Seit 25 Jahren im Weinberg des Herrn DANKE!

Am 6. Juni 1998 durfte Bischof Wolf­gang Haas meh­rere Män­ner zu Pries­tern wei­hen. Heute fei­ern Andreas Falow, Andreas M. Fuchs, Roland Graf, Gre­gor Niggli, Wer­ner M. Reich­lin, Urs Traub und Mar­cel von Hol­zen ihr 25-​jähriges Priesterjubiläum

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Wir gratulieren ihnen zu ihrem Jubiläum und danken ihnen für ihren treuen Dienst und ihr Zeugnis. Wir wünschen allen Gottes reichen Segen für ihr weiteres Wirken!

Während 25 Jahren verändern sich die Menschen, verändert sich die Gesellschaft, verändert sich die Kirche. Swiss-cath.ch hat bei den Jubilaren nachgefragt, was sie während dieser Zeit erlebt haben, wie ihre Sicht des Priestersein heute ist und warum sie noch immer gerne Priester sind. Trotz hoher Arbeitsbelastung fanden einige Zeit, auf unsere Fragen zu antworten. Heute beginnen wir – in alphabetischer Reihenfolge – mit den Porträts von Andreas Farlow, Touristenseelsorger auf Mallorca, Andreas Fuchs, Bischofsvikar des Bistums Chur, und Roland Graf, Pfarrer in Unteriberg und Studen.

Andreas Falow – Zusammen mit den Gläubigen das Reich Gottes bereits hier auf Erden aufbauen

Andreas Falow arbeitet da, wo andere Urlaub machen: auf den Balearen. Zuvor war er in den Kantonen Zürich und Graubünden tätig, davon zehn Jahre in Arosa als Touristenseelsorger.

Die vergangenen 25 Jahre sind wie im Fluge vergangen. Dabei stellte und stellt jeder Tag neue Anforderungen und birgt neue Herausforderungen in sich. “Wenn man sich der Vorsehung Gottes anvertraut, ist und bleibt das priesterliche Leben herausfordernd und spannend zugleich”, ist er überzeugt.

Die wertvollsten Momente für ihn sind und bleiben die tägliche Messe und das priesterliche Stundengebet, mit dem der Tag beginnt und auch endet. So habe der Tag eine Struktur und lasse gleichzeitig genügend Freiraum für die Begegnung mit den Menschen. Besondere Erfahrungen ermöglichten ihm diverse Wallfahrten, so z. B. die Vereidigung der Schweizer Gardisten. “Ein besonders trauriges Erlebnis war der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. An seiner letzten Generalaudienz auf dem Petersplatz durfte ich zugegen sein.” In lebhafter Erinnerung bleiben Andreas Falow auch die morgendlichen Andachten und Messen bei den Schwestern von Mutter Teresa in Zürich.

In den vergangenen Jahren nahm er eine Veränderung des Priesterberufs wahr. “Für sozialkaritative und sozialdiakonische Aufgaben ist im Alltag des Durchschnittspriesters nicht mehr so viel Platz wie noch vor dreissig oder vierzig Jahren. Die Verwaltungsaufgaben und die innerkirchliche Gremienarbeit haben immer mehr zugenommen und binden in ungeahnter Weise die Kräfte des Priesters”, hält er fest. Dies geht auf Kosten des Kontakts zu den Gläubigen.

Andreas Falow nimmt regelmässig an geistlichen Tagungen oder Exerzitien teil, dabei werde sein Glaubensleben oftmals erneuert und vertieft. “Im Austausch mit anderen Geistlichen oder Ordensangehörigen gibt es vielfach neue Impulse, die das spirituelle Leben erneuern und bereichern.”

Die Spendung der heiligen Sakramente für die Gläubigen ist ihm besonders wichtig. “Dabei kommt es nicht so sehr auf meine Person an, sondern dass ich stellvertretend für Christus tätig bin”, erklärt er und fährt fort: “Zusammen mit den Gläubigen das Reich Gottes bereits hier auf Erden aufzubauen, ist eine immerwährende, zutiefst erfüllende Aufgabe. Den Auftrag, die heilige Eucharistie täglich mit den Gläubigen zu feiern, ist eine immerwährende Freude.”

Andreas Falow gibt jungen Menschen, die den Ruf Gottes spüren, den Rat: “Das Berufungsgeschehen ist etwas ganz Persönliches und birgt ein gewisses Geheimnis in sich. Es ist die Geschichte, die Gott mit einem jungen Menschen schreibt. Diese besondere Gottesbeziehung gilt es zu bewahren. Dafür muss man manchmal kämpfen und man muss Widerstände überwinden.” Der Rückhalt im Glauben und die Hilfestellung einer katholischen Gemeinschaft ist dabei von Vorteil, wie er aus eigener Erfahrung weiss.

