15. August – Was der Volksmund “Maria Himmelfahrt” nennt
Die Bedeutung des Fests Mariä Himmelfahrt erklärt der Theologe Hubert Weber
Vor über 60 Jahren verkündete Papst Pius XII. das Dogma von der “leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel”. Was im Volksmund “Maria Himmelfahrt” genannt wird, sei etwas anderes als “Christi Himmelfahrt”, erklärt der Theologe Hubert Philipp Weber.
Am 15. August feiert die Kirche das “Hochfest der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel”. Das Dogma wurde am 1. November 1950 von Papst Pius XII. durch die Bulle “Munificentissimus Deus” verkündet. Es drückt aus, dass Maria “nach der Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden ist”.
Maria Himmelfahrt und Christi Himmelfahrt
Der Volksmund nennt das Fest einfach “Maria Himmelfahrt”. Dies müsse von “Christi Himmelfahrt” unterschieden werden, betont der Wiener Theologe Hubert Philipp Weber: “Himmelfahrt heißt ja, jemand geht selbst. Bei Maria ist das anders. Es ist nicht ihr Handeln, sondern Christus handelt an ihr.” Das Fest sei damit auch ein Christusfest, weil Christus seine Mutter in den Himmel aufnehme, so Weber.
Leib und Geschichte
Was zu “Maria Himmelfahrt” gefeiert werde, sei die allen Menschen verheißene “leibliche Auferstehung”; an Maria sei diese schon geschehen und komme an diesem Festtag besonders in den Blick, erklärt Weber und macht aufmerksam, dass mit der “Auferstehung des Leibes” mehr gemeint sei als “Haut und Knochen”. Der Ausdruck Leib stehe für die Art und Weise, wie wir an der Welt teilhaben, auch für unsere Geschichte. “All das soll in der Auferstehung vollendet werden, das ist der Glaube der Kirche”, so Weber.
Marienverehrung zur kirchlichen Erneuerung
Das Marien-Dogma sei vielleicht die prominenteste Entscheidung, keineswegs die einzige des damaligen Papstes Pius XII, erläutert Weber. Neben anderen Bewegung erwartete sich der Papst auch von der Marienverehrung eine Erneuerung der Kirche. Erst nach einer Befragung der Bischöfe aller Diözesen beschloss Pius XII. den bereits seit dem 3. Jahrhundert existierenden Glauben an die Aufnahme Marias in den Himmel zum Dogma zu machen.
Wann gibt’s das nächste Dogma?
Und auf die Frage, wann denn das nächste Dogma zu erwarten sei, meint Weber zunächst: Bezeichnend sei, dass das Marien-Dogma anders als in der Vergangenheit nicht zur Abwehr falscher Glaubensvorstellungen beschlossen wurde. Und das Zweite Vatikanische Konzil habe die Methode, ein Dogma zur Klärung strittiger Glaubensfragen zu verwenden, überhaupt abgelehnt. In der Verkündigung von heute sei es wichtiger, dass die Kirche sich frage, wo sie stehe und was ihr Auftrag in der Welt von heute ist. Vor allem in Fragen von weniger großer Bedeutung werden Antworten heute eher Richtlinien oder in Enzykliken gegeben – “dafür brauchen wir das außerordentliche Instrument der Dogmenverkündigung nicht”, so Weber.
Erstellt von: Der Sonntag, 2010
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