Predigt aus Stein
Die 750 Jahre alte Zisterzienserabtei im Inntal zeugt mit Architektur und Kunst von ungebrochenem Gottvertrauen
Quelle
Stift Stams – Zisterzienserabtei Stift Stams
Videobeiträge – Stift Stams
Festmesse: Stift Stams feiert 750 Jahre – tirol.ORF.at
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Live – Heilige Messe aus der Zisterzienserabtei Stift Stams in Österreich (750 Jahre) – 24.09.2023 – YouTube
15.10.2023
Ulf Weber
Heuer feiert das Stift Stams seinen 750. Geburtstag.
Die 1273 gegründete Zisterzienserabtei liegt etwa 30 Kilometer westlich von Innsbruck. Trotz seines eindrucksvollen Äußeren, seiner Kunstschätze im Innern und seiner bedeutenden Geschichte ist das Stift Stams über Tirol hinaus kaum bekannt. Viele Autofahrer, die von Deutschland in die Alpen oder nach Italien unterwegs sind, passieren das Kloster ohne anzuhalten. Dabei lohnen eine Besichtigung und eine Übernachtung im Stift, das im Süden und Norden von knapp 3 000 Meter hohen Bergketten eingerahmt ist.
Früher wallfahrteten die Menschen hierher. Heute kommen die meisten Besucher, um die prächtige barocke Stiftskirche, den Kreuzgang und das Museum zu bewundern oder Konzerte mit renommierten Musikern zu genießen. Einen großen Höhepunkt im Jubiläumsjahr bildete das Wochenende vom 23. und 24. September mit dem Festakt und dem Festgottesdienst. Überdies werden bis zum Jahresende beinahe wöchentlich Konzerte veranstaltet.
Ein Ort, an dem Gott geehrt wird
Bei einem Besuch darf man jedoch das Entscheidende nicht verpassen: Im Stift Stams leben seit seiner Gründung beinahe ununterbrochen Mönche, die täglich viermal zum Stundengebet und einmal zur heiligen Messe zusammenkommen. Das Kloster ist eben kein Museum, sondern ein Ort, an dem Gott geehrt und für das Heil der Welt gebetet wird. So sahen es auch seine Stifter. Ihr Ziel war das ewige Leben. Meinhard II., Graf von Görz und Tirol, stiftete zusammen mit seiner Frau Elisabeth 1273 das Kloster. Am 12. März trafen 17 Mönche aus dem Mutterkloster Kaisheim bei Donauwörth ein. Sie mussten zunächst mit hölzernen Gebäuden auskommen. Die spätere Stamser Pfarrkirche existierte jedoch schon. Sie ist dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Eine wundertätige Reliquie des Täufers machte sie zu einer bekannten Wallfahrtsstätte.
Meinhard II. hatte das Stift reichlich mit Gütern und Rechtstiteln ausgestattet, sodass die neu erbaute Stiftskirche bereits 1284 eingeweiht werden konnte. Dieser romanische Bau bildet heute noch den Kern der Basilika, wie man heute noch am Grundriss oder den drei Ostapsiden erkennen kann. In einer von ihnen ist sogar noch die Weihinschrift erhalten. Ab 1729 erfolgte der barocke Umbau der Stiftskirche. Die beiden Seitenschiffe wurden teilweise abgetragen und zu Seitenkapellen umgestaltet. Wer die Kirche von Westen aus betritt, kann wegen ihrer Länge von 84 Metern und ihrer reichen Ausstattung das Ende im Osten kaum erkennen.
Kreuzigungsgruppe mit “Österreichischem Grab”
Zuerst fällt der Blick auf die Kreuzigungsgruppe mit dem “Österreichischen Grab”. Darin befinden sich Standbilder der Nachfolger von Meinhard II. Er und seine Frau Elisabeth von Bayern, Witwe des Staufers Konrad IV., sind jedoch links vor dem Hochaltar bestattet, wo ihr Grabstein die Lage der Gruft markiert. Für den Besucher nicht sichtbar ist der vielleicht größte Schatz des Stiftes: das Urkundenarchiv. Fast lückenlos dokumentieren über 3 000 Urkunden die Geschichte des Klosters von seiner Gründung bis heute. Die wohl bedeutendste ist die Gründungsurkunde, die 1275 ausgestellt wurde.
Schenkungen vergrößerten den Besitz des Klosters danach rasch. Im Inntal besaß es Anfang des 14. Jahrhunderts Höfe von Landeck bis Schwaz, in Südtirol rund um Meran sowie in Schwaben im Gebiet von Füssen bis Landsberg. Eine Familie stiftete außerdem in Stams eine Kapelle als Begräbnisstätte, die die nach Stams gekommene Heiligblutsreliquie aufnahm. Die Heilig-Blut-Kapelle konnte 1306 geweiht werden. Wie die Stiftskirche wurde auch sie ab 1715 im Stil des Barock komplett umgestaltet. Seit 1757 beherbergt die Kapelle eine Kopie des Gnadenbildes der “Mutter vom Guten Rat” in Genazzano. Dieses Gnadenbild begründete die dritte Wahlfahrt von Stams – neben der zum Täufer und der zum Heiligblut.
