus zunächst mit Ägidius in der Gegend von Ancona umherzog, um das Evangelium zu verkündigen.

Ägidius überließ Franziskus das Predigen, während er selbst die Menschen mit einfachen Worten zur Liebe Gottes und zur Buße aufrief. Nachdem die Gruppe weiter angewachsen war, machte sich Ägidius im Herbst 1209 zusammen mit Bernardo auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Auf dem Rückweg nach Assisi trafen sie sich mit den übrigen Franziskanern in Rom, um gemeinsam Papst Innozenz III. um eine Bestätigung ihrer Ordensregel zu bitten, was ihnen – zumindest mündlich – auch gewährt wurde. Im Jahr darauf war Ägidius erneut in Rom.

Rückzug zur Askese

Dann folgten mehrere Pilgerreisen: auf den Gargano zum Heiligtum des Erzengels Michael, nach Bari zum Grab des heiligen Nikolaus und zwei Pilgerreisen in das Heilige Land. Überall verdiente sich Ägidius seinen Lebensunterhalt, indem er sich als Arbeiter verdingte.

1215 bat Ägidius Franziskus, sich an einen Ort zurückziehen zu dürfen, um in Gebet und Buße zu leben. Dieser sandte ihn nach Favarone bei Perugia, wo Ägidius ein kontemplatives Leben führte und erste mystische Erfahrungen machte. Von Juni 1225 bis Januar 1226 war er in Rieti, um die darauffolgende Fastenzeit zusammen mit einem Ordensbruder auf einem einsamen umbrischen Hügel im Fasten und im Gebet zu verbringen. Dann reiste er wieder nach Assisi, wo er am 3. Oktober 1226 in der Porziuncola am Sterbebett des heiligen Franziskus stand.

Danach zog sich Ägidius immer mehr in die Einsamkeit zurück und erlebte Ekstasen und Visionen, die er als große Gnaden empfand und die ihn in immer stärkerem Maße zu einem Leben der Buße und der Askese anspornten.

In der Einsamkeit

1228 war mit dem Bau der Basilika des heiligen Franziskus in Assisi begonnen worden. Zwei Jahre später war die Unterkirche so weit fertiggestellt, dass die Reliquien des Heiligen hierher überführt werden konnten. Ägidius kritisierte den aufwendigen Kirchenbau, der für ihn nicht mit der franziskanischen Armut vereinbar war. Von 1234 bis zu seinem Tod lebte Ägidius in der Einsiedelei Monteripido vor den Toren von Perugia, wo er zahlreiche mystische Erlebnisse hatte und in den Ruf der Heiligkeit kam. Er wurde mehrmals von Papst Gregor IX. besucht, ebenso wie von dem später heiliggesprochenen König Ludwig IX. von Frankreich.

Er starb am 23. April 1262; seine Reliquien befinden sich bis heute im Oratorium des heiligen Bernadino in Perugia. Aufgrund seiner Einfachheit und seiner Hingabe an die handwerkliche Arbeit gilt Ägidius gilt bis heute als Prototyp des frühen Franziskaners.

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