Eine Synode außerhalb der Zeit

Eines kann man jetzt schon sagen: Die erste der beiden römischen Bischofsynoden im dreijährigen Weltprozess zur Synodalität scheint den “Veranstaltern” zu gelingen: Friedlich und harmlos sitzen die Synodalen an ihren runden Tischen in der Nervi-Halle des Vatikans und simulieren die Herabkunft des Heiligen Geistes

Quelle

20.10.2023

Guido Horst

Eines kann man jetzt schon sagen: Die erste der beiden römischen Bischofsynoden im dreijährigen Weltprozess zur Synodalität scheint den “Veranstaltern” zu gelingen: Friedlich und harmlos sitzen die Synodalen an ihren runden Tischen in der Nervi-Halle des Vatikans und simulieren die Herabkunft des Heiligen Geistes. Betend, schweigend und aufeinander hörend arbeiten sie sich durch das geistig-geistliche Drehbuch dieser Tage zu den Themen Gemeinschaft, Teilhabe und Mission.

Wenn in den kleinen Sprachkreisen alle am Tisch das Ihrige gesagt haben, verstummt die Runde und Schweigen ist angesagt. Dann richtet mancher der Synodalen suchend den Blick nach oben, zur kühn geschwungenen Betondecke der Halle, ob da nicht vielleicht doch eine kleine weiße Taube zu entdecken ist, die der Versammlung den Beistand der himmlischen Mächte verheißt. Vielleicht ist es das, was die Kirche derzeit braucht: das Ende des klerikalen Standesdünkels, des Von-oben-herab der hohen Geistlichkeit, des sich selbst beweihräuchernden Bischofsstands und der Kardinäle mit “cappa magna“, die den dummen Laien den Ring zum Kusse reichen. An den runden Tischen der Synode sind sie jetzt alle gleich. Allerdings sind einige gleicher: die Macher im Synodensekretariat, die das Gesagte in eine Synthese einfließen lassen, die dann noch einmal ein Jahr lang durchzukauen ist. Am Ende, das wissen alle aber auch, gibt es dann nur einen, der den Sack zumachen wird: Papst Franziskus wird irgendwann das Ergebnis des synodalen Weltprozesses verkünden. Denn nur er, so ist sein Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernández überzeugt, hat als Nachfolger Petri das besondere Charisma, das Glaubensgut in den Klippen dieser Zeit zu bewahren.

Synodale Selbstfindung statt Sinnstiftung

Während also den Spitzen der Kirchenleitungen aller Nationen von oben diese ignatianischen Exerzitien der Synodalität und Unterscheidung verordnet wurden, brennt draußen die Welt: Der Flächenbrand des “Dritten Weltkriegs in Stücken” (Franziskus) hat jetzt auch die glimmenden Feuer des Nahen Osten auflodern lassen. Wieder erlebt die vatikanische Diplomatie eine Demütigung. Den Kriegen dieser Welt schaut sie tatenlos zu.

Aber auch sonst stehen überall die Katholiken mit dem Rücken zur Wand: In den alten christlichen Kernlanden soll ein “Recht auf Abtreibung” den Ungeborenen jede Menschenwürde nehmen. Um die Identität der Geschlechter aufzulösen, werden Jugendliche und schon Kleinkinder sexualisiert.

Die Praxen der Therapeuten sind heute voll mit Heranwachsenden, die über “TikTok” und Konsorten das eigene Ich verloren haben. Euthanasie und Beihilfe zur Selbsttötung sollen Kranken und Alten den “schönen Tod” ermöglichen, während man in den Biolaboren der Welt die künstliche Erschaffung des Menschen probt. Es geht um das Menschenbild der Bibel, um – mystisch gesprochen – den “Baum des Lebens”, den der postchristliche Relativismus umhauen will. Vor allem die Sinnlosigkeit macht sich breit. Selbst in Lateinamerika, wo Katholiken in Scharen zu den Sekten übertreten, steigen die Selbstmordraten unter Jugendlichen rapide. Auch das ist am Rande der Bischofsversammlung zu hören. Mit seiner Selbstfindung beschäftigt scheint der synodale Weltprozess etwas außerhalb der Zeit zu stehen. War die Selbstbezüglichkeit der Kirche nicht die Krankheit, die der soeben gewählte Franziskus austreiben wollte? Nicht dass man der Synode irgendwann vorwerfen wird, zu den brandaktuellen und brandgefährlichen Anfeindungen der christlichen Wahrheit über den Menschen und seine Natur geschwiegen zu haben.

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