Reichsinsignien im Stift
Mitte des 14. Jahrhunderts wurden wohl die Reichsinsignien des Deutschen Reiches (Kaiserkrone, Zepter, Schwert und Reichsapfel) eine Zeitlang im Stift aufbewahrt, wo man sie vor dem Zugriff des Böhmenkönigs Karl IV. schützen wollte. Historisch verbürgt ist Stams als Verhandlungsort zwischen dem deutschen König Maximilian I. und Abgesandten des türkischen Sultans Bayezid II. 1497. Maximilian wollte die Kämpfe zwischen beiden Mächten beenden und bot sich sogar für einen Zweikampf mit dem Sultan an. Tatsächlich kam im Jahr darauf ein Waffenstillstand zustande – ohne Zweikampf –, der bis zum Tod des späteren Kaisers 1519 hielt. Wer sich näher über die Geschichte des Stiftes Stams informieren will, kann das Stiftsmuseum aufsuchen. Hier ist ein Ausschnitt aus den reichen Magazinbeständen zu sehen, die Objekte der künstlerischen, musikalischen und geistig-wissenschaftlichen Aktivitäten der Mönche und anderer zeigen.
Ziel für Pilger und Touristen
Das 16. Jahrhundert war kein gutes für das Stift. Im Zuge der Reformation kam es 1525 zu einem Bauernaufstand, der auch vor Stams nicht halt machte. Schlimmeres ereignete sich 1552, als die Truppen des sächsischen Herzogs Moritz das Kloster plünderten und teilweise zerstörten. Das 17. und 18. Jahrhundert war dann eine Zeit der Blüte, wovon auch der mit 84 Skulpturen ausgestattete Hochaltar von 1610 zeugt. Das Zentrum bildet die Mutter Gottes mit dem Jesuskind. Der Altar ist so groß, dass er das Kirchenschiff beinahe vollständig ausfüllt.
Zum Markenzeichen des Stiftes wurden die beiden Zwiebeltürme des Fürstentraktes, die im Inntal schon von weitem sichtbar sind. Bei einer Führung können in der Prälatur über der Stiege das Fresko mit dem hl. Bernhard und dem Klosterplan besichtigt werden sowie der Bernardisaal im gleichnamigen Trakt. Dieser Saal ist besonders sehenswert, weil er vollständig mit Fresken ausgemalt ist, die Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard zeigen.
Der heilige Bernhard spielte eine wichtige Rolle bei der Etablierung des Zisterzienserordens im 12. Jahrhundert. Die zugrundeliegende Ordensregel verfasste jedoch der heilige Benedikt bereits im 6. Jahrhundert. Über sein Leben kann man sich im Kloster ebenfalls informieren, denn an vielen Stellen sind großformatige Gemälde aus dem Leben des heiligen Benedikt aufgehängt, die ursprünglich aus dem Kloster Ettal stammen. Sie konnten nach der vorübergehenden Aufhebung Ettals am Beginn des 19. Jahrhunderts erworben werden. Das Stift Stams entging der Aufhebung durch die seit 1805 über Tirol herrschenden Bayern ebenfalls nicht. Es wurde 1807 aufgelöst, konnte aber 1816 wiederhergestellt werden, nachdem Tirol wieder zu Österreich gehörte.
Aufhebung durch die Nazis
Das einschneidende Ereignis im 20. Jahrhundert bildete die Aufhebung des Stiftes unter den Nazis 1939. Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg war schwierig und wurde von zahlreichen Umbrüchen begleitet. Das Kloster entwickelte sich zu einer vielfältigen Bildungsstätte, welches das Gymnasium Meinhardinum, zwei Hochschulen und außerhalb des Stiftsgeländes das Schigymnasium beherbergt. Den Großteil des einstigen Grundbesitzes gab man für ein geringes Entgelt ab. Auf diese Weise entstand zum Beispiel das Dorf Stams rund um das Kloster. Seit 1998 konnten dann mit Mitteln des Landes Tirol alle Gebäude des Stiftes generalsaniert werden. Zuletzt wurde im September das barocke Gartenhaus eingeweiht. Derzeit beten und arbeiten im Stift Stams 18 Mönche. Einige von ihnen sind in der Pfarrseelsorge tätig, die von Anfang an eine wichtige Aufgabe der Stamser Mönche darstellte. Unter den Brüdern sind fünf aus Vietnam.
Rekreation der Mönche
Wenn man nach einem Rundgang durch das umfangreiche Gelände oder einer Führung durch die Stiftskirche, den Kreuzgang und den Bernardisaal etwas in sich gehen möchte, bietet sich dafür die bewirtschaftete Orangerie vor den beiden Zwiebeltürmen an. Unterhalb von ihr befindet sich der Klosterladen, in dem man Brot und Gebäck sowie Marmeladen, Saft, Most und Liköre aus klostereigener Herstellung erwerben kann. Auf diese Weise körperlich gestärkt kann man nun den Heimweg antreten oder die Besichtigung mit einer Wanderung auf die klostereigene Stamser Alm in 1873 Metern Höhe abschließen. Das abgeschiedene Gelände mit einer Rokoko-Kapelle diente früher zur Rekreation der Mönche. Doch die seelisch-geistliche Neuausrichtung auf Jesus Christus bleibt nicht nur das Ziel von Ordensleuten, sondern eines jeden Christen. Auch dazu kann ein Besuch des Stifts dienen.
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