“Andreas M. Fuchs – Es gibt nichts Schöneres, als Jesus den Menschen schenken zu können”

“Priestersein ist kein Beruf, ist kein Job!”, stellt Andreas M. Fuchs klar. “Mir scheint es in unserer Zeit wichtiger denn je, die Identität des Priesters wieder ganz neu zu entdecken. Es wäre sehr sinnvoll, die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Wesen des Priesters zu lesen, zu betrachten und dann auch zu leben.” Er selbst hat sich intensiv mit dem priesterlichen Dienst auseinandergesetzt. So kann er nach 25 Jahren sagen: “So wie sich das Wesen des Priesterseins nicht verändert hat, hat sich eigentlich auch meine Vorstellung vom Priestersein nicht geändert.” Rückblickend auf die vergangenen Jahre erklärt er selbstkritisch, wie viel mehr er hätte tun können. Aber ein anderer Gedanke überwiegt: “Wie Jesus und Maria mir jeden Tag beistehen und mir viele, viele Gnaden schenken und wie dankbar ich darüber bin.”

Die wertvollsten und schönsten Momente seiner priesterlichen Tätigkeit waren jene, die er bei der Spendung der Sakramente, vor allem bei der täglichen heiligen Messe und bei der Beichte erfahren durfte. “Zu sehen, wie jemandem buchstäblich ein Stein vom Herzen fällt, wenn ihm bei der Lossprechung die Sünden vergeben werden, ist wunderbar.” Auch die vielen herzlichen Begegnungen und Gespräche mit Menschen im Laufe dieser letzten 25 Jahre bedeuten ihm viel. Noch heute staunt er immer wieder aufs Neue über das Wunder der heiligen Messe: “Jede heilige Messe so zu feiern, als wäre es die erste, die letzte und die einzige, den eucharistischen Jesus anzubeten und ihm das Herz zu schenken, ist etwas vom Schönsten.”

Andreas M. Fuchs ist auch heute noch gerne Priester. Einerseits weil ihn Jesus dazu berufen hat, andererseits weil es für ihn nichts Schöneres gibt, als Jesus den Menschen schenken zu können: durch die Verkündigung des Wortes Gottes, durch die Lossprechung, durch die geistliche Begleitung, ihnen Jesus in der heiligen Kommunion spenden zu dürfen, wo er wahrhaft und wirklich in Person gegenwärtig ist.

Damit das Priesterleben gelingt, rät er jungen Männern, die sich zum Priester berufen fühlen, ein gutes geistliches Leben zu führen: “Das Wort Gottes täglich zu betrachten und zu befolgen, jeden Tag den Rosenkranz zu beten und die heilige Messe mitzufeiern, die Gebote Gottes zu halten, mindestens einmal im Monat zu beichten und einen weisen Priester als geistlichen Begleiter zu haben.”

Sein Ratschlag für alle Menschen lautet: “Bemühen wir uns, dort, wo Jesus uns berufen hat, den Willen Gottes zu tun und so heilig zu werden und nehmen wir uns zu Herzen, was der heilige Pater Pio sagte: ‘Liebt die Muttergottes und macht, dass sie geliebt wird!'”

Andreas M. Fuchs war nach der Priesterweihe zunächst als Vikar in Oerlikon tätig, dann in Egg ZH. Von 2002 bis 2008 wirkte er als Pfarrer in Lenzerheide GR, danach von 2008 bis 2011 als Pfarrer in Wetzikon. 2011 berief ihn Bischof Vitus Huonder zum Generalvikar für die Bistumsregion Graubünden. Bischof Joseph Maria Bonnemain ernannte ihn 2021 zum Bischofsvikar für das geweihte Leben und die Fremdsprachigenseelsorge.

Roland Graf – die Beziehung zu Christus motiviert und trägt

“Es waren arbeitsreiche, spannende und herausfordernde Jahre mit Höhen und Tiefen”, meint Roland Graf rückblickend auf die letzten 25 Jahre.

