13. September 1983 | Johannes Paul II.

Gebet für die österreichische Nation bei der Wallfahrt zum Heiligtum Mariazell (13. September 1983) | Johannes Paul II.

Quelle
Johannes Paul II. erstmals in Österreich vom 18.09.1983 – ORF-TVthek
Österreich (10. – 13. September 1983) | Johannes Paul II. (vatican.va)
Johannes Paul II.: Bleibende Worte bei Besuchen in Österreich (kathpress.at)
Pastoralbesuch in Österreich 1983: Treffen mit Jugendlichen im Praterstadion – Hl. Papst Johannes Paul II. (jp2.at)
Wallner: Johannes Paul II. würde auch heute vor Zukunftsangst warnen

1. Selig bist Du, Maria, die Du geglaubt hast! So lobpreisen wir Dich zusammen mit Elisabeth (Lk1, 45). Selig bist Du, Mutter unseres Herrn Jesus Christus und Mutter der Kirche.

Unser aller Mutter bist Du, die wir heute diese Wallfahrt zu Deinem Heiligtum in Mariazell unternommen haben: Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute, Seminaristen, Novizen und viele Gläubige von nah und fern zusammen mit dem Nachfolger des Apostels Petrus inmitten des pilgernden Gottesvolkes.

Vor Dir möchten wir dieses Gebet unserer Weihe aussprechen. Deinem reinen Herzen vertrauen wir alles an, was uns in dieser Stunde zutiefst bewegt: all unsere berechtigten Wünsche und Hoffnungen, zugleich aber auch unsere Sorgen und Leiden. Führe uns mit unseren Freuden und Lasten zu Deinem Sohn, in das Heiligtum seines liebenden Herzens, damit er seinen Brüdern und Schwestern den Vater zeige, das selige Ziel unserer Wege.

2. Heilige Mutter von Mariazell! Dir überantworten wir dieses Land mit seinen Dörfern und Städten, ganz Österreich und seine Bewohner. Sein kostbares Erbe, das Christentum, möge weiterhin das Leben der einzelnen und der Familien, das Leben der Gesellschaft und des Staates heilen und prägen. Es helfe allen, den tiefsten Sinn ihres irdischen Lebensweges zu finden. Es wecke wieder Mut und Hoffnung für die Tage und Jahre, die kommen.

3. Deinem mütterlichen Herzen, Maria, vertrauen wir vor allem diejenigen an, die von Leid und Schmerz bedrückt sind: Kranke und Behinderte, Männer und Frauen in schwierigen Ehen, Kinder in zerstrittenen Familien, Menschen mit drückenden Schulden, Arbeitslose, Entwurzelte, Strafgefangene. Wieviel Tränen, wieviel Angst, wieviel Dunkel auf dem Weg! Das Kreuz Deines Sohnes leuchte ihnen auf als Zeichen des unendlichen Erbarmens Gottes. Zeige ihnen die Gesinnung Christi, die es möglich macht, das Böse durch das Gute zu besiegen (Röm 12, 21) durch tapfere Liebe zu einer neuen Lebenserfüllung zu gelangen. Nimm an, barmherzige Mutter, jeden selbstlosen Samariterdienst, jede freiwillig geschenkte Stunde im Dienst für den Nächsten in Bedrängnis!

4. Ebenso empfehlen wir Dir die Menschen in der vollen Kraft ihres Lebens, Männer und Frauen, die für ihre Familie, für ihren Berufsbereich, für die Gemeinschaftsaufgaben im Lande verantwortlich sind. Laß sie in der Frohen Botschaft Licht und Kraft für ihre Pläne und Entscheidungen finden, geleitet von einem reifen christlichen Gewissen: die Väter und Mütter, die Lehrer und Ärzte, die Wissenschaftler und Politiker, die Polizisten, Soldaten und alle, die dem Gemeinwohl dienen. Zeige ihnen den leuchtenden Wert der Wahrheit, das hohe Gut der Gerechtigkeit, den stillen Glanz der Selbstlosigkeit!

5. Deinen mütterlichen Schutz, Maria, erbitten wir auch für die junge Generation: Kinder, Burschen und Mädchen, junge Männer und Frauen. Geleite sie behutsam Schritt für Schritt auf dem Weg christlicher Verantwortung für sich selbst und die Gemeinschaft: die Mutigen und die Starken, die Unternehmungslustigen und die Zupackenden; ebenso die Stillen, die Zögernden, die Abwägenden; die Lachenden und die Ernsten.

Laß in ihren Herzen das Licht jener Ideale nicht verlöschen, die dem Leben des Menschen seinen wahren Wert geben. Niemand soll sie auslöschen: weder die jungen Menschen selbst noch irgendjemand sonst. Mutter, segne die Jugend, daß sie fähig werde, von sich selbst viel zu fordern und anderen viel zu geben, den Versuchungen einer Genußwelt zu widerstehen und dem Wohl ihres Nächsten zu dienen.

6. Schließlich weihen wir Dir, Gottesmutter von Mariazell, die Kirche Jesu Christi hier in Österreich: alle, die in ihr Verantwortung tragen und ihr dienen, alle Hirten und Gläubigen ín den Diözesen Salzburg und Wien; Sankt Pölten und Linz; Graz-Seckau und Eisenstadt; Gurk, Innsbruck und Feldkirch. Die Kirche erfülle heute wie in Zukunft ihren Heilsauftrag: im Namen des Evangeliums Jesu Christi, in fester Einheit mit den anderen Ortskirchen der Weltkirche und mit dem Petrusamt in Rom, zum Wohl und Segen aller Menschen dieses Landes, der Einheimischen und der Zugezogenen, der Gläubigen und der Suchenden.

Mutter der Kirche, zeige dem Volk Gottes in diesem Lande wieder den Weg, Berufungen zum Priestertum und Ordensleben in größerer Zahl zu entdecken und zu fördern. Möge sich zugleich das vielfältige Laienapostolat noch vertiefen und ausbreiten, die missionarische Verantwortung aller noch zunehmen. Magna Mater Austriae, segne die Kirche Österreichs!

Christus, Guter Hirt der Deinen, nimm im Herzen Deiner Mutter unser ganzes Vertrauen, unseren guten Willen, unsere hochherzige Weihe entgegen.

Amen.

© Copyright 1983 – Libreria Editrice Vaticana

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