Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt kritisieren deutschen “Synodalen Weg” in Brandbrief

Vier Kardinäle und 70 Bischöfe aus aller Welt haben einen Brief an die deutschen Bischöfe aus “wachsender Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente” geschrieben  *UPDATE

Quelle
Im vollen Wortlaut: Der “Brief an unsere Mitbrüder im Bischofsamt in Deutschland”
*Initiative “Neuer Anfang”: Eine “Abfuhr erster Klasse” für deutschen “Synodalen Weg”
Verletzte Einheit: der Synodale Irrweg in Deutschland
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Von CNA Deutsch Nachrichtenredaktion

Bonn, 12. April 2022 (CNA Deutsch)

Vier Kardinäle und 70 Bischöfe aus aller Welt haben einen Brief an die deutschen Bischöfe aus “wachsender Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente” geschrieben.

In ihrem Schreiben – hier der volle Wortlaut – warnen die Unterzeichner, dass der sogenannte “Synodale Weg” in eine – so wörtlich – “Sackgasse” zu führen droht und “zerstörerische Effekte” hat.

Der Brief führt sieben gebündelte Bedenken und Warnungen mit Blick auf die umstrittene Veranstaltung ins Feld, die 2019 von Kardinal Reinhard Marx im Namen der Bischofskonferenz ausgerufen wurde.

Zu den Unterzeichern des Briefs gehören prominente Prälaten aus aller Welt, darunter Kardinal George Pell aus Australien, Kardinal Wilfred Napier aus Südafrika, Kardinal Francis Arinze aus Nigeria sowie Kardinal Raymond Burke aus den USA.

Dutzende Würdenträger aus den USA, Kanada, Tansania und Ghana, Italien und Kamerun haben den Brief ebenfalls unterzeichnet – und weitere sind laut Organisatoren eingeladen, sich per Email anzuschliessen.  

“Synodaler Weg” untergräbt Autorität des Papstes

Die Kardinäle und Bischöfe erklären, dass der sogenannte “Synodale Weg” Auswirkungen auf die Kirche und Gläubigen weltweit habe. Und sie warnen, dass der deutsche Prozess dabei “die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Autorität” untergrabe, “einschliesslich der von Papst Franziskus” – ebenso wie “die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift”.

Die Texte der deutschen Veranstaltung, kritisiert das Schreiben, scheinen grossteils “von soziologischen Analysen und zeitgenössischen politischen Ideologien, einschliesslich der Genderideologie, inspiriert zu sein” – statt vom Wort Gottes und der Tradition gemäss dem Zweiten Vatikanischen Konzil.
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Ausserdem verenge der “Synodale Weg” den Begriff der christlichen Freiheit, “die an die Wahrheit gebunden und auf das Gute und letztendlich auf die Glückseligkeit des Menschen hin geordnet” ist.

Bürokratisch, freudlos, sklerotisch

“Die Freude des Evangeliums – die für das christliche Leben wesentlich ist, wie Papst Franziskus so oft betont – scheint den Diskussionen und Texten des Synodalen Weges völlig zu fehlen”, stellen die Würdenträger fest.

Vielmehr sei der Prozess das Gegenteil: Der “Synodale Weg” werde von Experten und Ausschüssen bestimmt”, und das Verfahren sei “bürokratielastig, zwanghaft kritisch und nach innen gerichtet”.

“Damit spiegelt es selbst eine weit verbreitete kirchliche Sklerose wider und widerspricht ironischer Weise Ton und Charakter des Evangeliums”, so die 74 Kirchenmänner.

Zudem sei der deutsche Prozess auf Machtfragen fokussiert, die Kirche aber letztlich keine Institution, sondern Gemeinschaft: “nicht egalitär, sondern familiär, komplementär und hierarchisch – ein Volk, das durch die gemeinsame Liebe aller zu Jesus Christus und zueinander im Namen Christi zusammengehalten wird”.

“Die Reform der Strukturen bedeutet keineswegs schon die Bekehrung der Herzen”, betonen die Unterzeichner. Ein Anliegen, das auch schon Papst Franziskus in seinem Brief an die deutschen Katholiken deutlich anklingen hat lassen.

Schadet der deutsche Prozess der Synodalität?

Abschliessend warnen die vier Kardinäle und 70 Bischöfe aus Afrika, Europa, Ozeanien und Amerika, dass der “Synodale Weg” sogar Gefahr läuft, dank seiner zerstörerischen Effekte “einige Bischöfe und viele, fromme Laien dazu [zu] bringen, der Idee der ‘Synodalität’ selbst zu misstrauen”.

Das Schreiben warnt die deutschen Bischöfe: “Dies würde das notwendige Gespräch innerhalb der Kirche über die Erfüllung ihrer Mission zur Bekehrung und Heiligung der Welt schmerzhaft behindern”.

Der Offene Brief ist – neben anderen Interventionen – das mittlerweile dritte Schreiben binnen weniger Wochen, in dem Bischöfe und Bischofskonferenzen ihre Sorge über die Form, die Inhalte, die Entwicklungen und Beschlüsse der deutschen Debattenveranstaltung öffentlich zum Ausdruck bringen.

In seinen Antworten an die polnische und die nordische Bischofskonferenz hat Bischof Georg Bätzing von Limburg – der aktuell amtierende Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz und Ko-Präsident des “Synodalen Wegs” – beteuert, dass die Kirche in Deutschland seines Erachtens nicht Gefahr laufe, sich von der Weltkirche abzuspalten. Kritiker in Deutschland – darunter die Initiative “Neuer Anfang” – sehen das anders: Sie befürchten schon länger eine “neue Reformation” durch den umstrittenen Prozess.

LINK-TIPP: CNA Deutsch hat den vollen Wortlaut des Schreibens der Kardinäle und Bischöfe in der deutschsprachigen Fassung unter diesem Link dokumentiert.

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