In seiner Zeit als Priester hat sich einiges verändert, besonders für jene Priester, die in Seelsorgeräumen arbeiten. “Es gibt Priester, die an einem gewöhnlichen Freitag unter Umständen an drei verschiedenen Orten die heilige Messe feiern”, erzählt er. Es gäbe auch Gemeindeleiterinnen und -leiter, die die Gläubigen ihrer Pfarreien auf eucharistischen Entzug setzen, obwohl es in der Nähe einen pensionierten Priester gäbe, der gern noch die heilige Messe für diese Pfarrei feiern oder aushelfen würde. “Die mit dem Priesteramt verbundenen Aufgaben sind gleich geblieben, sie müssen aber in einem schwierigeren, religiös unmusikalischeren Umfeld umgesetzt werden.” Insgesamt sei der Druck auf die Pfarrer grösser geworden – auch wegen des zunehmenden Ballasts an administrativem Kleinkram.

Doch es gab und gibt auch immer wieder schöne Momente. Zwei Erlebnisse sind Roland Graf in besonderer Erinnerung geblieben. Im ersten Fall traf er eine Person aus der Umgebung immer wieder im Spital an. Diese hatte beim Spitaleintritt jeweils ausdrücklich erklärt, keinen Besuch von einem Priester zu wünschen. “Aber entweder war gerade eine andere Person aus der Pfarrei im gleichen Zimmer oder eben erst entlassen worden und ich wusste das nicht. So kam es dann zu einem Gespräch mehr über die Welt als über Gott”, erinnert sich Roland Graf. Diese vier oder fünf Begegnungen im Spital erstreckten sich über rund zehn Jahre. “Dann liess diese Person mich rufen, obwohl ich gar nicht mehr für sie zuständig war, und sie starb versehen mit der heiligen Krankensalbung, mit allen sakramentalen Stärkungen, die ich mir angesichts des Todes auch wünschen würde. Zufall? Nein!” Er ist überzeugt, dass jemand wohl jahrelang für diese Person gebetet hat. Eine Begegnung, die er nie vergessen wird. Gerade in der Begleitung von Sterbenden ist die Gnade Gottes greifbar. “Ich durfte bei vielen Sterbenden einen Reifeprozess feststellen, sodass ich jeweils selbst tief beeindruckt war, in welcher Haltung sie die heilige Kommunion empfingen.”

Die zweite Erinnerung betrifft eine Katechesestunde in der Erstkommunionvorbereitung. “Ich erzählte den Kindern von der Liebe Gottes, die so unfassbar gross ist, dass er seinen einzigen Sohn für uns am Kreuz hingab. Und ich sprach davon, wie wichtig es sei, dass wir auf diese Liebe antworten.” Am Schluss der Stunde erhielt er von einem der Kinder ein Geschenk: ein mit Leuchtstiften vollgemaltes Blatt. “Auf den ersten Blick schien es eine richtige Verschwendung. Leuchtstifte sind ja dazu da, besonders Wichtiges hervorzuheben. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, was da darauf stand: WIR LIEBEN JESUS. JESUS LIEBT UNS. Das war eine wunderbare Zusammenfassung, die zeigt, dass Jesus nicht umsonst die Kinder als Vorbilder hingestellt und sie gesegnet hat.”

Er ist immer noch mit Freude Priester. Die nötige Kraft für seinen Dienst, um Freud und Leid mit den Gläubigen zu teilen und das Evangelium zu verkünden, findet er in der Feier der Eucharistie. “Es ist die Beziehung zu Christus, die mich motiviert und trägt.”

Jungen Männern, die in sich den Ruf zu Nachfolge spüren, empfiehlt er, diesen wichtigen Entscheid im Lichte der Ratschläge des heiligen Ignatius zu fällen. Wichtig sei aber auch eine gute geistliche Begleitung. “Für das Studium ist eine Spiritualität nötig, ein permanentes Bitten um die Gaben des Heiligen Geistes, denn die Glaubenswahrheiten werden an den theologischen Fakultäten nicht mehr auf dem Silbertablett serviert.” Wenn “faule Äpfel” serviert werden, müsse man selbst recherchieren, was die Katholische Kirche lehrt und wie sie das Evangelium umsetzt.

An seinem Jubiläum ist er vor allem dankbar: allen bekannten und unbekannten Personen, die ihn in den letzten 25 Jahren mit ihrem Gebet begleitet haben, und allen, die ihn während des Studiums begleitet und unterstützt haben. Er denkt dabei vor allem an das Vorbereitungsjahr Lauretanum in Zizers, mit dem im Bistum Chur Pionierarbeit geleistet wurde.

Roland Graf wirkte von 1998 bis 2005 in Unteriberg und Studen SZ als Vikar. Danach war er in Alpthal SZ Pfarradministrator. 2011 wechselte er zurück nach Unteriberg und Studen, um dort als Pfarrer zu wirken. Von 2008 bis 2022 war Roland Graf Mitglied der Bioethikkommission der Schweizer Bischofskonferenz.

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